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Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

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Anmärkungen.
auch sonsten/ zu vielerhand dingen/ gebraucht. Und
darüm halten die Araber den baum in solchen ehren/
daß sie fast einem ieden teile desselben/ und nachdem
diese beschaffen/ einen sonderlichen nahmen geben. Ein
blat nennen sie Zaaf: einen zakken mit datteln/ Sa-
marrich:
eine junge unreiffe Dattel/ Talla; eine
was grössere/ Nin; eine halb reiffe/ Ramich; eine
gantz reiffe/ Bellan; eine verfaulte/ Rotob; und eine
getrüknete/ Tamar. Ja eben daher ist es kommen/
daß man den Sieges-helden die Palmenzweige/ als
ein zeichen ihrer fürtrefligkeit/ zugeeignet. Es ist
ein wunder/ daß dieser baum/ der so gar dünne und
kurtze wurtzeln hat/ und unten am stam-ende so gar
schlank ist/ die große last seines heuptes/ mit so vielen
zakken und früchten/ tragen kan/ und daß er von den
winden nicht ümgeworfen wird. Und dieses hat den
Egiptern zu dem wahne/ daß er von der luft lebete/ an-
laß gegeben. Ja wir könten daher auch selbsten anlaß
nehmen/ diesen Palm- oder Datteln-baum den
schmächtigen/ doch darbei weisen und vielgeschäftigen
Leuten/ als ein Sinbild/ zuzueignen. In der Grie-
chischen sprache wird seine frucht daktulos, bei dem
Dioskorides/ im 67 h. seines 1 b. als auch andern/
genennet: und eben daraus scheinet das wort Dattel
gebildet zu sein. Sonsten heisset daktulos eigendlich
ein finger: und nach dem finger/ weil sein erstes
glied lang/ und die zwei letzten kurtz seind/ haben die
Dichtmeister/ bei dem Plutarchen in seinem Buche
von der Singekunst/ dieselbe gattung der Schritte
ihrer Reimbände/ derer erstes glied auch lang/ und die
zwei andern kurtz seind/ ebenmäßig daktulos genennet.
Wir geben ihnen/ in unsrem Hochdeutschen Helikon/
gemeiniglich den nahmen des Dattelschrittes/ oder ei-
nes Lang-gekürtzten: und den Reim selbsten heissen
wir einen Dattel- oder Palmen-reim; ja die gantze

Reim-

Anmaͤrkungen.
auch ſonſten/ zu vielerhand dingen/ gebraucht. Und
daruͤm halten die Araber den baum in ſolchen ehren/
daß ſie faſt einem ieden teile deſſelben/ und nachdem
dieſe beſchaffen/ einen ſonderlichen nahmen geben. Ein
blat nennen ſie Zaaf: einen zakken mit datteln/ Sa-
marrich:
eine junge unreiffe Dattel/ Talla; eine
was groͤſſere/ Nin; eine halb reiffe/ Ramich; eine
gantz reiffe/ Bellan; eine verfaulte/ Rotob; und eine
getruͤknete/ Tamar. Ja eben daher iſt es kommen/
daß man den Sieges-helden die Palmenzweige/ als
ein zeichen ihrer fuͤrtrefligkeit/ zugeeignet. Es iſt
ein wunder/ daß dieſer baum/ der ſo gar duͤnne und
kurtze wurtzeln hat/ und unten am ſtam-ende ſo gar
ſchlank iſt/ die große laſt ſeines heuptes/ mit ſo vielen
zakken und fruͤchten/ tragen kan/ und daß er von den
winden nicht uͤmgeworfen wird. Und dieſes hat den
Egiptern zu dem wahne/ daß er von der luft lebete/ an-
laß gegeben. Ja wir koͤnten daher auch ſelbſten anlaß
nehmen/ dieſen Palm- oder Datteln-baum den
ſchmaͤchtigen/ doch darbei weiſen und vielgeſchaͤftigen
Leuten/ als ein Sinbild/ zuzueignen. In der Grie-
chiſchen ſprache wird ſeine frucht δάκτυλος, bei dem
Dioſkorides/ im 67 h. ſeines 1 b. als auch andern/
genennet: und eben daraus ſcheinet das wort Dattel
gebildet zu ſein. Sonſten heiſſet δάκτυλος eigendlich
ein finger: und nach dem finger/ weil ſein erſtes
glied lang/ und die zwei letzten kurtz ſeind/ haben die
Dichtmeiſter/ bei dem Plutarchen in ſeinem Buche
von der Singekunſt/ dieſelbe gattung der Schritte
ihrer Reimbaͤnde/ derer erſtes glied auch lang/ und die
zwei andern kurtz ſeind/ ebenmaͤßig δάκτυλος geneñet.
Wir geben ihnen/ in unſrem Hochdeutſchen Helikon/
gemeiniglich den nahmen des Dattelſchrittes/ oder ei-
nes Lang-gekuͤrtzten: und den Reim ſelbſten heiſſen
wir einen Dattel- oder Palmen-reim; ja die gantze

Reim-
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[491/0515] Anmaͤrkungen. auch ſonſten/ zu vielerhand dingen/ gebraucht. Und daruͤm halten die Araber den baum in ſolchen ehren/ daß ſie faſt einem ieden teile deſſelben/ und nachdem dieſe beſchaffen/ einen ſonderlichen nahmen geben. Ein blat nennen ſie Zaaf: einen zakken mit datteln/ Sa- marrich: eine junge unreiffe Dattel/ Talla; eine was groͤſſere/ Nin; eine halb reiffe/ Ramich; eine gantz reiffe/ Bellan; eine verfaulte/ Rotob; und eine getruͤknete/ Tamar. Ja eben daher iſt es kommen/ daß man den Sieges-helden die Palmenzweige/ als ein zeichen ihrer fuͤrtrefligkeit/ zugeeignet. Es iſt ein wunder/ daß dieſer baum/ der ſo gar duͤnne und kurtze wurtzeln hat/ und unten am ſtam-ende ſo gar ſchlank iſt/ die große laſt ſeines heuptes/ mit ſo vielen zakken und fruͤchten/ tragen kan/ und daß er von den winden nicht uͤmgeworfen wird. Und dieſes hat den Egiptern zu dem wahne/ daß er von der luft lebete/ an- laß gegeben. Ja wir koͤnten daher auch ſelbſten anlaß nehmen/ dieſen Palm- oder Datteln-baum den ſchmaͤchtigen/ doch darbei weiſen und vielgeſchaͤftigen Leuten/ als ein Sinbild/ zuzueignen. In der Grie- chiſchen ſprache wird ſeine frucht δάκτυλος, bei dem Dioſkorides/ im 67 h. ſeines 1 b. als auch andern/ genennet: und eben daraus ſcheinet das wort Dattel gebildet zu ſein. Sonſten heiſſet δάκτυλος eigendlich ein finger: und nach dem finger/ weil ſein erſtes glied lang/ und die zwei letzten kurtz ſeind/ haben die Dichtmeiſter/ bei dem Plutarchen in ſeinem Buche von der Singekunſt/ dieſelbe gattung der Schritte ihrer Reimbaͤnde/ derer erſtes glied auch lang/ und die zwei andern kurtz ſeind/ ebenmaͤßig δάκτυλος geneñet. Wir geben ihnen/ in unſrem Hochdeutſchen Helikon/ gemeiniglich den nahmen des Dattelſchrittes/ oder ei- nes Lang-gekuͤrtzten: und den Reim ſelbſten heiſſen wir einen Dattel- oder Palmen-reim; ja die gantze Reim-

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 491. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/515>, abgerufen am 28.11.2024.