Zollikofer, Georg Joachim: Andachtsübungen und Gebete zum Privatgebrauche für nachdenkende und gutgesinnte Christen. Leipzig, 1785.Nachdenk. über den Werth der Dinge. oft und in jedem einzelnen Falle thun, so oftwir zwischen beyden wählen sollen: wie vereh- rungsroürdig wird uns nicht jene, und wie ver- haßt wird uns dieses werden! Welche ange- nehme Vorstellungen werden sich nicht mit dem Begriffe der Tugend, und welche widri- ge, Abscheu erregende Empfindungen mit dem Begriffe des Lasters in unserm Verstande und in unserm Herzen verbinden; und wie leicht wird es uns eben dadurch werden, jedem An- triebe, jeder Aufforderung von jener zu folgen, und jeder Versuchung von diesem zu widerste- hen! Und ist das nicht der gerade, sichere Weg zur menschlichen Vollkommenheit? Eine fünfte Classe von Gegenständen, Je öfter sich uns diese Dinge darstellen; je und D 2
Nachdenk. über den Werth der Dinge. oft und in jedem einzelnen Falle thun, ſo oftwir zwiſchen beyden wählen ſollen: wie vereh- rungsroürdig wird uns nicht jene, und wie ver- haßt wird uns dieſes werden! Welche ange- nehme Vorſtellungen werden ſich nicht mit dem Begriffe der Tugend, und welche widri- ge, Abſcheu erregende Empfindungen mit dem Begriffe des Laſters in unſerm Verſtande und in unſerm Herzen verbinden; und wie leicht wird es uns eben dadurch werden, jedem An- triebe, jeder Aufforderung von jener zu folgen, und jeder Verſuchung von dieſem zu widerſte- hen! Und iſt das nicht der gerade, ſichere Weg zur menſchlichen Vollkommenheit? Eine fünfte Claſſe von Gegenſtänden, Je öfter ſich uns dieſe Dinge darſtellen; je und D 2
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Nachdenk. über den Werth der Dinge.
oft und in jedem einzelnen Falle thun, ſo oft
wir zwiſchen beyden wählen ſollen: wie vereh-
rungsroürdig wird uns nicht jene, und wie ver-
haßt wird uns dieſes werden! Welche ange-
nehme Vorſtellungen werden ſich nicht mit
dem Begriffe der Tugend, und welche widri-
ge, Abſcheu erregende Empfindungen mit dem
Begriffe des Laſters in unſerm Verſtande und
in unſerm Herzen verbinden; und wie leicht
wird es uns eben dadurch werden, jedem An-
triebe, jeder Aufforderung von jener zu folgen,
und jeder Verſuchung von dieſem zu widerſte-
hen! Und iſt das nicht der gerade, ſichere Weg
zur menſchlichen Vollkommenheit?
Eine fünfte Claſſe von Gegenſtänden,
worüber wir oft nachdenken müſſen, iſt der
Werth der Dinge, und insbeſondere derje-
nigen Dinge, die zu dem äußern Wohlſtande,
zu den Annehmlichkeiten und Bequemlichkeiten
des irrdiſchen Lebens gerechnet werden; der
Werth der Geſundheit, der Schönheit, des
Reichthums, der Ehre, des Ranges und
Standes, des ſinnlichen Vergnügens, der Uep-
pigkeit und Pracht, des Lebens ſelbſt.
Je öfter ſich uns dieſe Dinge darſtellen; je
mehr ſie mit allem, was wir ſehen, und hören
und
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