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Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724.

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Dazu kommt auch noch dieses/ daß die Russen/ weyland mit den hiesigen Wenden grosse Verkehr im Handel und Wandel gehabt/ und die Alten Wendischen See-Städte dieser Gegend/ so nunmehro alle verstöhret sind/ als Oldenburg im Wagerlande / Rerich im Mecklenburgischen/ Arcona und Wineta auf Rügen und in Pommern / häuffig besucht und darinnen Kaufmannschaft getrieben/ nicht weniger auch die Wendischen und Obetritischen Printzen nicht selten mit den Russischen Fürsten Mariagen und Heyrathen getroffen haben/ wie des Königes Vitislai und der beyden Miecislaorum Exempel ausweiset.

Aber gesetzt/ daß Fürst Rurick aus dem Wager-Lande der Obetriten sey nach Rußland beruffen worden/ und daß man endlich dem Herrn von Herberstein zu gefallen solche Conjectur vor wahr passiren liesse; so hat man doch nicht eben nöthig zu glauben/ daß Rurick und seine Brüder eines Stammes und Geschlechtes mit unsren alten Obetritischen oder Wendischen Königen gewesen/ davon die Mecklenburgischen Hertzogen und Fürsten in richtiger Ordnung herstammen. So scheinet auch Herberstein solches eben nicht zu behaupten.

Man muß freylich gestehen/ daß solches nicht ausdrücklich vom Herberstein sey gesaget worden/ allein/ es haben solches andere erzehlet/ welche genauer nach der Genealogie und Geschlechte der Durchl. Hertzogen von Me-

Von der Reussen Mascopey und Verkehr mit den Wenden dieser Gegend durch Gelegenheit des Baltischen Meeres / handelt Helmold in Chronico Slavor. lib. 1. c. 2. ausführl. Joh. Micralius im alten Pommerlande lib. 2. p. 124. sqq. Vitislaus oder Witzlaff der 28. Konig der Wenden/ und Obetriten vermählte sich mit einer Princesse aus Reussen und Litthauen/ mit der er 3. Söhne Thr asiconem, Gudlaibum gezeuget. Miecislaus I. oder Mitzlaff des Witzlaffs Vetter ein Obetritischer Fürst heyrathete die Antoniam eine Princesse aus Reußland. Miecislaus 2. der Obetriten 36. König erwehlte zur andern Gemahlin eines Fürsten aus Pleskow Tochter/ aus welcher Ehe/ der Großmächtige König der Wenden Bilungus gebohren. Annal. Meclenb. Will jemand einwenden/ daß diese proetendirte Vermählungen mit Rußischen Printzeßinnen/ vielleicht von den Pohlnischen Reussen zu verstehen seyn/ und nich/ von den Moscowitischen Reussen. Resp. wir verstehen es von dem Russia alba sive magna Moscovia; Ursache: weil diese weisse Reussen mit Litthauen und Lieffland sich gräntzeten und also mit den Wenden an der Ost. See per mare correspondirten/ dergleichen Correspondence die rothe und schwartze Reussen der Gegend Wolhiniem / Podolien und Wallachlen/ item nach der Tartarey hinaus/ bey weiten nicht hatten.

Dazu kommt auch noch dieses/ daß die Russen/ weyland mit den hiesigen Wenden grosse Verkehr im Handel und Wandel gehabt/ und die Alten Wendischen See-Städte dieser Gegend/ so nunmehro alle verstöhret sind/ als Oldenburg im Wagerlande / Rerich im Mecklenburgischen/ Arcona und Wineta auf Rügen und in Pommern / häuffig besucht und darinnen Kaufmannschaft getrieben/ nicht weniger auch die Wendischen und Obetritischen Printzen nicht selten mit den Russischen Fürsten Mariagen und Heyrathen getroffen haben/ wie des Königes Vitislai und der beyden Miecislaorum Exempel ausweiset.

Aber gesetzt/ daß Fürst Rurick aus dem Wager-Lande der Obetriten sey nach Rußland beruffen worden/ und daß man endlich dem Herrn von Herberstein zu gefallen solche Conjectur vor wahr passiren liesse; so hat man doch nicht eben nöthig zu glauben/ daß Rurick und seine Brüder eines Stammes und Geschlechtes mit unsren alten Obetritischen oder Wendischen Königen gewesen/ davon die Mecklenburgischen Hertzogen und Fürsten in richtiger Ordnung herstammen. So scheinet auch Herberstein solches eben nicht zu behaupten.

Man muß freylich gestehen/ daß solches nicht ausdrücklich vom Herberstein sey gesaget worden/ allein/ es haben solches andere erzehlet/ welche genauer nach der Genealogie und Geschlechte der Durchl. Hertzogen von Me-

Von der Reussen Mascopey und Verkehr mit den Wenden dieser Gegend durch Gelegenheit des Baltischen Meeres / handelt Helmold in Chronico Slavor. lib. 1. c. 2. ausführl. Joh. Micralius im alten Pommerlande lib. 2. p. 124. sqq. Vitislaus oder Witzlaff der 28. Konig der Wenden/ und Obetriten vermählte sich mit einer Princesse aus Reussen und Litthauen/ mit der er 3. Söhne Thr asiconem, Gudlaibum gezeuget. Miecislaus I. oder Mitzlaff des Witzlaffs Vetter ein Obetritischer Fürst heyrathete die Antoniam eine Princesse aus Reußland. Miecislaus 2. der Obetriten 36. König erwehlte zur andern Gemahlin eines Fürsten aus Pleskow Tochter/ aus welcher Ehe/ der Großmächtige König der Wenden Bilungus gebohren. Annal. Meclenb. Will jemand einwenden/ daß diese proetendirte Vermählungen mit Rußischen Printzeßinnen/ vielleicht von den Pohlnischen Reussen zu verstehen seyn/ und nich/ von den Moscowitischen Reussen. Resp. wir verstehen es von dem Russia alba sive magna Moscovia; Ursache: weil diese weisse Reussen mit Litthauen und Lieffland sich gräntzeten und also mit den Wenden an der Ost. See per mare correspondirten/ dergleichen Correspondence die rothe und schwartze Reussen der Gegend Wolhiniem / Podolien und Wallachlen/ item nach der Tartarey hinaus/ bey weiten nicht hatten.
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        <p>Aber gesetzt/ daß Fürst Rurick aus dem Wager-Lande der Obetriten sey nach                      Rußland beruffen worden/ und daß man endlich dem Herrn von Herberstein zu                      gefallen solche Conjectur vor wahr passiren liesse; so hat man doch nicht eben                      nöthig zu glauben/ daß Rurick und seine Brüder eines Stammes und Geschlechtes                      mit unsren alten Obetritischen oder Wendischen Königen gewesen/ davon die                      Mecklenburgischen Hertzogen und Fürsten in richtiger Ordnung herstammen. So                      scheinet auch Herberstein solches eben nicht zu behaupten.</p>
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[411/0459] Dazu kommt auch noch dieses/ daß die Russen/ weyland mit den hiesigen Wenden grosse Verkehr im Handel und Wandel gehabt/ und die Alten Wendischen See-Städte dieser Gegend/ so nunmehro alle verstöhret sind/ als Oldenburg im Wagerlande / Rerich im Mecklenburgischen/ Arcona und Wineta auf Rügen und in Pommern / häuffig besucht und darinnen Kaufmannschaft getrieben/ nicht weniger auch die Wendischen und Obetritischen Printzen nicht selten mit den Russischen Fürsten Mariagen und Heyrathen getroffen haben/ wie des Königes Vitislai und der beyden Miecislaorum Exempel ausweiset. Aber gesetzt/ daß Fürst Rurick aus dem Wager-Lande der Obetriten sey nach Rußland beruffen worden/ und daß man endlich dem Herrn von Herberstein zu gefallen solche Conjectur vor wahr passiren liesse; so hat man doch nicht eben nöthig zu glauben/ daß Rurick und seine Brüder eines Stammes und Geschlechtes mit unsren alten Obetritischen oder Wendischen Königen gewesen/ davon die Mecklenburgischen Hertzogen und Fürsten in richtiger Ordnung herstammen. So scheinet auch Herberstein solches eben nicht zu behaupten. Man muß freylich gestehen/ daß solches nicht ausdrücklich vom Herberstein sey gesaget worden/ allein/ es haben solches andere erzehlet/ welche genauer nach der Genealogie und Geschlechte der Durchl. Hertzogen von Me- Von der Reussen Mascopey und Verkehr mit den Wenden dieser Gegend durch Gelegenheit des Baltischen Meeres / handelt Helmold in Chronico Slavor. lib. 1. c. 2. ausführl. Joh. Micralius im alten Pommerlande lib. 2. p. 124. sqq. Vitislaus oder Witzlaff der 28. Konig der Wenden/ und Obetriten vermählte sich mit einer Princesse aus Reussen und Litthauen/ mit der er 3. Söhne Thr asiconem, Gudlaibum gezeuget. Miecislaus I. oder Mitzlaff des Witzlaffs Vetter ein Obetritischer Fürst heyrathete die Antoniam eine Princesse aus Reußland. Miecislaus 2. der Obetriten 36. König erwehlte zur andern Gemahlin eines Fürsten aus Pleskow Tochter/ aus welcher Ehe/ der Großmächtige König der Wenden Bilungus gebohren. Annal. Meclenb. Will jemand einwenden/ daß diese proetendirte Vermählungen mit Rußischen Printzeßinnen/ vielleicht von den Pohlnischen Reussen zu verstehen seyn/ und nich/ von den Moscowitischen Reussen. Resp. wir verstehen es von dem Russia alba sive magna Moscovia; Ursache: weil diese weisse Reussen mit Litthauen und Lieffland sich gräntzeten und also mit den Wenden an der Ost. See per mare correspondirten/ dergleichen Correspondence die rothe und schwartze Reussen der Gegend Wolhiniem / Podolien und Wallachlen/ item nach der Tartarey hinaus/ bey weiten nicht hatten.

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Zitationshilfe: Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724, S. 411. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724/459>, abgerufen am 19.05.2024.