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Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

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erstes Buch.
letzten drei reimbände also ausgeleget. Nähmlich/ daß
auf eine gewisse zeit/ welche die Götter ihrer al-
wissenheit allein vorbehalten/ und also nicht
nennen wollen/ da der Niel zwanzig ellen hoch/
das ist auf das höchste/ gewachsen/ ein Fremder
ausländischer Herr der
Assenat würde vermählet
werden. Und dieser Herrsolte/ üm der Assenat
willen/ von den Egiptern/ weil sie aus ihnen
entsprossen/ und er selbsten sie mit seiner bered-
samkeit an sich ziehen würde/ so wohl/ als
Asse-
nat/ sehr hoch geehret werden.

Wie verhelt es sich eigendlich/ fragte Josef aber-
mahl/ mit dem anwachse des Niels? Ich habe viel
darvon/ aber noch nie die rechte beschaffenheit gehöret.
Man hat mich berichtet/ daß es in Egipten/ sonder-
lich üm Memfis herüm/ niemahls regnet: daher das
erdreich so austruknete/ daß es an vielen enden sich ei-
ner manslänge tief voneinander spaltete; und wo es
von menschen oder vieh beträhten würde/ vielmahls
einen so dikken staub von sich gebe/ daß er schier die gan-
tze luft verfünsterte/ und den reisenden sehr beschweerlich
fiele. Aber die Göttliche vorsehung were diesem unhei-
le/ damit es das gantze Egipten nicht als zu einer
staubsee machte/ zu vorkommen. Sie hette den mangel
des regens/ durch den auf- und über-lauf des Niels/
reichlich erstattet. Sie hette verschaffet/ daß dieser flus
alle jahr einmahl/ und zwar in der dürresten zeit/ über-
lauffen/ und also das erdreich befeuchten/ ja durch den
aufgeführten fetten schlam gleichsam misten/ und zum
akkerbaue geschikt machen müste. Wie es nun mit die-
sem auf- und über-lauffe des Niels eigendlich zugehet/
ist mir nicht erzehlet. Darüm verhoffe ich so bittseelig
zu sein/ daß ich solches aus ihrem leutseeligen und ver-
ständigen reden schöpfen möge. Und dasselbe verlange
ich üm so viel mehr zu wissen; damit ich gründlich ur-

tei-
C

erſtes Buch.
letzten drei reimbaͤnde alſo ausgeleget. Naͤhmlich/ daß
auf eine gewiſſe zeit/ welche die Goͤtter ihrer al-
wiſſenheit allein vorbehalten/ und alſo nicht
nennen wollen/ da der Niel zwanzig ellen hoch/
das iſt auf das hoͤchſte/ gewachſen/ ein Fremder
auslaͤndiſcher Herꝛ der
Aſſenat wuͤrde vermaͤhlet
werden. Und dieſer Herꝛſolte/ uͤm der Aſſenat
willen/ von den Egiptern/ weil ſie aus ihnen
entſproſſen/ und er ſelbſten ſie mit ſeiner bered-
ſamkeit an ſich ziehen wuͤrde/ ſo wohl/ als
Aſſe-
nat/ ſehr hoch geehret werden.

Wie verhelt es ſich eigendlich/ fragte Joſef aber-
mahl/ mit dem anwachſe des Niels? Ich habe viel
darvon/ aber noch nie die rechte beſchaffenheit gehoͤret.
Man hat mich berichtet/ daß es in Egipten/ ſonder-
lich uͤm Memfis heruͤm/ niemahls regnet: daher das
erdreich ſo austruknete/ daß es an vielen enden ſich ei-
ner manslaͤnge tief voneinander ſpaltete; und wo es
von menſchen oder vieh betraͤhten wuͤrde/ vielmahls
einen ſo dikken ſtaub von ſich gebe/ daß er ſchier die gan-
tze luft verfuͤnſterte/ und den reiſenden ſehr beſchweerlich
fiele. Aber die Goͤttliche vorſehung were dieſem unhei-
le/ damit es das gantze Egipten nicht als zu einer
ſtaubſee machte/ zu vorkommen. Sie hette den mangel
des regens/ durch den auf- und uͤber-lauf des Niels/
reichlich erſtattet. Sie hette verſchaffet/ daß dieſer flus
alle jahr einmahl/ und zwar in der duͤrreſten zeit/ uͤber-
lauffen/ und alſo das erdreich befeuchten/ ja durch den
aufgefuͤhrten fetten ſchlam gleichſam miſten/ und zum
akkerbaue geſchikt machen muͤſte. Wie es nun mit die-
ſem auf- und uͤber-lauffe des Niels eigendlich zugehet/
iſt mir nicht erzehlet. Daruͤm verhoffe ich ſo bittſeelig
zu ſein/ daß ich ſolches aus ihrem leutſeeligen und ver-
ſtaͤndigen reden ſchoͤpfen moͤge. Und daſſelbe verlange
ich uͤm ſo viel mehr zu wiſſen; damit ich gruͤndlich ur-

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[33/0057] erſtes Buch. letzten drei reimbaͤnde alſo ausgeleget. Naͤhmlich/ daß auf eine gewiſſe zeit/ welche die Goͤtter ihrer al- wiſſenheit allein vorbehalten/ und alſo nicht nennen wollen/ da der Niel zwanzig ellen hoch/ das iſt auf das hoͤchſte/ gewachſen/ ein Fremder auslaͤndiſcher Herꝛ der Aſſenat wuͤrde vermaͤhlet werden. Und dieſer Herꝛſolte/ uͤm der Aſſenat willen/ von den Egiptern/ weil ſie aus ihnen entſproſſen/ und er ſelbſten ſie mit ſeiner bered- ſamkeit an ſich ziehen wuͤrde/ ſo wohl/ als Aſſe- nat/ ſehr hoch geehret werden. Wie verhelt es ſich eigendlich/ fragte Joſef aber- mahl/ mit dem anwachſe des Niels? Ich habe viel darvon/ aber noch nie die rechte beſchaffenheit gehoͤret. Man hat mich berichtet/ daß es in Egipten/ ſonder- lich uͤm Memfis heruͤm/ niemahls regnet: daher das erdreich ſo austruknete/ daß es an vielen enden ſich ei- ner manslaͤnge tief voneinander ſpaltete; und wo es von menſchen oder vieh betraͤhten wuͤrde/ vielmahls einen ſo dikken ſtaub von ſich gebe/ daß er ſchier die gan- tze luft verfuͤnſterte/ und den reiſenden ſehr beſchweerlich fiele. Aber die Goͤttliche vorſehung were dieſem unhei- le/ damit es das gantze Egipten nicht als zu einer ſtaubſee machte/ zu vorkommen. Sie hette den mangel des regens/ durch den auf- und uͤber-lauf des Niels/ reichlich erſtattet. Sie hette verſchaffet/ daß dieſer flus alle jahr einmahl/ und zwar in der duͤrreſten zeit/ uͤber- lauffen/ und alſo das erdreich befeuchten/ ja durch den aufgefuͤhrten fetten ſchlam gleichſam miſten/ und zum akkerbaue geſchikt machen muͤſte. Wie es nun mit die- ſem auf- und uͤber-lauffe des Niels eigendlich zugehet/ iſt mir nicht erzehlet. Daruͤm verhoffe ich ſo bittſeelig zu ſein/ daß ich ſolches aus ihrem leutſeeligen und ver- ſtaͤndigen reden ſchoͤpfen moͤge. Und daſſelbe verlange ich uͤm ſo viel mehr zu wiſſen; damit ich gruͤndlich ur- tei- C

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/57>, abgerufen am 28.11.2024.