Zöckler, Otto: Die Lehre vom Urstand des Menschen. Gütersloh, 1879.VIII. Die Langlebigkeit der Patriarchen. welcher die ganz andersartigen klimatischen Verhältnisse der Erdevor der Sintfluth besonders betont, und G. A. Wimmer (1863), welcher sogar die Burnetsche Theorie von einer noch geraden Stel- lung der Erdaxe vor der Fluth und einem erst seit dieser ein- getretenen Jahreszeiten-Wechsel von Neuem vorträgt.1) Aehnlich C. E. Fürer (1868), der mehrere äußere Naturverhältnisse als den höheren Lebensaltern der Urzeit wahrscheinlich zu Grunde liegend andeutet.2) Vor allem statuirt auch er für die Urzeit eine weit höhere Temperatur, bezeugt durch die riesigen Palmen, die man im Eise der Polargegenden noch finde, und beruhend auf höherer und gleichmäßigerer Erdwärme als die jetzige ist. Die Sonnenwärme habe damals noch nicht so glutvoll einzuwirken nöthig gehabt, der Unterschied der Jahreszeiten sei in Bezug auf die Luftwärme noch ein verschwindender gewesen; der Wind, das Resultat der jetzigen Ungleichmäßigkeit in der Luftwärme, sei noch so gut wie ganz in Wegfall gekommen. Ferner habe, laut 1 Mos. 2, 6, bloßer Nebel, der von der Erde aufstieg, den Boden befeuchtet; des Regens werde ja erst seit der Sintfluth-Epoche gedacht. Für die einer stärkeren Feuchtigkeit bedürftigen Feldpflanzen hätte Gott in diesen noch regen- losen Jahrhunderten durch kräftig bewässernde Ströme, wie damals die des Paradieses und heute noch der Nil Aegyptens gesorgt. Sogar eine etwas andersartige Mischung der atmosphärischen Luft, als die heutige ist, könne für jene glücklicheren Urzeiten vielleicht gemuthmaaßt und so die um Vieles länger dauernde Widerstands- kraft der menschlichen Lunge gegen die aufzehrende Wirkung der Atmosphäre begreiflich gemacht werden. -- Dieß die äußeren Natur- bedingungen des Zeitalters der Makrobier nach den Annahmen 1) J. N. Tiele, Biblische Chronologie, Bremen 1839. -- G. A. Wimmer, Adam und sein Geschlecht, Versuch einer Geschichte der Menschheit aus ihrer ältesten Urkunde (Bremen 1863), S. 179. 2) C. E. Fürer, Das Lebensalter des Menschen in den verschiednen
Geschichtsperioden der Erde und der Menschheit -- Beweis d. Glaubens 1868, S. 97 f.; 184 ff. VIII. Die Langlebigkeit der Patriarchen. welcher die ganz andersartigen klimatiſchen Verhältniſſe der Erdevor der Sintfluth beſonders betont, und G. A. Wimmer (1863), welcher ſogar die Burnetſche Theorie von einer noch geraden Stel- lung der Erdaxe vor der Fluth und einem erſt ſeit dieſer ein- getretenen Jahreszeiten-Wechſel von Neuem vorträgt.1) Aehnlich C. E. Fürer (1868), der mehrere äußere Naturverhältniſſe als den höheren Lebensaltern der Urzeit wahrſcheinlich zu Grunde liegend andeutet.2) Vor allem ſtatuirt auch er für die Urzeit eine weit höhere Temperatur, bezeugt durch die rieſigen Palmen, die man im Eiſe der Polargegenden noch finde, und beruhend auf höherer und gleichmäßigerer Erdwärme als die jetzige iſt. Die Sonnenwärme habe damals noch nicht ſo glutvoll einzuwirken nöthig gehabt, der Unterſchied der Jahreszeiten ſei in Bezug auf die Luftwärme noch ein verſchwindender geweſen; der Wind, das Reſultat der jetzigen Ungleichmäßigkeit in der Luftwärme, ſei noch ſo gut wie ganz in Wegfall gekommen. Ferner habe, laut 1 Moſ. 2, 6, bloßer Nebel, der von der Erde aufſtieg, den Boden befeuchtet; des Regens werde ja erſt ſeit der Sintfluth-Epoche gedacht. Für die einer ſtärkeren Feuchtigkeit bedürftigen Feldpflanzen hätte Gott in dieſen noch regen- loſen Jahrhunderten durch kräftig bewäſſernde Ströme, wie damals die des Paradieſes und heute noch der Nil Aegyptens geſorgt. Sogar eine etwas andersartige Miſchung der atmoſphäriſchen Luft, als die heutige iſt, könne für jene glücklicheren Urzeiten vielleicht gemuthmaaßt und ſo die um Vieles länger dauernde Widerſtands- kraft der menſchlichen Lunge gegen die aufzehrende Wirkung der Atmoſphäre begreiflich gemacht werden. — Dieß die äußeren Natur- bedingungen des Zeitalters der Makrobier nach den Annahmen 1) J. N. Tiele, Bibliſche Chronologie, Bremen 1839. — G. A. Wimmer, Adam und ſein Geſchlecht, Verſuch einer Geſchichte der Menſchheit aus ihrer älteſten Urkunde (Bremen 1863), S. 179. 2) C. E. Fürer, Das Lebensalter des Menſchen in den verſchiednen
Geſchichtsperioden der Erde und der Menſchheit — Beweis d. Glaubens 1868, S. 97 f.; 184 ff. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0280" n="270"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">VIII.</hi> Die Langlebigkeit der Patriarchen.</fw><lb/> welcher die ganz andersartigen klimatiſchen Verhältniſſe der Erde<lb/> vor der Sintfluth beſonders betont, und G. A. Wimmer (1863),<lb/> welcher ſogar die Burnetſche Theorie von einer noch geraden Stel-<lb/> lung der Erdaxe vor der Fluth und einem erſt ſeit dieſer ein-<lb/> getretenen Jahreszeiten-Wechſel von Neuem vorträgt.<note place="foot" n="1)">J. N. <hi rendition="#g">Tiele,</hi> Bibliſche Chronologie, Bremen 1839. — G. A. <hi rendition="#g">Wimmer,</hi><lb/> Adam und ſein Geſchlecht, Verſuch einer Geſchichte der Menſchheit aus ihrer<lb/> älteſten Urkunde (Bremen 1863), S. 179.</note> Aehnlich<lb/> C. E. Fürer (1868), der mehrere äußere Naturverhältniſſe als<lb/> den höheren Lebensaltern der Urzeit wahrſcheinlich zu Grunde liegend<lb/> andeutet.<note place="foot" n="2)">C. E. <hi rendition="#g">Fürer,</hi> Das Lebensalter des Menſchen in den verſchiednen<lb/> Geſchichtsperioden der Erde und der Menſchheit — Beweis d. Glaubens 1868,<lb/> S. 97 f.; 184 ff.</note> Vor allem ſtatuirt auch er für die Urzeit eine weit<lb/> höhere Temperatur, bezeugt durch die rieſigen Palmen, die man im<lb/> Eiſe der Polargegenden noch finde, und beruhend auf höherer und<lb/> gleichmäßigerer Erdwärme als die jetzige iſt. Die Sonnenwärme<lb/> habe damals noch nicht ſo glutvoll einzuwirken nöthig gehabt, der<lb/> Unterſchied der Jahreszeiten ſei in Bezug auf die Luftwärme noch<lb/> ein verſchwindender geweſen; der Wind, das Reſultat der jetzigen<lb/> Ungleichmäßigkeit in der Luftwärme, ſei noch ſo gut wie ganz in<lb/> Wegfall gekommen. Ferner habe, laut 1 Moſ. 2, 6, bloßer Nebel,<lb/> der von der Erde aufſtieg, den Boden befeuchtet; des Regens werde<lb/> ja erſt ſeit der Sintfluth-Epoche gedacht. Für die einer ſtärkeren<lb/> Feuchtigkeit bedürftigen Feldpflanzen hätte Gott in dieſen noch regen-<lb/> loſen Jahrhunderten durch kräftig bewäſſernde Ströme, wie damals<lb/> die des Paradieſes und heute noch der Nil Aegyptens geſorgt.<lb/> Sogar eine etwas andersartige Miſchung der atmoſphäriſchen Luft,<lb/> als die heutige iſt, könne für jene glücklicheren Urzeiten vielleicht<lb/> gemuthmaaßt und ſo die um Vieles länger dauernde Widerſtands-<lb/> kraft der menſchlichen Lunge gegen die aufzehrende Wirkung der<lb/> Atmoſphäre begreiflich gemacht werden. — Dieß die äußeren Natur-<lb/> bedingungen des Zeitalters der Makrobier nach den Annahmen<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [270/0280]
VIII. Die Langlebigkeit der Patriarchen.
welcher die ganz andersartigen klimatiſchen Verhältniſſe der Erde
vor der Sintfluth beſonders betont, und G. A. Wimmer (1863),
welcher ſogar die Burnetſche Theorie von einer noch geraden Stel-
lung der Erdaxe vor der Fluth und einem erſt ſeit dieſer ein-
getretenen Jahreszeiten-Wechſel von Neuem vorträgt. 1) Aehnlich
C. E. Fürer (1868), der mehrere äußere Naturverhältniſſe als
den höheren Lebensaltern der Urzeit wahrſcheinlich zu Grunde liegend
andeutet. 2) Vor allem ſtatuirt auch er für die Urzeit eine weit
höhere Temperatur, bezeugt durch die rieſigen Palmen, die man im
Eiſe der Polargegenden noch finde, und beruhend auf höherer und
gleichmäßigerer Erdwärme als die jetzige iſt. Die Sonnenwärme
habe damals noch nicht ſo glutvoll einzuwirken nöthig gehabt, der
Unterſchied der Jahreszeiten ſei in Bezug auf die Luftwärme noch
ein verſchwindender geweſen; der Wind, das Reſultat der jetzigen
Ungleichmäßigkeit in der Luftwärme, ſei noch ſo gut wie ganz in
Wegfall gekommen. Ferner habe, laut 1 Moſ. 2, 6, bloßer Nebel,
der von der Erde aufſtieg, den Boden befeuchtet; des Regens werde
ja erſt ſeit der Sintfluth-Epoche gedacht. Für die einer ſtärkeren
Feuchtigkeit bedürftigen Feldpflanzen hätte Gott in dieſen noch regen-
loſen Jahrhunderten durch kräftig bewäſſernde Ströme, wie damals
die des Paradieſes und heute noch der Nil Aegyptens geſorgt.
Sogar eine etwas andersartige Miſchung der atmoſphäriſchen Luft,
als die heutige iſt, könne für jene glücklicheren Urzeiten vielleicht
gemuthmaaßt und ſo die um Vieles länger dauernde Widerſtands-
kraft der menſchlichen Lunge gegen die aufzehrende Wirkung der
Atmoſphäre begreiflich gemacht werden. — Dieß die äußeren Natur-
bedingungen des Zeitalters der Makrobier nach den Annahmen
1) J. N. Tiele, Bibliſche Chronologie, Bremen 1839. — G. A. Wimmer,
Adam und ſein Geſchlecht, Verſuch einer Geſchichte der Menſchheit aus ihrer
älteſten Urkunde (Bremen 1863), S. 179.
2) C. E. Fürer, Das Lebensalter des Menſchen in den verſchiednen
Geſchichtsperioden der Erde und der Menſchheit — Beweis d. Glaubens 1868,
S. 97 f.; 184 ff.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |