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Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

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Anmärkungen.
man auf dem lande oder felde singet: welches
eben so viel gesagt ist/ als ein Schäferlied/ oder Hür-
tengesang.
Also erklähret auch des Spanische wort
Villanescas der Herr Isola in einem an mich abgelaße-
nem schreiben/ da er von den Schattenliedern han-
delt. Villanescas, schreibet er/ canzoni, che soglion
cantare i contadini,
das ist/ ein gesang/ den die
landleute oder bauren zu singen pflegen.
Aber ein
ander beschreibet das Spanische wort Villanzico,
nicht als ein Feld- oder Hürten-lied/ sondern als
einen Freudengesang auf ein fröhliches fest: una
sorta di canzonetta allegra, che si canta in feste d'alle-
grezza, come per natale, &c.
Und bei dem Korne-
lius Kilian
wird es Cantio celerior Italica, sive Mu-
sica levicula
genennet. Dem sei nun wie ihm wolle/ so
erscheinet doch aus allen ümständen/ daß diese Lie-
derahrt
vor alters anders nichts/ als eine gattung
der Schäfer- oder Hürten-lieder/ gewesen; und
darnach erst zu allerhand andern vorfällen/ als ein
kurtzbündiges Sin-gedicht/ gebraucht worden.
Dan wir sehen augenscheinlich in allen dergleichen al-
ten Liederahrten/ daß sie von nichts anders/ als von
büschen/ beumen/ wiesen/ tählern/ weiden/ bluhmen/
flüssen/ bächen/ vogeln/ schatten/ und dergleichen in
büschen und auf feldern befindlichen dingen handeln.
Aber wir wollen den berühmten Deutschliebenden
noch einmahl hören/ was er am 179 bl. seines obge-
melten Apollons hiervon urteilet. Les Italiens,
schreibet er/ l'appellent Madrigale, & par sincope Ma-
driale
, du nom Mandra, qui veut dire troupeau, berge-
rie, loge
ou caverne, ou les bergers se retirent. Le mot
de Mandra est Grec, & signifie caverne: & de la vient,
qu'en la primitive Eglise celuy, qui estoit Superieur
entre ces anciens Pere Grecs, qui vivoient dans les de-
serts, & qui n'avoient pour demeure que les antres

& les

Anmaͤrkungen.
man auf dem lande oder felde ſinget: welches
eben ſo viel geſagt iſt/ als ein Schaͤferlied/ oder Huͤr-
tengeſang.
Alſo erklaͤhret auch des Spaniſche wort
Villaneſcas der Herꝛ Iſola in einem an mich abgelaße-
nem ſchreiben/ da er von den Schattenliedern han-
delt. Villaneſcas, ſchreibet er/ canzoni, che ſoglion
cantare i contadini,
das iſt/ ein geſang/ den die
landleute oder bauren zu ſingen pflegen.
Aber ein
ander beſchreibet das Spaniſche wort Villanzico,
nicht als ein Feld- oder Huͤrten-lied/ ſondern als
einen Freudengeſang auf ein froͤhliches feſt: una
ſorta di canzonetta allegra, che ſi canta in feſte d’alle-
grezza, come per natale, &c.
Und bei dem Korne-
lius Kilian
wird es Cantio celerior Italica, ſive Mu-
ſica levicula
genennet. Dem ſei nun wie ihm wolle/ ſo
erſcheinet doch aus allen uͤmſtaͤnden/ daß dieſe Lie-
derahrt
vor alters anders nichts/ als eine gattung
der Schaͤfer- oder Huͤrten-lieder/ geweſen; und
darnach erſt zu allerhand andern vorfaͤllen/ als ein
kurtzbuͤndiges Sin-gedicht/ gebraucht worden.
Dan wir ſehen augenſcheinlich in allen dergleichen al-
ten Liederahrten/ daß ſie von nichts anders/ als von
buͤſchen/ beumen/ wieſen/ taͤhlern/ weiden/ bluhmen/
fluͤſſen/ baͤchen/ vogeln/ ſchatten/ und dergleichen in
buͤſchen und auf feldern befindlichen dingen handeln.
Aber wir wollen den beruͤhmten Deutſchliebenden
noch einmahl hoͤren/ was er am 179 bl. ſeines obge-
melten Apollons hiervon urteilet. Les Italiens,
ſchreibet er/ l’appellent Madrigale, & par ſincope Ma-
driale
, du nom Mandra, qui veut dire troupeau, berge-
rie, loge
ou caverne, où les bergers ſe retirent. Le mot
de Mandra eſt Grec, & ſignifie caverne: & de là vient,
qu’en la primitive Egliſe celuy, qui eſtoit Superieur
entre ces anciens Pere Grecs, qui vivoient dans les de-
ſerts, & qui n’avoient pour demeure que les antres

& les
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[509/0533] Anmaͤrkungen. man auf dem lande oder felde ſinget: welches eben ſo viel geſagt iſt/ als ein Schaͤferlied/ oder Huͤr- tengeſang. Alſo erklaͤhret auch des Spaniſche wort Villaneſcas der Herꝛ Iſola in einem an mich abgelaße- nem ſchreiben/ da er von den Schattenliedern han- delt. Villaneſcas, ſchreibet er/ canzoni, che ſoglion cantare i contadini, das iſt/ ein geſang/ den die landleute oder bauren zu ſingen pflegen. Aber ein ander beſchreibet das Spaniſche wort Villanzico, nicht als ein Feld- oder Huͤrten-lied/ ſondern als einen Freudengeſang auf ein froͤhliches feſt: una ſorta di canzonetta allegra, che ſi canta in feſte d’alle- grezza, come per natale, &c. Und bei dem Korne- lius Kilian wird es Cantio celerior Italica, ſive Mu- ſica levicula genennet. Dem ſei nun wie ihm wolle/ ſo erſcheinet doch aus allen uͤmſtaͤnden/ daß dieſe Lie- derahrt vor alters anders nichts/ als eine gattung der Schaͤfer- oder Huͤrten-lieder/ geweſen; und darnach erſt zu allerhand andern vorfaͤllen/ als ein kurtzbuͤndiges Sin-gedicht/ gebraucht worden. Dan wir ſehen augenſcheinlich in allen dergleichen al- ten Liederahrten/ daß ſie von nichts anders/ als von buͤſchen/ beumen/ wieſen/ taͤhlern/ weiden/ bluhmen/ fluͤſſen/ baͤchen/ vogeln/ ſchatten/ und dergleichen in buͤſchen und auf feldern befindlichen dingen handeln. Aber wir wollen den beruͤhmten Deutſchliebenden noch einmahl hoͤren/ was er am 179 bl. ſeines obge- melten Apollons hiervon urteilet. Les Italiens, ſchreibet er/ l’appellent Madrigale, & par ſincope Ma- driale, du nom Mandra, qui veut dire troupeau, berge- rie, loge ou caverne, où les bergers ſe retirent. Le mot de Mandra eſt Grec, & ſignifie caverne: & de là vient, qu’en la primitive Egliſe celuy, qui eſtoit Superieur entre ces anciens Pere Grecs, qui vivoient dans les de- ſerts, & qui n’avoient pour demeure que les antres & les

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 509. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/533>, abgerufen am 27.11.2024.