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Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

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zweites Buch.
ich gesagt/ vor die Fürstin Assenat aus. Seine eigene
worte waren ohngefähr diese/ und zwar über die drei
letzten zeilen; dan die erste erklährete er eben also/ als
Potifar. Daß Freulein Assenat/ sagte er/ wird
einem Ausländer in ihrem ein und zwanzigsten
jahre vermählet/ und in Egipten selbsten/ mit
ihm zugleich/ in den allerhöchsten ehrenstand er-
hoben werden. Ja das gantze Egipten wird
ihm und ihr [m]üssen nach dem munde sehen/ ihr
gebot zu empfangen.
Hierzu fügte er/ daß dis letzte/
durch das wort [m]und/ in der Göttersprache/ ausdrük-
lich angedeutet werde. Als ich nun fragte: ob dan der-
selbe Fremdli[n]g König/ und das Freulein Assenat
Königin in E[g]ipten werden solten? Da gab er zur ant-
wort: wird de[r] Ausheimische nicht König/ so wird er
doch der nächs[t]e und gewaltigste nach dem Könige sein.
Ja der Köni[g] wird ihm alle seine königliche gewalt
übergeben; u[n]d sein tuhn und laßen nach seinem mun-
de/ oder weise[m] rahte richten. Nichts wird er tuhn oh-
ne seinen will[e]n. Ohne dieses Ausländers willen/ wird
niemand/ i[m] gantzen Egipten/ seinen fuß regen dür-
fen. Und [a]lso wird der König nur dem nahmen
nach/ der Fremdling aber in der taht selbsten Kö-
nig sein.

Nitokris konte sich über diese reden nicht genug ver-
wundern. Nun märkte sie/ daß was großes aus der
Assenat werden würde. Nun sahe sie/ daß sie ewig auf
der Sonnenburg zu bleiben von den Göttern nicht be-
stimmet sei. Bisher hatte sie die Tochter Potifars/
als die allerschönste/ als die allerliebseeligste/ als die al-
lergeschikteste/ als die allerverständigste/ und allertu-
gendvolkomneste Fürstin der gantzen welt geliebet. Nun
liebete/ ja ehrete sie dieselbe in ihrem hertzen/ als eine
künftige Gemahlin eines gewaltigen Königes/ als eine
von den Göttern selbst bestimte Königin über das gan-

tze
D

zweites Buch.
ich geſagt/ vor die Fuͤrſtin Aſſenat aus. Seine eigene
worte waren ohngefaͤhr dieſe/ und zwar uͤber die drei
letzten zeilen; dan die erſte erklaͤhrete er eben alſo/ als
Potifar. Daß Freulein Aſſenat/ ſagte er/ wird
einem Auslaͤnder in ihrem ein und zwanzigſten
jahre vermaͤhlet/ und in Egipten ſelbſten/ mit
ihm zugleich/ in den allerhoͤchſten ehrenſtand er-
hoben werden. Ja das gantze Egipten wird
ihm und ihr [m]uͤſſen nach dem munde ſehen/ ihr
gebot zu empfangen.
Hierzu fuͤgte er/ daß dis letzte/
durch das wort [m]und/ in der Goͤtterſprache/ ausdruͤk-
lich angedeutet werde. Als ich nun fragte: ob dan der-
ſelbe Fremdli[n]g Koͤnig/ und das Freulein Aſſenat
Koͤnigin in E[g]ipten werden ſolten? Da gab er zur ant-
wort: wird de[r] Ausheimiſche nicht Koͤnig/ ſo wird er
doch der naͤchſ[t]e und gewaltigſte nach dem Koͤnige ſein.
Ja der Koͤni[g] wird ihm alle ſeine koͤnigliche gewalt
uͤbergeben; u[n]d ſein tuhn und laßen nach ſeinem mun-
de/ oder weiſe[m] rahte richten. Nichts wird er tuhn oh-
ne ſeinen will[e]n. Ohne dieſes Auslaͤnders willen/ wird
niemand/ i[m] gantzen Egipten/ ſeinen fuß regen duͤr-
fen. Und [a]lſo wird der Koͤnig nur dem nahmen
nach/ der Fremdling aber in der taht ſelbſten Koͤ-
nig ſein.

Nitokris konte ſich uͤber dieſe reden nicht genug ver-
wundern. Nun maͤrkte ſie/ daß was großes aus der
Aſſenat werden wuͤrde. Nun ſahe ſie/ daß ſie ewig auf
der Sonnenburg zu bleiben von den Goͤttern nicht be-
ſtimmet ſei. Bisher hatte ſie die Tochter Potifars/
als die allerſchoͤnſte/ als die allerliebſeeligſte/ als die al-
lergeſchikteſte/ als die allerverſtaͤndigſte/ und allertu-
gendvolkomneſte Fuͤrſtin der gantzen welt geliebet. Nun
liebete/ ja ehrete ſie dieſelbe in ihrem hertzen/ als eine
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[49/0073] zweites Buch. ich geſagt/ vor die Fuͤrſtin Aſſenat aus. Seine eigene worte waren ohngefaͤhr dieſe/ und zwar uͤber die drei letzten zeilen; dan die erſte erklaͤhrete er eben alſo/ als Potifar. Daß Freulein Aſſenat/ ſagte er/ wird einem Auslaͤnder in ihrem ein und zwanzigſten jahre vermaͤhlet/ und in Egipten ſelbſten/ mit ihm zugleich/ in den allerhoͤchſten ehrenſtand er- hoben werden. Ja das gantze Egipten wird ihm und ihr muͤſſen nach dem munde ſehen/ ihr gebot zu empfangen. Hierzu fuͤgte er/ daß dis letzte/ durch das wort mund/ in der Goͤtterſprache/ ausdruͤk- lich angedeutet werde. Als ich nun fragte: ob dan der- ſelbe Fremdling Koͤnig/ und das Freulein Aſſenat Koͤnigin in Egipten werden ſolten? Da gab er zur ant- wort: wird der Ausheimiſche nicht Koͤnig/ ſo wird er doch der naͤchſte und gewaltigſte nach dem Koͤnige ſein. Ja der Koͤnig wird ihm alle ſeine koͤnigliche gewalt uͤbergeben; und ſein tuhn und laßen nach ſeinem mun- de/ oder weiſem rahte richten. Nichts wird er tuhn oh- ne ſeinen willen. Ohne dieſes Auslaͤnders willen/ wird niemand/ im gantzen Egipten/ ſeinen fuß regen duͤr- fen. Und alſo wird der Koͤnig nur dem nahmen nach/ der Fremdling aber in der taht ſelbſten Koͤ- nig ſein. Nitokris konte ſich uͤber dieſe reden nicht genug ver- wundern. Nun maͤrkte ſie/ daß was großes aus der Aſſenat werden wuͤrde. Nun ſahe ſie/ daß ſie ewig auf der Sonnenburg zu bleiben von den Goͤttern nicht be- ſtimmet ſei. Bisher hatte ſie die Tochter Potifars/ als die allerſchoͤnſte/ als die allerliebſeeligſte/ als die al- lergeſchikteſte/ als die allerverſtaͤndigſte/ und allertu- gendvolkomneſte Fuͤrſtin der gantzen welt geliebet. Nun liebete/ ja ehrete ſie dieſelbe in ihrem hertzen/ als eine kuͤnftige Gemahlin eines gewaltigen Koͤniges/ als eine von den Goͤttern ſelbſt beſtimte Koͤnigin uͤber das gan- tze D

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/73>, abgerufen am 27.11.2024.