Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.Der Assenat senat tuhn? Die ist ihm am allermeisten verpflichtet.Die ist ihm am allernächsten verbunden. Kan sie ihm ihren dank nicht straks itzund blikken laßen/ wird sie es doch zu gelegener zeit üm so viel hertzbrünstiger tuhn. Mit der zeit wird es sich alles wohl schikken. Inzwi- schen wil ich/ wiewohl ich dessen unwürdig bin/ ihre stelle verträhten. Ihrentwegen wil ich ihm danken. Ich wil/ ja mus es tuhn: straks straks. Hiermit erhub sich diese holdseelige Jungfrau von nur
Der Aſſenat ſenat tuhn? Die iſt ihm am allermeiſten verpflichtet.Die iſt ihm am allernaͤchſten verbunden. Kan ſie ihm ihren dank nicht ſtraks itzund blikken laßen/ wird ſie es doch zu gelegener zeit uͤm ſo viel hertzbruͤnſtiger tuhn. Mit der zeit wird es ſich alles wohl ſchikken. Inzwi- ſchen wil ich/ wiewohl ich deſſen unwuͤrdig bin/ ihre ſtelle vertraͤhten. Ihrentwegen wil ich ihm danken. Ich wil/ ja mus es tuhn: ſtraks ſtraks. Hiermit erhub ſich dieſe holdſeelige Jungfrau von nur
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Der Aſſenat
ſenat tuhn? Die iſt ihm am allermeiſten verpflichtet.
Die iſt ihm am allernaͤchſten verbunden. Kan ſie ihm
ihren dank nicht ſtraks itzund blikken laßen/ wird ſie es
doch zu gelegener zeit uͤm ſo viel hertzbruͤnſtiger tuhn.
Mit der zeit wird es ſich alles wohl ſchikken. Inzwi-
ſchen wil ich/ wiewohl ich deſſen unwuͤrdig bin/ ihre
ſtelle vertraͤhten. Ihrentwegen wil ich ihm danken.
Ich wil/ ja mus es tuhn: ſtraks ſtraks.
Hiermit erhub ſich dieſe holdſeelige Jungfrau von
ihrem ſtuhle. Itzt ſtehe ich auf/ ſagte ſie/ meinen ab-
ſchied zu nehmen. Ich mus gehen/ dahin mich meine
Gebieterin beſtellet. Aber mein hertz wird hier bleiben.
Meine gedanken mus ich hier laßen/ ihm/ o allerleut-
ſeeligſter Engel/ vor ſeine ſo freudenreiche bohtſchaft
hertzinniglich zu danken. Ich meine die neue/ die naͤ-
here Erklaͤhrung des Ausſpruchs der Goͤtter. Seine
ſo klahre Erklaͤhrung meine ich/ die mir das hertz ge-
ruͤhret: ſeine ſo wahre Erklaͤhrung/ die mich aus mir
ſelbſt entfuͤhret: ſeine ſo ſchoͤne/ ſo herꝛliche/ ſo erfreu-
liche Erklaͤhrung/ davor ihm der aller erſinlichſte dank
gebuͤhret. Darf ich elendes Erdgeſchoͤpfe ihm/ o himli-
ſcher Engel/ der Fuͤrſtin Aſſenat wegen danken; ſo ge-
be er mir ſelbſten anlaß/ daß ich ihm mein dankbahres
gemuͤhte rechtſchaffen und in der taht kan blikken laßen.
Meine dienſte ſtehen bereit. Sie warten auf ſeinen
wink. Ich werde froh ſein/ wan ich gelegenheit bekom-
me/ an ſtat lediger dankworte/ ihm aus dankgeſintem
hertzen zu dienen. Worte ſeind bald ausgeſprochen.
Bald verſchwinden ſie auch. Ja ſie nuͤtzen weniger/ als
nichts. Sie fliegen/ mit der warmen ahtemsluft/ in die
kalte und weite weltluft. Alda zertreibet ſie der wind.
Alda ergreiffet und vereitelt ſie der ſturm. Zum wenig-
ſten macht er ſie zu ſonnenſteublein. Aber was koͤnnen
dieſe zu einem wuͤrklichen danke helfen. Wie koͤnnen
dieſe eines taͤhtigen dankes nahmen verdienen? weil ſie
nur
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