Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.1728. Jhr solt, so lieb euch eure Seelen, dem Bräutigam nicht un- treu seyn, Jhr solt ihm eurer Tempel Hölen zugleich mit Leib und Seele weyhn, Jhr solt die Lust der Welt verleugnen, wir geben euch die Hän- de drauf; So wird euch GOttes Lamm bezeichnen, so ruhet ihr nach treuem Lauf! Die ihr der Seligen Verwandte, und Vater oder Mutter seyd, Geschwister oder sonst Bekandte, ermahnet euch zum Glau- bens-Streit, Graf Heinrich Wilhelm! ohne Zweifel, ergeben sie den Wil- len drein, Jhr gantzes Hauß entsagt dem Teufel, und nimmt den Mann der Selgen ein! LXXVI. Auf seiner Tochter Benigne drit- ten Jahrs-Tag. AUf, Benigna, liebes Kind! Laß dich JEsu nur geschwind: Dieses ist der einge Rath, Daß man meine Liebe hat. Was mein Sinn gewesen ist, Als du etwas worden bist, Und was deine Mutter trieb, Das ist uns noch immer lieb. JEsus, JEsus nur allein Soll und kan uns alles seyn: Jn ihm liebet man ein Kind, Das uns ausser ihm verschwindt. Bliebest du ein Stückgen Fleisch, Hättest noch so viel Geräusch, Maul und Gaben, und Verstand, Ohne Kraft; das hieß ich Tand. Was solt unvernünft'ger seyn; Als sich über was erfreun, Dessen
1728. Jhr ſolt, ſo lieb euch eure Seelen, dem Braͤutigam nicht un- treu ſeyn, Jhr ſolt ihm eurer Tempel Hoͤlen zugleich mit Leib und Seele weyhn, Jhr ſolt die Luſt der Welt verleugnen, wir geben euch die Haͤn- de drauf; So wird euch GOttes Lamm bezeichnen, ſo ruhet ihr nach treuem Lauf! Die ihr der Seligen Verwandte, und Vater oder Mutter ſeyd, Geſchwiſter oder ſonſt Bekandte, ermahnet euch zum Glau- bens-Streit, Graf Heinrich Wilhelm! ohne Zweifel, ergeben ſie den Wil- len drein, Jhr gantzes Hauß entſagt dem Teufel, und nimmt den Mann der Selgen ein! LXXVI. Auf ſeiner Tochter Benigne drit- ten Jahrs-Tag. AUf, Benigna, liebes Kind! Laß dich JEſu nur geſchwind: Dieſes iſt der einge Rath, Daß man meine Liebe hat. Was mein Sinn geweſen iſt, Als du etwas worden biſt, Und was deine Mutter trieb, Das iſt uns noch immer lieb. JEſus, JEſus nur allein Soll und kan uns alles ſeyn: Jn ihm liebet man ein Kind, Das uns auſſer ihm verſchwindt. Bliebeſt du ein Stuͤckgen Fleiſch, Haͤtteſt noch ſo viel Geraͤuſch, Maul und Gaben, und Verſtand, Ohne Kraft; das hieß ich Tand. Was ſolt unvernuͤnft’ger ſeyn; Als ſich uͤber was erfreun, Deſſen
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1728.
Jhr ſolt, ſo lieb euch eure Seelen, dem Braͤutigam nicht un-
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Jhr ſolt ihm eurer Tempel Hoͤlen zugleich mit Leib und Seele
weyhn,
Jhr ſolt die Luſt der Welt verleugnen, wir geben euch die Haͤn-
de drauf;
So wird euch GOttes Lamm bezeichnen, ſo ruhet ihr nach
treuem Lauf!
Die ihr der Seligen Verwandte, und Vater oder Mutter ſeyd,
Geſchwiſter oder ſonſt Bekandte, ermahnet euch zum Glau-
bens-Streit,
Graf Heinrich Wilhelm! ohne Zweifel, ergeben ſie den Wil-
len drein,
Jhr gantzes Hauß entſagt dem Teufel, und nimmt den Mann
der Selgen ein!
LXXVI. Auf ſeiner Tochter Benigne drit-
ten Jahrs-Tag.
AUf, Benigna, liebes Kind!
Laß dich JEſu nur geſchwind:
Dieſes iſt der einge Rath,
Daß man meine Liebe hat.
Was mein Sinn geweſen iſt,
Als du etwas worden biſt,
Und was deine Mutter trieb,
Das iſt uns noch immer lieb.
JEſus, JEſus nur allein
Soll und kan uns alles ſeyn:
Jn ihm liebet man ein Kind,
Das uns auſſer ihm verſchwindt.
Bliebeſt du ein Stuͤckgen Fleiſch,
Haͤtteſt noch ſo viel Geraͤuſch,
Maul und Gaben, und Verſtand,
Ohne Kraft; das hieß ich Tand.
Was ſolt unvernuͤnft’ger ſeyn;
Als ſich uͤber was erfreun,
Deſſen
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Zitationshilfe: | Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735/188>, abgerufen am 25.07.2024. |