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Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724.

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Schlösser verschrieben worden. Endlich haben die sämtliche Städte und Adel in Preussen und Pommerellen/ wegen des zu grossen Muthwillens der Ordens Herren einen allgemeinen Bund wieder sie geschlossen/ und sich unter den Schutz des Königs in Pohlen begeben/ welcher endlich mit dem Orden diesen Vertrag getroffen/ daß die Creutz - Herren ihm das Ober-Preussen/ darin Elbingen/ Thorn/ Pommerellen/ das Culmische Gebieth / und die Neringe gelegen ist/ und das Königliche Preussen hinfort geheissen wurde/ abtreten musten: hingegen der letzte Hochmeister Marggraf Albrecht von Brandenburg den Ordens - Habit ablegte/ und sich unter des Königs Schutz/ als ein Lehn-Mann und Hertzog von Preussen begeben. Nachdem aber Hertzog Albrechts Sohn/ Albrecht Friederich ohne Männliche Erben verstorben/ sind die nieder Preußischen Länder auf den Churfürsten von Brandenburg gestammet. Und dies nun so viel von der Praetension so die Marggrafen von Brandenburg als Ordens-Meister an hinter Pommern zu haben vermeinet. Folget nun ordentlich die Historie/ wie der Churfürsten zu Brandenburg Praetension an Vor-Pommern nach und nach erwachsen.

Anno 1213. hatten anfänglich die Marggrafen zu Brandenburg mit denen Pommerischen Fürsten einen Gräntz - Streit/ deswegen der Marggraf das Schloß Aderberg bauete; weil aber beyde Pommerische Hertzoge kurtz darauf verfielen/ Casimirus anno 1217. auf der Reisse zum heiligen Grab/ und Bogilaus fünff Jahr hernach / hat sich der Streit so ferne bald geendiget. Kurtz darauf verfiel Johannes der Erste Churfürst zu Brandenburg nebst Ottone seinem Bruder abermahl Hertzogen Barnimo dem ersten in Pommern ein/ so man hernach die Neumarck geheissen / hausseten übel darinnen/ und nahmen es fast gantz hinweg; die Hertzogen aber eroberten wieder aufs neu/ was sie verlohren hatten/ doch aber ward anno 1244. nach vielen Handlungen die Sache dahin verglichen/ daß Churfürst Johannes Hertzog Barnims Tochter mit Nahmen Hedewig zur Ehe genommen/ und an statt des Heurath Geldes die zuvor eingenommene Städte in der Neu-Marck und Uckerlande / und insonderheit die damahlig Pommerische Stadt Prentzlo erlanget hat; wie denn auch nachgehends Barnimus Marianam Marggrafens Ottonis des ersten Tochter wiederum zur Ehe genommen/ daß also auf beyden Seiten durch diese eheliche verbündnissen Friede gestifftet werden sollen. Nachdem aber Churfürst Johannes und Otto verstorben/ ist Marggraf Conradus wiederum denen Pommerischen Fürsten in den Colbitzischen District eingefallen/ und hat daselbst alles Land bis an Cammin verheeret/ worauf denn Hertzog Barnim wiederum veranlasset wurde in die Neumarck zu gehen/ und etliche Plätze als Preutzlow und Pasewalck weg zu nehmen; inzwischen starb Hertzog Barnimus und sind dessen Söhne abermahl von Marggraf Albrechten Johannis Sohn wegen etlicher Gräntz-Steitigkeiten/ mit Kireg überfal-

Schlösser verschrieben worden. Endlich haben die sämtliche Städte und Adel in Preussen und Pommerellen/ wegen des zu grossen Muthwillens der Ordens Herren einen allgemeinen Bund wieder sie geschlossen/ und sich unter den Schutz des Königs in Pohlen begeben/ welcher endlich mit dem Orden diesen Vertrag getroffen/ daß die Creutz - Herren ihm das Ober-Preussen/ darin Elbingen/ Thorn/ Pommerellen/ das Culmische Gebieth / und die Neringe gelegen ist/ und das Königliche Preussen hinfort geheissen wurde/ abtreten musten: hingegen der letzte Hochmeister Marggraf Albrecht von Brandenburg den Ordens - Habit ablegte/ und sich unter des Königs Schutz/ als ein Lehn-Mann und Hertzog von Preussen begeben. Nachdem aber Hertzog Albrechts Sohn/ Albrecht Friederich ohne Männliche Erben verstorben/ sind die nieder Preußischen Länder auf den Churfürsten von Brandenburg gestammet. Und dies nun so viel von der Praetension so die Marggrafen von Brandenburg als Ordens-Meister an hinter Pommern zu haben vermeinet. Folget nun ordentlich die Historie/ wie der Churfürsten zu Brandenburg Praetension an Vor-Pommern nach und nach erwachsen.

Anno 1213. hatten anfänglich die Marggrafen zu Brandenburg mit denen Pommerischen Fürsten einen Gräntz - Streit/ deswegen der Marggraf das Schloß Aderberg bauete; weil aber beyde Pommerische Hertzoge kurtz darauf verfielen/ Casimirus anno 1217. auf der Reisse zum heiligen Grab/ und Bogilaus fünff Jahr hernach / hat sich der Streit so ferne bald geendiget. Kurtz darauf verfiel Johannes der Erste Churfürst zu Brandenburg nebst Ottone seinem Bruder abermahl Hertzogen Barnimo dem ersten in Pommern ein/ so man hernach die Neumarck geheissen / hausseten übel darinnen/ und nahmen es fast gantz hinweg; die Hertzogen aber eroberten wieder aufs neu/ was sie verlohren hatten/ doch aber ward anno 1244. nach vielen Handlungen die Sache dahin verglichen/ daß Churfürst Johannes Hertzog Barnims Tochter mit Nahmen Hedewig zur Ehe genommen/ und an statt des Heurath Geldes die zuvor eingenommene Städte in der Neu-Marck und Uckerlande / und insonderheit die damahlig Pommerische Stadt Prentzlo erlanget hat; wie denn auch nachgehends Barnimus Marianam Marggrafens Ottonis des ersten Tochter wiederum zur Ehe genommen/ daß also auf beyden Seiten durch diese eheliche verbündnissen Friede gestifftet werden sollen. Nachdem aber Churfürst Johannes und Otto verstorben/ ist Marggraf Conradus wiederum denen Pommerischen Fürsten in den Colbitzischen District eingefallen/ und hat daselbst alles Land bis an Cammin verheeret/ worauf denn Hertzog Barnim wiederum veranlasset wurde in die Neumarck zu gehen/ und etliche Plätze als Preutzlow und Pasewalck weg zu nehmen; inzwischen starb Hertzog Barnimus und sind dessen Söhne abermahl von Marggraf Albrechten Johannis Sohn wegen etlicher Gräntz-Steitigkeiten/ mit Kireg überfal-

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Schlösser verschrieben worden.                      Endlich haben die sämtliche Städte und Adel in Preussen und Pommerellen/ wegen                      des zu grossen Muthwillens der Ordens Herren einen allgemeinen Bund wieder sie                      geschlossen/ und sich unter den Schutz des Königs in Pohlen begeben/ welcher                      endlich mit dem Orden diesen Vertrag getroffen/ daß die Creutz - Herren ihm das                      Ober-Preussen/ darin Elbingen/ Thorn/ Pommerellen/ das Culmische Gebieth /                      und die Neringe gelegen ist/ und das Königliche Preussen hinfort geheissen                      wurde/ abtreten musten: hingegen der letzte Hochmeister Marggraf Albrecht von                      Brandenburg den Ordens - Habit ablegte/ und sich unter des Königs Schutz/ als                      ein Lehn-Mann und Hertzog von Preussen begeben. Nachdem aber Hertzog Albrechts                      Sohn/ Albrecht Friederich ohne Männliche Erben verstorben/ sind die nieder                      Preußischen Länder auf den Churfürsten von Brandenburg gestammet. Und dies nun                      so viel von der Praetension so die Marggrafen von Brandenburg als Ordens-Meister                      an hinter Pommern zu haben vermeinet. Folget nun ordentlich die Historie/ wie                      der Churfürsten zu Brandenburg Praetension an Vor-Pommern nach und nach                      erwachsen.</p>
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[289/0336] Schlösser verschrieben worden. Endlich haben die sämtliche Städte und Adel in Preussen und Pommerellen/ wegen des zu grossen Muthwillens der Ordens Herren einen allgemeinen Bund wieder sie geschlossen/ und sich unter den Schutz des Königs in Pohlen begeben/ welcher endlich mit dem Orden diesen Vertrag getroffen/ daß die Creutz - Herren ihm das Ober-Preussen/ darin Elbingen/ Thorn/ Pommerellen/ das Culmische Gebieth / und die Neringe gelegen ist/ und das Königliche Preussen hinfort geheissen wurde/ abtreten musten: hingegen der letzte Hochmeister Marggraf Albrecht von Brandenburg den Ordens - Habit ablegte/ und sich unter des Königs Schutz/ als ein Lehn-Mann und Hertzog von Preussen begeben. Nachdem aber Hertzog Albrechts Sohn/ Albrecht Friederich ohne Männliche Erben verstorben/ sind die nieder Preußischen Länder auf den Churfürsten von Brandenburg gestammet. Und dies nun so viel von der Praetension so die Marggrafen von Brandenburg als Ordens-Meister an hinter Pommern zu haben vermeinet. Folget nun ordentlich die Historie/ wie der Churfürsten zu Brandenburg Praetension an Vor-Pommern nach und nach erwachsen. Anno 1213. hatten anfänglich die Marggrafen zu Brandenburg mit denen Pommerischen Fürsten einen Gräntz - Streit/ deswegen der Marggraf das Schloß Aderberg bauete; weil aber beyde Pommerische Hertzoge kurtz darauf verfielen/ Casimirus anno 1217. auf der Reisse zum heiligen Grab/ und Bogilaus fünff Jahr hernach / hat sich der Streit so ferne bald geendiget. Kurtz darauf verfiel Johannes der Erste Churfürst zu Brandenburg nebst Ottone seinem Bruder abermahl Hertzogen Barnimo dem ersten in Pommern ein/ so man hernach die Neumarck geheissen / hausseten übel darinnen/ und nahmen es fast gantz hinweg; die Hertzogen aber eroberten wieder aufs neu/ was sie verlohren hatten/ doch aber ward anno 1244. nach vielen Handlungen die Sache dahin verglichen/ daß Churfürst Johannes Hertzog Barnims Tochter mit Nahmen Hedewig zur Ehe genommen/ und an statt des Heurath Geldes die zuvor eingenommene Städte in der Neu-Marck und Uckerlande / und insonderheit die damahlig Pommerische Stadt Prentzlo erlanget hat; wie denn auch nachgehends Barnimus Marianam Marggrafens Ottonis des ersten Tochter wiederum zur Ehe genommen/ daß also auf beyden Seiten durch diese eheliche verbündnissen Friede gestifftet werden sollen. Nachdem aber Churfürst Johannes und Otto verstorben/ ist Marggraf Conradus wiederum denen Pommerischen Fürsten in den Colbitzischen District eingefallen/ und hat daselbst alles Land bis an Cammin verheeret/ worauf denn Hertzog Barnim wiederum veranlasset wurde in die Neumarck zu gehen/ und etliche Plätze als Preutzlow und Pasewalck weg zu nehmen; inzwischen starb Hertzog Barnimus und sind dessen Söhne abermahl von Marggraf Albrechten Johannis Sohn wegen etlicher Gräntz-Steitigkeiten/ mit Kireg überfal-

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Zitationshilfe: Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724/336>, abgerufen am 19.05.2024.