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Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

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Kurtzbündige

Das obgemelte Ebreische wort [fremdsprachliches Material], welches die
meisten flügel erklähren/ haben wir rand verdeut-
schet: weil [fremdsprachliches Material] überal vor den rand oder das euser-
ste ende
eines ieden dinges/ so wohl der flüsse und der
erde/ als der kleider und gebeue/ genommen wird. Und
also ist ein klingel oder eine zimbel der ränder oder
mit rändern [fremdsprachliches Material] ein Schällenspiel mit
rändern oder mit einem bügel ümgeben: welches die
Griechen von saiomai, d. i. rütteln/ bewegen/ seisron,
die Lateiner sistrum nennen. Dan es ist eine gattung der
so genenten Zimbeln: die Esaias alhier, billich [fremdsprachliches Material]
das ist/ ein klingendes spielzeug/ vom [fremdsprachliches Material] klingen/
tinnire, heisset. Diese Klingelspiele waren von ertz/
von silber/ auch wohl von golde; wie Apuleius im 11
seiner Verwandlungsbücher bezeuget: und hierinnen
von den gemeinen Klingeln oder Zimbeln unterschieden/
daß diese rund waren/ als ein runter bächer/ und als
ein blat vom Nabelkraude gestaltet/ wie Turnebus
aus dem Schribonius Largus im 33 h. des 26 b.
anweiset; jene aber ei- oder länglich-rund/ mit einem
rande/ daran etliche schällen hingen/ und/ im bewegen
und anschlagen/ einen lieblichen klang von sich gaben.
Guido Pancirollus l. 1. rer. memorab. deperditar. p. 29.
Alexand. ab Alexandro l. 7, c. 8. Demsterus paralipo-
men. ad Rosini Antiquitat. Rom. c. ult. l.
2.

Von diesem Klingelspiele/ cymbalo marginato,
id est, sistro,
hat Esaias das Egiptische land terram
sistratam,
gleichwie andere die Egipter/ oder vielmehr
ihre Priester selbst/ sistratam turbam, genennet; weil
nähmlich das Schällenspiel oder der Klingelbügel ihr
eigenes spielzeug war. Marziahl:

Linigeri fugiunt calvi, sistrataque turba.

Ovidius l. 3 Eleg.

Quid nunc sacra juvant? quid nunc AEgyptia prosunt

Sistra.
Idem
Kurtzbuͤndige

Das obgemelte Ebreiſche wort [fremdsprachliches Material], welches die
meiſten fluͤgel erklaͤhren/ haben wir rand verdeut-
ſchet: weil [fremdsprachliches Material] uͤberal vor den rand oder das euſer-
ſte ende
eines ieden dinges/ ſo wohl der fluͤſſe und der
erde/ als der kleider und gebeue/ genommen wird. Und
alſo iſt ein klingel oder eine zimbel der raͤnder oder
mit raͤndern [fremdsprachliches Material] ein Schaͤllenſpiel mit
raͤndern oder mit einem buͤgel uͤmgeben: welches die
Griechen von σάιομαι, d. i. ruͤtteln/ bewegen/ σεῖςρον,
die Lateiner ſiſtrum nennen. Dan es iſt eine gattung der
ſo genenten Zimbeln: die Eſaias alhier, billich [fremdsprachliches Material]
das iſt/ ein klingendes ſpielzeug/ vom [fremdsprachliches Material] klingen/
tinnire, heiſſet. Dieſe Klingelſpiele waren von ertz/
von ſilber/ auch wohl von golde; wie Apuleius im 11
ſeiner Verwandlungsbuͤcher bezeuget: und hierinnen
von den gemeinen Klingeln oder Zimbeln unterſchieden/
daß dieſe rund waren/ als ein runter baͤcher/ und als
ein blat vom Nabelkraude geſtaltet/ wie Turnebus
aus dem Schribonius Largus im 33 h. des 26 b.
anweiſet; jene aber ei- oder laͤnglich-rund/ mit einem
rande/ daran etliche ſchaͤllen hingen/ und/ im bewegen
und anſchlagen/ einen lieblichen klang von ſich gaben.
Guido Pancirollus l. 1. rer. memorab. deperditar. p. 29.
Alexand. ab Alexandro l. 7, c. 8. Demſterus paralipo-
men. ad Roſini Antiquitat. Rom. c. ult. l.
2.

Von dieſem Klingelſpiele/ cymbalo marginato,
id eſt, ſiſtro,
hat Eſaias das Egiptiſche land terram
ſiſtratam,
gleichwie andere die Egipter/ oder vielmehr
ihre Prieſter ſelbſt/ ſiſtratam turbam, genennet; weil
naͤhmlich das Schaͤllenſpiel oder der Klingelbuͤgel ihr
eigenes ſpielzeug war. Marziahl:

Linigeri fugiunt calvi, ſiſtrataque turba.

Ovidius l. 3 Eleg.

Quid nunc ſacra juvant? quid nunc Ægyptia proſunt

Siſtra.
Idem
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[468/0492] Kurtzbuͤndige Das obgemelte Ebreiſche wort _ , welches die meiſten fluͤgel erklaͤhren/ haben wir rand verdeut- ſchet: weil _ uͤberal vor den rand oder das euſer- ſte ende eines ieden dinges/ ſo wohl der fluͤſſe und der erde/ als der kleider und gebeue/ genommen wird. Und alſo iſt ein klingel oder eine zimbel der raͤnder oder mit raͤndern _ ein Schaͤllenſpiel mit raͤndern oder mit einem buͤgel uͤmgeben: welches die Griechen von σάιομαι, d. i. ruͤtteln/ bewegen/ σεῖςρον, die Lateiner ſiſtrum nennen. Dan es iſt eine gattung der ſo genenten Zimbeln: die Eſaias alhier, billich _ das iſt/ ein klingendes ſpielzeug/ vom _ klingen/ tinnire, heiſſet. Dieſe Klingelſpiele waren von ertz/ von ſilber/ auch wohl von golde; wie Apuleius im 11 ſeiner Verwandlungsbuͤcher bezeuget: und hierinnen von den gemeinen Klingeln oder Zimbeln unterſchieden/ daß dieſe rund waren/ als ein runter baͤcher/ und als ein blat vom Nabelkraude geſtaltet/ wie Turnebus aus dem Schribonius Largus im 33 h. des 26 b. anweiſet; jene aber ei- oder laͤnglich-rund/ mit einem rande/ daran etliche ſchaͤllen hingen/ und/ im bewegen und anſchlagen/ einen lieblichen klang von ſich gaben. Guido Pancirollus l. 1. rer. memorab. deperditar. p. 29. Alexand. ab Alexandro l. 7, c. 8. Demſterus paralipo- men. ad Roſini Antiquitat. Rom. c. ult. l. 2. Von dieſem Klingelſpiele/ cymbalo marginato, id eſt, ſiſtro, hat Eſaias das Egiptiſche land terram ſiſtratam, gleichwie andere die Egipter/ oder vielmehr ihre Prieſter ſelbſt/ ſiſtratam turbam, genennet; weil naͤhmlich das Schaͤllenſpiel oder der Klingelbuͤgel ihr eigenes ſpielzeug war. Marziahl: Linigeri fugiunt calvi, ſiſtrataque turba. Ovidius l. 3 Eleg. Quid nunc ſacra juvant? quid nunc Ægyptia proſunt Siſtra. Idem

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 468. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/492>, abgerufen am 27.11.2024.