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Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

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Kurtzbündige
metscher gehen weiter darvon ab/ wan sie die gemelten
Ebreischen worte der Weissagung in die Griechische
sprache folgender gestalt übertragen: ouai ges plaon pte-
rugon epekeina pttaman aithiopias; o aposellon on thalas-
se omera, kai episolas bi[fremdsprachliches Material]linas epano touudatos. Dieses
hat der Lateinische übersetzer also gegeben: Vae terrae
navium alarum, trans flumina AEthiopiae. Qui mittit
in mari obsides, & epistolas papyraceas super aquam.

Das ist/ weh dem lande der schiffe mit flügeln
oder segeln/ über den flüssen des Mohrenlan-
des: der im meere bürgen oder pfandsleute/ oder
vielmehr pfände ausschikket/ als auch Sende-
schreiben vom papierschilfe/ über dem wasser.

Eben so weit weichet auch der Kaldeische übersetzer oder
erklährer vom Ebreischen grundverstande folgender ge-
stalt ab: vae terrae, ad quam veniunt in navibus de terra
longinqua, & vela eorum extensa sunt, quasi aquila,
quae volat alis suis; quae est trans flumina AEthiopiae.
Quae mittit in aquis nuncios, & in trieribus super fa-
ciem aquarum.
Das ist/ weh dem lande/ dahin
man aus fernen ländern auf schiffen kommet/
und derer segel sich ausbreiten/ wie ein Adler/
wan er mit seinen flügeln flüget; das über den
flüssen des Mohrenlandes ist. Welches in den
wassern Bohten aussendet/ und in dreirudrich-
ten schiffen über den flächen der wasser.
Ja un-
sere Hochdeutsche übersetzung komt dem eigendlichen
sinne des Esaias nicht näher; wan sie also lautet:
weh dem lande/ das/ unter den segeln/ im schat-
ten fähret/ disseit den wassern des Mohrenlan-
des: das Bohtschaften auf dem Meere sendet/
und in Rohrschiffen auf den wassern fähret.

Hier sehen wir/ daß der übersetzer in betrachtung gezo-
gen/ daß Esaias im Jüdischen lande geschrieben/ und
daher Egipten nicht beschreiben können/ als ein land

über

Kurtzbuͤndige
metſcher gehen weiter darvon ab/ wan ſie die gemelten
Ebreiſchen worte der Weiſſagung in die Griechiſche
ſprache folgender geſtalt uͤbertragen: ὀυαὶ γῆς πλάων πτε-
ρύγων ἐπέκεινα πτταμᾶν ἀιϑιοπίας; ὁ ἀποςέλλων ὀν ϑαλάσ-
σῃ ὄμηϱα, καὶ ἐπιςολὰς βι[fremdsprachliches Material]λίνας ἐπάνω τοῦὗδατος. Dieſes
hat der Lateiniſche uͤberſetzer alſo gegeben: Væ terræ
navium alarum, trans flumina Æthiopiæ. Qui mittit
in mari obſides, & epiſtolas papyraceas ſuper aquam.

Das iſt/ weh dem lande der ſchiffe mit fluͤgeln
oder ſegeln/ uͤber den fluͤſſen des Mohrenlan-
des: der im meere buͤrgen oder pfandsleute/ oder
vielmehr pfaͤnde ausſchikket/ als auch Sende-
ſchreiben vom papierſchilfe/ uͤber dem waſſer.

Eben ſo weit weichet auch der Kaldeiſche uͤberſetzer oder
erklaͤhrer vom Ebreiſchen grundverſtande folgender ge-
ſtalt ab: væ terræ, ad quam veniunt in navibus de terra
longinqua, & vela eorum extenſa ſunt, quaſi aquila,
quæ volat alis ſuis; quæ eſt trans flumina Æthiopiæ.
Quæ mittit in aquis nuncios, & in trieribus ſuper fa-
ciem aquarum.
Das iſt/ weh dem lande/ dahin
man aus fernen laͤndern auf ſchiffen kommet/
und derer ſegel ſich ausbreiten/ wie ein Adler/
wan er mit ſeinen fluͤgeln fluͤget; das uͤber den
fluͤſſen des Mohrenlandes iſt. Welches in den
waſſern Bohten ausſendet/ und in dreirudrich-
ten ſchiffen uͤber den flaͤchen der waſſer.
Ja un-
ſere Hochdeutſche uͤberſetzung komt dem eigendlichen
ſinne des Eſaias nicht naͤher; wan ſie alſo lautet:
weh dem lande/ das/ unter den ſegeln/ im ſchat-
ten faͤhret/ diſſeit den waſſern des Mohrenlan-
des: das Bohtſchaften auf dem Meere ſendet/
und in Rohrſchiffen auf den waſſern faͤhret.

Hier ſehen wir/ daß der uͤberſetzer in betrachtung gezo-
gen/ daß Eſaias im Juͤdiſchen lande geſchrieben/ und
daher Egipten nicht beſchreiben koͤnnen/ als ein land

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[466/0490] Kurtzbuͤndige metſcher gehen weiter darvon ab/ wan ſie die gemelten Ebreiſchen worte der Weiſſagung in die Griechiſche ſprache folgender geſtalt uͤbertragen: ὀυαὶ γῆς πλάων πτε- ρύγων ἐπέκεινα πτταμᾶν ἀιϑιοπίας; ὁ ἀποςέλλων ὀν ϑαλάσ- σῃ ὄμηϱα, καὶ ἐπιςολὰς βι_ λίνας ἐπάνω τοῦὗδατος. Dieſes hat der Lateiniſche uͤberſetzer alſo gegeben: Væ terræ navium alarum, trans flumina Æthiopiæ. Qui mittit in mari obſides, & epiſtolas papyraceas ſuper aquam. Das iſt/ weh dem lande der ſchiffe mit fluͤgeln oder ſegeln/ uͤber den fluͤſſen des Mohrenlan- des: der im meere buͤrgen oder pfandsleute/ oder vielmehr pfaͤnde ausſchikket/ als auch Sende- ſchreiben vom papierſchilfe/ uͤber dem waſſer. Eben ſo weit weichet auch der Kaldeiſche uͤberſetzer oder erklaͤhrer vom Ebreiſchen grundverſtande folgender ge- ſtalt ab: væ terræ, ad quam veniunt in navibus de terra longinqua, & vela eorum extenſa ſunt, quaſi aquila, quæ volat alis ſuis; quæ eſt trans flumina Æthiopiæ. Quæ mittit in aquis nuncios, & in trieribus ſuper fa- ciem aquarum. Das iſt/ weh dem lande/ dahin man aus fernen laͤndern auf ſchiffen kommet/ und derer ſegel ſich ausbreiten/ wie ein Adler/ wan er mit ſeinen fluͤgeln fluͤget; das uͤber den fluͤſſen des Mohrenlandes iſt. Welches in den waſſern Bohten ausſendet/ und in dreirudrich- ten ſchiffen uͤber den flaͤchen der waſſer. Ja un- ſere Hochdeutſche uͤberſetzung komt dem eigendlichen ſinne des Eſaias nicht naͤher; wan ſie alſo lautet: weh dem lande/ das/ unter den ſegeln/ im ſchat- ten faͤhret/ diſſeit den waſſern des Mohrenlan- des: das Bohtſchaften auf dem Meere ſendet/ und in Rohrſchiffen auf den waſſern faͤhret. Hier ſehen wir/ daß der uͤberſetzer in betrachtung gezo- gen/ daß Eſaias im Juͤdiſchen lande geſchrieben/ und daher Egipten nicht beſchreiben koͤnnen/ als ein land uͤber

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 466. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/490>, abgerufen am 18.05.2024.