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Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724.

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uns in so weit zwar unbekannt/ mag doch wohl seyn/ daß sie mit denen Runischen eine grosse Verwandschaft gehabt/ wenn sie nicht gar mit selbigen einerley gewesen. Denn daß Schweden aus Teutschland bevölckert worden/ könte wieder den Herrn Rudbeck/ und andere gar leichte dargethan werden/ daß aber von diesen Schriften der Druyden nichts mehr übrig/ rühret vielleicht von nirgends anders / als von einigen Pfaffen her. Denn viele Münche/ die die damahlige Christl. Religion in Teutschland einführen musten/ waren lauter Italiener/ die ihre / an die Italiennischen Uppigkeiten gewöhnten Geister/ mit der schweren Teutschen Schrift und Sprache nicht verzärteln wolten/ daher musten solche insgesamt aus dem Wege geräumet/ verbrant/ oder sonst vertilget werden/ weil neml. ihren Vorgeben nach/ ein teuflischer Gottesdienst und teufflische Dinge darinne enthalten wären. Hingegen pfropften sie die Lateinische Sprache/ als ihres Groß Papa Mund-Art/ allenthalben ein/ dadurch die Teutsche Sprache endlich so niedergedrückt und verachtet ward/ daß kein Bauer dem andern einen Hauffen Mist s. v. verkauffen kunte/ es muste erst ein Lateinischer Contract darüber aufgesetzet werden/ wie dieses gantz bekante Dinge/ und sich selbst erweisende Wahrheiten seyn/ auch kein Vernünftiger selbigen hoffentlich wird wiedersprechen wollen/ obgleich vielen von uns die Papistisch-Lateinische Liebe annoch im Hertzen stecket. Daß immittelst noch zu des Caroli M. Zeiten/ viele Teutsche Monumenta vorhanden gewesen/ ist aus dem Eginhardo, in vita ejus zu ersehen/ woselbst er unter andern meldet: Es habe dieser Kayser alles/ was er in teutscher Sprache an Helden-Liedern/ und sonsten finden können/ zusammen tragen lassen/ denn vieles war durch die Italienischen Münche bereits verderbet worden/ wiewohl auch diese Sammlungen längstens verlohren gangen.

Diese Leute nun/ die Münche/ haben die teutsche Sprache immer sehrer untergedrucket/ weswegen sie auch die wenige Nachrichten/ die sie etwan in Historischen und andern Dingen hinterlassen/ alle in der Lateinischen abgefasset. Wer sich aber einbildet/ ob wäre bey denen Klöstern damahls eine grosse Gelahrsamkeit verhanden gewesen/ der hat von der Münche ihrer Erudition vielleicht eben so einen Concept, als wie die Mahometaner von dem Paradise zu hegen pflegen. Es ist wahr/ die Münche haben uns einige Nachricht von Teutschland und dessen Begebenheiten aufgezeichnet/ alleine selbige seind so elend/ so unvollkommen/ so kurtz abschnappend/ und allenthalben mit so vielen Fabeln besudelt/ auch so unhinlänglich/ daß/ wenn wir am besten gedencken fortzukommen/ wir jähnlig abbrechen müssen/ und durch die untauglichen Nachrichten/ wird uns gleichsam ein Justitium gebohten/ oder vielmehr ein verdrießlich Intervallum verursachet. Wären die Münche recht fleissige und gelahrte Männer gewesen/ so hätten sie alle und jede

uns in so weit zwar unbekannt/ mag doch wohl seyn/ daß sie mit denen Runischen eine grosse Verwandschaft gehabt/ wenn sie nicht gar mit selbigen einerley gewesen. Denn daß Schweden aus Teutschland bevölckert worden/ könte wieder den Herrn Rudbeck/ und andere gar leichte dargethan werden/ daß aber von diesen Schriften der Druyden nichts mehr übrig/ rühret vielleicht von nirgends anders / als von einigen Pfaffen her. Denn viele Münche/ die die damahlige Christl. Religion in Teutschland einführen musten/ waren lauter Italiener/ die ihre / an die Italiennischen Uppigkeiten gewöhnten Geister/ mit der schweren Teutschen Schrift und Sprache nicht verzärteln wolten/ daher musten solche insgesamt aus dem Wege geräumet/ verbrant/ oder sonst vertilget werden/ weil neml. ihren Vorgeben nach/ ein teuflischer Gottesdienst und teufflische Dinge darinne enthalten wären. Hingegen pfropften sie die Lateinische Sprache/ als ihres Groß Papa Mund-Art/ allenthalben ein/ dadurch die Teutsche Sprache endlich so niedergedrückt und verachtet ward/ daß kein Bauer dem andern einen Hauffen Mist s. v. verkauffen kunte/ es muste erst ein Lateinischer Contract darüber aufgesetzet werden/ wie dieses gantz bekante Dinge/ und sich selbst erweisende Wahrheiten seyn/ auch kein Vernünftiger selbigen hoffentlich wird wiedersprechen wollen/ obgleich vielen von uns die Papistisch-Lateinische Liebe annoch im Hertzen stecket. Daß immittelst noch zu des Caroli M. Zeiten/ viele Teutsche Monumenta vorhanden gewesen/ ist aus dem Eginhardo, in vita ejus zu ersehen/ woselbst er unter andern meldet: Es habe dieser Kayser alles/ was er in teutscher Sprache an Helden-Liedern/ und sonsten finden können/ zusammen tragen lassen/ denn vieles war durch die Italienischen Münche bereits verderbet worden/ wiewohl auch diese Sammlungen längstens verlohren gangen.

Diese Leute nun/ die Münche/ haben die teutsche Sprache immer sehrer untergedrucket/ weswegen sie auch die wenige Nachrichten/ die sie etwan in Historischen und andern Dingen hinterlassen/ alle in der Lateinischen abgefasset. Wer sich aber einbildet/ ob wäre bey denen Klöstern damahls eine grosse Gelahrsamkeit verhanden gewesen/ der hat von der Münche ihrer Erudition vielleicht eben so einen Concept, als wie die Mahometaner von dem Paradise zu hegen pflegen. Es ist wahr/ die Münche haben uns einige Nachricht von Teutschland und dessen Begebenheiten aufgezeichnet/ alleine selbige seind so elend/ so unvollkommen/ so kurtz abschnappend/ und allenthalben mit so vielen Fabeln besudelt/ auch so unhinlänglich/ daß/ wenn wir am besten gedencken fortzukommen/ wir jähnlig abbrechen müssen/ und durch die untauglichen Nachrichten/ wird uns gleichsam ein Justitium gebohten/ oder vielmehr ein verdrießlich Intervallum verursachet. Wären die Münche recht fleissige und gelahrte Männer gewesen/ so hätten sie alle und jede

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Zitationshilfe: Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724/29>, abgerufen am 21.11.2024.