Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.
Wärst du aber lahm und krum, Ubersichtig, taub und stumm, Und giengst nur zum Leben ein; O wie theur solt'st du mir seyn! Nun, mein Töchtergen, wohlan! GOtt hat viel an dir gethan; Leib und Seele sind gantz fein: Wie wirds mit dem Geiste seyn? Unser Liebe seh' auf dich, Wie sie pflegt, barmhertziglich, Und als einen todten Mann Nehm sie dich zur Wartung an! Mein und deiner Mutter Kraft Hat dir nichts voraus geschaft: Heissen andrer Kinder rein; So solst du ein Sünder seyn. JEsus solls alleine thun, Jhm soll unsre Hofnung ruhn: Jhm trauts unser Hertze zu, Daß er Treue an dir thu. Diß Jahr müssest du verlohrn, Dieses Jahr zur Gnad erkohrn, Und durchs Blut des Lammes rein, Und aus Geist gezeuget seyn. LXXVII. Auf seiner Gräfin Nahmens-Tag, Dorotheä. HJer werffen wir uns vor dir nieder, Und singen dir geringe Lieder, Der du, nach abgelegter Last. Den Nahmen über alle hast. Die übrigen vom Weibes-Saamen Sind Menschen unbekannte Nahmen, Jhr M 2
Waͤrſt du aber lahm und krum, Uberſichtig, taub und ſtumm, Und giengſt nur zum Leben ein; O wie theur ſolt’ſt du mir ſeyn! Nun, mein Toͤchtergen, wohlan! GOtt hat viel an dir gethan; Leib und Seele ſind gantz fein: Wie wirds mit dem Geiſte ſeyn? Unſer Liebe ſeh’ auf dich, Wie ſie pflegt, barmhertziglich, Und als einen todten Mann Nehm ſie dich zur Wartung an! Mein und deiner Mutter Kraft Hat dir nichts voraus geſchaft: Heiſſen andrer Kinder rein; So ſolſt du ein Suͤnder ſeyn. JEſus ſolls alleine thun, Jhm ſoll unſre Hofnung ruhn: Jhm trauts unſer Hertze zu, Daß er Treue an dir thu. Diß Jahr muͤſſeſt du verlohrn, Dieſes Jahr zur Gnad erkohrn, Und durchs Blut des Lammes rein, Und aus Geiſt gezeuget ſeyn. LXXVII. Auf ſeiner Graͤfin Nahmens-Tag, Dorotheaͤ. HJer werffen wir uns vor dir nieder, Und ſingen dir geringe Lieder, Der du, nach abgelegter Laſt. Den Nahmen uͤber alle haſt. Die uͤbrigen vom Weibes-Saamen Sind Menſchen unbekannte Nahmen, Jhr M 2
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1729.
Deſſen uns in Ewigkeit
Vor des Lammes Stuhl gereut?
Waͤrſt du aber lahm und krum,
Uberſichtig, taub und ſtumm,
Und giengſt nur zum Leben ein;
O wie theur ſolt’ſt du mir ſeyn!
Nun, mein Toͤchtergen, wohlan!
GOtt hat viel an dir gethan;
Leib und Seele ſind gantz fein:
Wie wirds mit dem Geiſte ſeyn?
Unſer Liebe ſeh’ auf dich,
Wie ſie pflegt, barmhertziglich,
Und als einen todten Mann
Nehm ſie dich zur Wartung an!
Mein und deiner Mutter Kraft
Hat dir nichts voraus geſchaft:
Heiſſen andrer Kinder rein;
So ſolſt du ein Suͤnder ſeyn.
JEſus ſolls alleine thun,
Jhm ſoll unſre Hofnung ruhn:
Jhm trauts unſer Hertze zu,
Daß er Treue an dir thu.
Diß Jahr muͤſſeſt du verlohrn,
Dieſes Jahr zur Gnad erkohrn,
Und durchs Blut des Lammes rein,
Und aus Geiſt gezeuget ſeyn.
LXXVII. Auf ſeiner Graͤfin Nahmens-Tag,
Dorotheaͤ.
HJer werffen wir uns vor dir nieder,
Und ſingen dir geringe Lieder,
Der du, nach abgelegter Laſt.
Den Nahmen uͤber alle haſt.
Die uͤbrigen vom Weibes-Saamen
Sind Menſchen unbekannte Nahmen,
Jhr
M 2
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