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Ritterhold von Blauen [i. e. Zesen, Philipp von]: Adriatische Rosemund. Amsterdam, 1645.

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Lust- und
tig zu länken wuste/ daß es ihderman mit grohsser
lust ansahe. Er führt' einen köchcher an der seite/
hihlt' einen gespannten bogen in der hand/ und sa-
he sich mit einem listigen und verscha ktem lachchen
nahch ihderman üm. Das Frauen-folk/ welches
seine königin entfangen wolte/ stund schohn auf
allen seiten üm den flus här-üm/ und hihs di Libin-
ne mit einem fräuden-geschrei wül-kommen. Jn-
dähm nuhn solches alles fohr-lühf/ so gahb diser der
Libinnen trozzige fuhrman einer jungfrauen/ na-
mendlich Hart-ahrt (welche mitten unter dem
hauffen stund/ und üm di ankunft der Libinne nicht
vihl bekümmert zu sein schine) einen solchen harten
schus/ daß si also-bald in ohnmacht zur ärden zu
sunken begunte.

Jndähm sich nuhn dise armsälige in solcher tohd-
ten-angst und verschwündung ganz verblasset und
hauch-lohs befand/ so kahm Hülfmuht/ ein aufge-
wäkter hurtiger jüngling/ diser schönen Jungfrau
entsaz zu leisten/ mitten aus dem hauffen här-aus
gesprungen. Er nahm di arme verblasste in seinen
arm/ und brachte si mit gesunden arznei-mitteln so
färn/ daß si wider zu fuhssen und di lähbhafte farbe
wi von näuem zu bekommen begunte. Di fohr-er-
blasste lippen fingen widerüm an röselicht zu wär-
den/ di tohdten-bleichen wangen bekahmen eine mit
röhtlicher vermischte lilien-farbe/ di augen funkel-
ten wider-um in ihrer belähbten feuchtigkeit. Aber
das härz/ dahr-innen di wunde wahr/ konte durch
solche schlächte mittel noch nicht rächt geheilet wär-
den. Hulf-muht entschlos sich also-bald/ doch auf
ihre stumme bewülligung/ (dan si durfte fohr
schahm weder ihre krankheit entdäkken/ noch ei-
nige hülf-mittel dahr-zu begähren) daß er einen
sonderlichen tahg bestimmen wolte/ da si seiner
rähtlichen hand in gegenwart einer folk-reichen ver-
samlung gänzlich uber-gäben würde, und solchem

ent-

Luſt- und
tig zu laͤnken wuſte/ daß es ihderman mit grohſſer
luſt anſahe. Er fuͤhrt’ einen koͤchcher an der ſeite/
hihlt’ einen geſpannten bogen in der hand/ und ſa-
he ſich mit einem liſtigen und verſcha ktem lachchen
nahch ihderman uͤm. Das Frauen-folk/ welches
ſeine koͤnigin entfangen wolte/ ſtund ſchohn auf
allen ſeiten uͤm den flus haͤr-uͤm/ und hihs di Libin-
ne mit einem fraͤuden-geſchrei wuͤl-kom̃en. Jn-
daͤhm nuhn ſolches alles fohr-lühf/ ſo gahb diſer der
Libinnen trozzige fuhrman einer jungfrauen/ na-
mendlich Hart-ahrt (welche mitten unter dem
hauffen ſtund/ und uͤm di ankunft der Libinne nicht
vihl bekuͤm̃ert zu ſein ſchine) einen ſolchen harten
ſchus/ daß ſi alſo-bald in ohnmacht zur aͤrden zu
ſůnken begunte.

Jndaͤhm ſich nuhn diſe armſaͤlige in ſolcher tohd-
ten-angſt und verſchwuͤndung ganz verblaſſet und
hauch-lohs befand/ ſo kahm Huͤlfmuht/ ein aufge-
waͤkter hurtiger juͤngling/ diſer ſchoͤnen Jungfrau
entſaz zu leiſten/ mitten aus dem hauffen haͤr-aus
geſprungen. Er nahm di arme verblaſſte in ſeinen
arm/ und brachte ſi mit geſunden arznei-mitteln ſo
faͤrn/ daß ſi wider zu fuhſſen und di laͤhbhafte farbe
wi von naͤuem zu bekommen begunte. Di fohr-er-
blaſſte lippen fingen wideruͤm an roͤſelicht zu waͤr-
den/ di tohdten-bleichen wangen bekahmen eine mit
roͤhtlicher vermiſchte lilien-farbe/ di augen funkel-
ten wider-ům in ihrer belaͤhbten feuchtigkeit. Aber
das haͤrz/ dahr-innen di wunde wahr/ konte durch
ſolche ſchlaͤchte mittel noch nicht raͤcht geheilet waͤr-
den. Hůlf-muht entſchlos ſich alſo-bald/ doch auf
ihre ſtumme bewuͤlligung/ (dan ſi durfte fohr
ſchahm weder ihre krankheit entdaͤkken/ noch ei-
nige huͤlf-mittel dahr-zu begaͤhren) daß er einen
ſonderlichen tahg beſtimmen wolte/ da ſi ſeiner
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[350/0366] Luſt- und tig zu laͤnken wuſte/ daß es ihderman mit grohſſer luſt anſahe. Er fuͤhrt’ einen koͤchcher an der ſeite/ hihlt’ einen geſpannten bogen in der hand/ und ſa- he ſich mit einem liſtigen und verſcha ktem lachchen nahch ihderman uͤm. Das Frauen-folk/ welches ſeine koͤnigin entfangen wolte/ ſtund ſchohn auf allen ſeiten uͤm den flus haͤr-uͤm/ und hihs di Libin- ne mit einem fraͤuden-geſchrei wuͤl-kom̃en. Jn- daͤhm nuhn ſolches alles fohr-lühf/ ſo gahb diſer der Libinnen trozzige fuhrman einer jungfrauen/ na- mendlich Hart-ahrt (welche mitten unter dem hauffen ſtund/ und uͤm di ankunft der Libinne nicht vihl bekuͤm̃ert zu ſein ſchine) einen ſolchen harten ſchus/ daß ſi alſo-bald in ohnmacht zur aͤrden zu ſůnken begunte. Jndaͤhm ſich nuhn diſe armſaͤlige in ſolcher tohd- ten-angſt und verſchwuͤndung ganz verblaſſet und hauch-lohs befand/ ſo kahm Huͤlfmuht/ ein aufge- waͤkter hurtiger juͤngling/ diſer ſchoͤnen Jungfrau entſaz zu leiſten/ mitten aus dem hauffen haͤr-aus geſprungen. Er nahm di arme verblaſſte in ſeinen arm/ und brachte ſi mit geſunden arznei-mitteln ſo faͤrn/ daß ſi wider zu fuhſſen und di laͤhbhafte farbe wi von naͤuem zu bekommen begunte. Di fohr-er- blaſſte lippen fingen wideruͤm an roͤſelicht zu waͤr- den/ di tohdten-bleichen wangen bekahmen eine mit roͤhtlicher vermiſchte lilien-farbe/ di augen funkel- ten wider-ům in ihrer belaͤhbten feuchtigkeit. Aber das haͤrz/ dahr-innen di wunde wahr/ konte durch ſolche ſchlaͤchte mittel noch nicht raͤcht geheilet waͤr- den. Hůlf-muht entſchlos ſich alſo-bald/ doch auf ihre ſtumme bewuͤlligung/ (dan ſi durfte fohr ſchahm weder ihre krankheit entdaͤkken/ noch ei- nige huͤlf-mittel dahr-zu begaͤhren) daß er einen ſonderlichen tahg beſtimmen wolte/ da ſi ſeiner raͤhtlichen hand in gegenwart einer folk-reichen ver- ſamlung gaͤnzlich ůber-gaͤben wuͤrde, und ſolchem ent-

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Zitationshilfe: Ritterhold von Blauen [i. e. Zesen, Philipp von]: Adriatische Rosemund. Amsterdam, 1645, S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_rosemund_1645/366>, abgerufen am 25.11.2024.