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Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

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zweites Buch.
Königlichen Fürstin belie[b]t/ so wil ich diese geschicht
von ihrem allerersten begin [a]n/ den man sonderlich in
Jakobs ehstande erblikket/ aufs kürtzeste erzehlen.
Dan darinnen werden uns die ursachen/ warüm Jo-
sef
verkauft worden/ alle miteinander und in einer
reihe nacheinander aufstoßen. Weil nun die Fürstin
großes verlangen trug solches zu hören; so befahl sie
dem Jünglinge in seinem vorsa[tz]e nur fort zu fahren.
Hierauf fing der Ebreer folgender gestalt an.

Jakob/ Isaaks aus der sch[ön]en Rebekke sohn/
ist von Gott mit zwölf Söhnen und einer Tochter ge-
seegnet. Er hatte vier weiber/ Lea und Rahel/ bei-
de des Labans/ der seiner Mutter [br]uder war/ ehleib-
liche töchter; darnach Bilha/ der Rahel Magd/
und dan Silpa/ der Lea Magd: wel[ch]e beide in La-
bans
hause gebohren. Mit der Lea ze[u]gete er erstlich
den Ruben/ Simeon/ Levi/ und J[u]dah. Dar-
nach zeugete er mit Bilha den Dan/ und Naftali:
und mit Silpa den Gad/ und Asar. Diese viere wa-
ren Söhne von den Magden. Hierauf geba[h]r ihm Lea
wieder den Isaschar/ und Sebulon/ als auch eine
einige Tochter/ die wunderschöne Dina: in welche sich
Sichem/ der Herr von Salem/ Hemors sohn/ so
heftig verliebte/ daß er von ihr nicht laßen konte. Aber
diese liebe gewan einen bluhtigen ausschlag. Endlich
gebahr ihm auch die unvergleichlich schöne Ra[h]el/ wel-
cher Leib Gott so lange verschlossen hatte/ den Josef:
und zu allerletzt den Benjamin; in dessen geb[u]hrt die
fromme Mutter das leben einbüßete.

Dieser des Jakobs vorletzter Sohn Josef ist ge-
wislich ein rechter ausbund und spiegel aller leibes-
schönheit. Und diese so fürtrefliche schönheit ist von sei-
ner Mutter Rahel/ von seiner Großmutter Rebek-
ke/
und von seiner Obergroßmutter Sara/ w[el]che al-
le drei unvergleichlich schöne Frauen waren/ gl[ei]chsam

auf
D iiij

zweites Buch.
Koͤniglichen Fuͤrſtin belie[b]t/ ſo wil ich dieſe geſchicht
von ihrem allererſten begin [a]n/ den man ſonderlich in
Jakobs ehſtande erblikket/ aufs kuͤrtzeſte erzehlen.
Dan darinnen werden uns die urſachen/ waruͤm Jo-
ſef
verkauft worden/ alle miteinander und in einer
reihe nacheinander aufſtoßen. Weil nun die Fuͤrſtin
großes verlangen trug ſolches zu hoͤren; ſo befahl ſie
dem Juͤnglinge in ſeinem vorſa[tz]e nur fort zu fahren.
Hierauf fing der Ebreer folgender geſtalt an.

Jakob/ Iſaaks aus der ſch[oͤn]en Rebekke ſohn/
iſt von Gott mit zwoͤlf Soͤhnen und einer Tochter ge-
ſeegnet. Er hatte vier weiber/ Lea und Rahel/ bei-
de des Labans/ der ſeiner Mutter [br]uder war/ ehleib-
liche toͤchter; darnach Bilha/ der Rahel Magd/
und dan Silpa/ der Lea Magd: wel[ch]e beide in La-
bans
hauſe gebohren. Mit der Lea ze[u]gete er erſtlich
den Ruben/ Simeon/ Levi/ und J[u]dah. Dar-
nach zeugete er mit Bilha den Dan/ und Naftali:
und mit Silpa den Gad/ und Aſar. Dieſe viere wa-
ren Soͤhne von den Mågden. Hierauf geba[h]r ihm Lea
wieder den Iſaſchar/ und Sebulon/ als auch eine
einige Tochter/ die wunderſchoͤne Dina: in welche ſich
Sichem/ der Herꝛ von Salem/ Hemors ſohn/ ſo
heftig verliebte/ daß er von ihr nicht laßen konte. Aber
dieſe liebe gewan einen bluhtigen ausſchlag. Endlich
gebahr ihm auch die unvergleichlich ſchoͤne Ra[h]el/ wel-
cher Leib Gott ſo lange verſchloſſen hatte/ den Joſef:
und zu allerletzt den Benjamin; in deſſen geb[u]hrt die
fromme Mutter das leben einbuͤßete.

Dieſer des Jakobs vorletzter Sohn Joſef iſt ge-
wislich ein rechter ausbund und ſpiegel aller leibes-
ſchoͤnheit. Und dieſe ſo fuͤrtrefliche ſchoͤnheit iſt von ſei-
ner Mutter Rahel/ von ſeiner Großmutter Rebek-
ke/
und von ſeiner Obergroßmutter Sara/ w[el]che al-
le drei unvergleichlich ſchoͤne Frauen waren/ gl[ei]chſam

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[55/0079] zweites Buch. Koͤniglichen Fuͤrſtin beliebt/ ſo wil ich dieſe geſchicht von ihrem allererſten begin an/ den man ſonderlich in Jakobs ehſtande erblikket/ aufs kuͤrtzeſte erzehlen. Dan darinnen werden uns die urſachen/ waruͤm Jo- ſef verkauft worden/ alle miteinander und in einer reihe nacheinander aufſtoßen. Weil nun die Fuͤrſtin großes verlangen trug ſolches zu hoͤren; ſo befahl ſie dem Juͤnglinge in ſeinem vorſatze nur fort zu fahren. Hierauf fing der Ebreer folgender geſtalt an. Jakob/ Iſaaks aus der ſchoͤnen Rebekke ſohn/ iſt von Gott mit zwoͤlf Soͤhnen und einer Tochter ge- ſeegnet. Er hatte vier weiber/ Lea und Rahel/ bei- de des Labans/ der ſeiner Mutter bruder war/ ehleib- liche toͤchter; darnach Bilha/ der Rahel Magd/ und dan Silpa/ der Lea Magd: welche beide in La- bans hauſe gebohren. Mit der Lea zeugete er erſtlich den Ruben/ Simeon/ Levi/ und Judah. Dar- nach zeugete er mit Bilha den Dan/ und Naftali: und mit Silpa den Gad/ und Aſar. Dieſe viere wa- ren Soͤhne von den Mågden. Hierauf gebahr ihm Lea wieder den Iſaſchar/ und Sebulon/ als auch eine einige Tochter/ die wunderſchoͤne Dina: in welche ſich Sichem/ der Herꝛ von Salem/ Hemors ſohn/ ſo heftig verliebte/ daß er von ihr nicht laßen konte. Aber dieſe liebe gewan einen bluhtigen ausſchlag. Endlich gebahr ihm auch die unvergleichlich ſchoͤne Rahel/ wel- cher Leib Gott ſo lange verſchloſſen hatte/ den Joſef: und zu allerletzt den Benjamin; in deſſen gebuhrt die fromme Mutter das leben einbuͤßete. Dieſer des Jakobs vorletzter Sohn Joſef iſt ge- wislich ein rechter ausbund und ſpiegel aller leibes- ſchoͤnheit. Und dieſe ſo fuͤrtrefliche ſchoͤnheit iſt von ſei- ner Mutter Rahel/ von ſeiner Großmutter Rebek- ke/ und von ſeiner Obergroßmutter Sara/ welche al- le drei unvergleichlich ſchoͤne Frauen waren/ gleichſam auf D iiij

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/79>, abgerufen am 08.05.2024.