Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.Der Assenat ser erbteil zu entziehen; so hetten wir der sache scho[n]vorgebauet. Die heerde hetten wir in unserer hand[.] Ich wolte den wohl ansehen/ der sie uns nehmen solte[.] Kein raht wird besser sein/ als dieser. Ich treibe fort[.] Folget mir nach. Niemand von allen war froher/ als die vier Mädg[e-] Indessen ergetzte sich Jakob zu hause mit seine[m] Aber[/]
Der Aſſenat ſer erbteil zu entziehen; ſo hetten wir der ſache ſcho[n]vorgebauet. Die heerde hetten wir in unſerer hand[.] Ich wolte den wohl anſehen/ der ſie uns nehmen ſolte[.] Kein raht wird beſſer ſein/ als dieſer. Ich treibe fort[.] Folget mir nach. Niemand von allen war froher/ als die vier Maͤdg[e-] Indeſſen ergetzte ſich Jakob zu hauſe mit ſeine[m] Aber[/]
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Der Aſſenat
ſer erbteil zu entziehen; ſo hetten wir der ſache ſchon
vorgebauet. Die heerde hetten wir in unſerer hand.
Ich wolte den wohl anſehen/ der ſie uns nehmen ſolte.
Kein raht wird beſſer ſein/ als dieſer. Ich treibe fort.
Folget mir nach.
Niemand von allen war froher/ als die vier Maͤdge-
ſoͤhne. Niemand prieſe dieſen fund mehr/ als ſie. Ru-
ben war nun der beſte man. Niemand war ſchlauer/
als er. Niemand war kluͤger und verſchlagener/ als er.
Ja niemand war weiſer/ als er: der ſo einen liſtigen
rank erdacht/ einen ſo heilſamen raht erfunden/ ihrem
gewaͤhnten unheile vor zu kommen. So unmuhts als
ſie zuvor geweſen/ ſo wohl waren ſie nun zu muhte.
Nun wollen wir dieſen abend/ ſagte Gad/ rechtſchaf-
fen luſtig ſein. Der ſtein/ der uns druͤkte/ iſt vom her-
tzen verſchwunden. Der kummer/ der es klaͤmmete/
hat es verlaßen. Joſef mag nun treumen/ was er wil.
Der Vater mag ihm geben/ und uns nehmen/ was er
wil. Beide moͤgen immerhin tuhn/ was ſie wollen.
Wir haben unſer erbteil in der hand. Da wird es Jo-
ſef nicht heraus treumen/ und treumete er ſchon tau-
ſend Treume von tauſend Garben/ von tauſend Ster-
nen/ und tauſend Rindsheuptern darzu. Die Rinder
ſeind unſer: die Schafe nicht weniger. Sie werden
auch wohl unſer bleiben.
Indeſſen ergetzte ſich Jakob zu hauſe mit ſeinem
Joſef. Allerhand reden fielen vor: aber keine/ die die-
ſen argwaͤhniſchen nachteilig war. Ihre geſpraͤche lau-
teten viel anders. Jakob ermahnte ſeinen Sohn. Er
ermahnte ihn zur Tugend. Dan/ ſagte er/ wan du die
tugend lieben/ und feſt an ihr halten wirſt; ſo werden
deine Treume gewislich erfuͤllet werden. Gewislich
wird dich Gott zum großen Herꝛn machen. Das hoffe
ich. Das wuͤndſche ich. Ja das weis ich gewis. Hier-
mit fiel er ihm uͤm den Hals/ und kuͤſſete ihn hertzlich.
Aber/
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