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Ritterhold von Blauen [i. e. Zesen, Philipp von]: Adriatische Rosemund. Amsterdam, 1645.

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Der Adriatischen Rosemund
Es fällt di frage fohr/ ob weusheit oder
kräfte
verwalten deinen muht und tapfre krihgs-
geschäfte;
ob schöhnheit ab-gewünnt/ und gunst es
wüllig gihbt.
ob sanftmuht oder grim bei dihr sich
spihlend uhbt?
Es mus wohl etwas sein. dein' abgerücht-
te gaben/
dein kluger wuz und muht/ di mich entzük-
ket haben;
di haben dis getahn/ di bünden meinen
wuz/
di fangen meinen muht/ Du o der Tu-
gend Siz!

Als Markhold dises lihd verfärtiget hatte/ so
gahb er solches in einem von Papihr geschnittenen
härz- oder zweifäls-knohdten geschriben/ dem
Huldreich/ dehr es nahch-mahls auch in französi-
sche reimen über-brachte/ und beides der Heldinne
von des Markholds wägen zu-ställte. Di franzö-
sischen tichtlinge waren ohn-gefähr folgender ge-
stalt entworfen:

Chanson.
1.
Charlotte, c'est assez; je quitt' icy les
armes,

estant du tout vaincu par fortun' & par
charme:

je
Der Adriatiſchen Roſemund
Es faͤllt di frage fohr/ ob weusheit oder
kraͤfte
verwalten deinen muht und tapfre krihgs-
geſchaͤfte;
ob ſchoͤhnheit ab-gewuͤnnt/ und gunſt es
wuͤllig gihbt.
ob ſanftmuht oder grim bei dihr ſich
ſpihlend ůhbt?
Es mus wohl etwas ſein. dein’ abgeruͤcht-
te gaben/
dein kluger wůz und muht/ di mich entzuͤk-
ket haben;
di haben dis getahn/ di buͤnden meinen
wůz/
di fangen meinen muht/ Du o der Tu-
gend Siz!

Als Markhold diſes lihd verfaͤrtiget hatte/ ſo
gahb er ſolches in einem von Papihr geſchnittenen
haͤrz- oder zweifaͤls-knohdten geſchriben/ dem
Huldreich/ dehr es nahch-mahls auch in franzoͤſi-
ſche reimen uͤber-brachte/ und beides der Heldinne
von des Markholds waͤgen zu-ſtaͤllte. Di franzoͤ-
ſiſchen tichtlinge waren ohn-gefaͤhr folgender ge-
ſtalt entworfen:

Chanſon.
1.
Charlotte, c’eſt aſſez; je quitt’ icy les
armes,

eſtant du tout vaincu par fortun’ & par
charme:

je
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[134/0150] Der Adriatiſchen Roſemund Es faͤllt di frage fohr/ ob weusheit oder kraͤfte verwalten deinen muht und tapfre krihgs- geſchaͤfte; ob ſchoͤhnheit ab-gewuͤnnt/ und gunſt es wuͤllig gihbt. ob ſanftmuht oder grim bei dihr ſich ſpihlend ůhbt? Es mus wohl etwas ſein. dein’ abgeruͤcht- te gaben/ dein kluger wůz und muht/ di mich entzuͤk- ket haben; di haben dis getahn/ di buͤnden meinen wůz/ di fangen meinen muht/ Du o der Tu- gend Siz! Als Markhold diſes lihd verfaͤrtiget hatte/ ſo gahb er ſolches in einem von Papihr geſchnittenen haͤrz- oder zweifaͤls-knohdten geſchriben/ dem Huldreich/ dehr es nahch-mahls auch in franzoͤſi- ſche reimen uͤber-brachte/ und beides der Heldinne von des Markholds waͤgen zu-ſtaͤllte. Di franzoͤ- ſiſchen tichtlinge waren ohn-gefaͤhr folgender ge- ſtalt entworfen: Chanſon. 1. Charlotte, c’eſt aſſez; je quitt’ icy les armes, eſtant du tout vaincu par fortun’ & par charme: je

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Zitationshilfe: Ritterhold von Blauen [i. e. Zesen, Philipp von]: Adriatische Rosemund. Amsterdam, 1645, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_rosemund_1645/150>, abgerufen am 25.11.2024.