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Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

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Anmärkungen.
getödtet werden. Gleichwohl gab ich ihnen/ als sie ihn
tödten wolten/ mit vielem weinen zu verstehen/ daß sie
diese boßheit nicht begehen solten. Aber
Simeon und
Gad lieffen auf den Josef zu/ ihn zu erwürgen. Da
fiel
Josef auf sein angesicht/ und sagte zu ihnen: O mei-
ne brüder/ erbarmet euch meiner/ erbarmet euch über
die glieder unsers Vaters
Jakobs; und schlagt doch eure
hände an mich nicht/ damit ihr kein unschuldiges bluht
vergiesset: dan ich habe nichts wider euch mishandelt:
und habe ich ja mishandelt/ so unterweiset mich/ durch
eine brüderliche züchtigung; aber legt eure hände
nicht an mich. Das bitte ich euch üm der liebe
Jakobs un-
sers vaters willen. Indem er diese worte redete/ ward ich
dermaßen zum mitleiden bewogen/ daß mir meine träh-
nen hauffenweise über die bakken lieffen; daß mein bluht/
ja alle meine glieder erstarreten.
Josef weinte/ und ich
mit ihm. Mein hertz böbete/ und meine gebeine zitter-
ten dermaßen/ daß ich nicht mehr stehen konte. Als er
nun sahe/ daß ich mit ihm weinete/ und daß sie zuge-
lauffen kähmen/ ihn todt zu schlagen; da flohe er hinter
mich/ und baht üm gnade. Hierauf fing
Ruben auch an.
Brüder/ sagte er/ laßet uns ihn nicht tödten: sondern wir
wollen ihn in jene grube werfen; die unsere väter gru-
ben/ aber kein wasser fanden. Und eben darüm lies
Gott kein wasser hinein kommen/ damit sie dem
Josef zur
beschirmung und lebenserrettung dienen solte. Ja er
lies es also geschehen/ daß sie ihn den Ismaelern ver-
kauften. Auch bewilligte ich in die sünde/ am
Josef
begangen gantz nicht. Aber Simeon und Gad mit noch
andern sechs brüdern/ nahmen vor
Josef geld/ und kauf-
ten vor sich/ vor ihre weiber/ und vor ihre kinder schuhe;
und sagten: last es uns nicht unter die füße trähten; dan
es ist bluhtgeld vor unsern Bruder. Aber in der unter-
trähtung laßet uns das unterträhten/ das er sagte/ er
solte über uns herschen: und wir wollen sehen/ was sei-
ne treume bedeuten und auswürken sollen. Darüm ste-
het in
Enochs Buche geschrieben: denen/ die ihren Brü-
dern keinen saamen erwekken wolten/ habe ich aufge-
schnallet die schuhe
Josefs. Auch warden ihnen/ als
sie in Egipten kahmen/ von
Josefs dienern/ vor dem
tohre/ die schuhe entschnallet und abgezogen: und also
musten sie den
Jos[e]f/ als den König selbsten/ anbäh-

ten.

Anmaͤrkungen.
getoͤdtet werden. Gleichwohl gab ich ihnen/ als ſie ihn
toͤdten wolten/ mit vielem weinen zu verſtehen/ daß ſie
dieſe boßheit nicht begehen ſolten. Aber
Simeon und
Gad lieffen auf den Joſef zu/ ihn zu erwuͤrgen. Da
fiel
Joſef auf ſein angeſicht/ und ſagte zu ihnen: O mei-
ne bruͤder/ erbarmet euch meiner/ erbarmet euch uͤber
die glieder unſers Vaters
Jakobs; und ſchlagt doch eure
haͤnde an mich nicht/ damit ihr kein unſchuldiges bluht
vergieſſet: dan ich habe nichts wider euch mishandelt:
und habe ich ja mishandelt/ ſo unterweiſet mich/ durch
eine bruͤderliche zuͤchtigung; aber legt eure haͤnde
nicht an mich. Das bitte ich euch uͤm der liebe
Jakobs un-
ſers vaters willen. Indem er dieſe worte redete/ ward ich
dermaßen zum mitleiden bewogen/ daß mir meine traͤh-
nen hauffenweiſe uͤber die bakken lieffen; daß mein bluht/
ja alle meine glieder erſtarreten.
Joſef weinte/ und ich
mit ihm. Mein hertz boͤbete/ und meine gebeine zitter-
ten dermaßen/ daß ich nicht mehr ſtehen konte. Als er
nun ſahe/ daß ich mit ihm weinete/ und daß ſie zuge-
lauffen kaͤhmen/ ihn todt zu ſchlagen; da flohe er hinter
mich/ und baht uͤm gnade. Hierauf fing
Ruben auch an.
Bruͤder/ ſagte er/ laßet uns ihn nicht toͤdten: ſondern wir
wollen ihn in jene grube werfen; die unſere vaͤter gru-
ben/ aber kein waſſer fanden. Und eben daruͤm lies
Gott kein waſſer hinein kommen/ damit ſie dem
Joſef zur
beſchirmung und lebenserrettung dienen ſolte. Ja er
lies es alſo geſchehen/ daß ſie ihn den Ismaelern ver-
kauften. Auch bewilligte ich in die ſuͤnde/ am
Joſef
begangen gantz nicht. Aber Simeon und Gad mit noch
andern ſechs bruͤdern/ nahmen vor
Joſef geld/ und kauf-
ten vor ſich/ vor ihre weiber/ und vor ihre kinder ſchuhe;
und ſagten: laſt es uns nicht unter die fuͤße traͤhten; dan
es iſt bluhtgeld vor unſern Bruder. Aber in der unter-
traͤhtung laßet uns das untertraͤhten/ das er ſagte/ er
ſolte uͤber uns herſchen: und wir wollen ſehen/ was ſei-
ne treume bedeuten und auswuͤrken ſollen. Daruͤm ſte-
het in
Enochs Buche geſchrieben: denen/ die ihren Bruͤ-
dern keinen ſaamen erwekken wolten/ habe ich aufge-
ſchnallet die ſchuhe
Joſefs. Auch warden ihnen/ als
ſie in Egipten kahmen/ von
Joſefs dienern/ vor dem
tohre/ die ſchuhe entſchnallet und abgezogen: und alſo
muſten ſie den
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[431/0455] Anmaͤrkungen. getoͤdtet werden. Gleichwohl gab ich ihnen/ als ſie ihn toͤdten wolten/ mit vielem weinen zu verſtehen/ daß ſie dieſe boßheit nicht begehen ſolten. Aber Simeon und Gad lieffen auf den Joſef zu/ ihn zu erwuͤrgen. Da fiel Joſef auf ſein angeſicht/ und ſagte zu ihnen: O mei- ne bruͤder/ erbarmet euch meiner/ erbarmet euch uͤber die glieder unſers Vaters Jakobs; und ſchlagt doch eure haͤnde an mich nicht/ damit ihr kein unſchuldiges bluht vergieſſet: dan ich habe nichts wider euch mishandelt: und habe ich ja mishandelt/ ſo unterweiſet mich/ durch eine bruͤderliche zuͤchtigung; aber legt eure haͤnde nicht an mich. Das bitte ich euch uͤm der liebe Jakobs un- ſers vaters willen. Indem er dieſe worte redete/ ward ich dermaßen zum mitleiden bewogen/ daß mir meine traͤh- nen hauffenweiſe uͤber die bakken lieffen; daß mein bluht/ ja alle meine glieder erſtarreten. Joſef weinte/ und ich mit ihm. Mein hertz boͤbete/ und meine gebeine zitter- ten dermaßen/ daß ich nicht mehr ſtehen konte. Als er nun ſahe/ daß ich mit ihm weinete/ und daß ſie zuge- lauffen kaͤhmen/ ihn todt zu ſchlagen; da flohe er hinter mich/ und baht uͤm gnade. Hierauf fing Ruben auch an. Bruͤder/ ſagte er/ laßet uns ihn nicht toͤdten: ſondern wir wollen ihn in jene grube werfen; die unſere vaͤter gru- ben/ aber kein waſſer fanden. Und eben daruͤm lies Gott kein waſſer hinein kommen/ damit ſie dem Joſef zur beſchirmung und lebenserrettung dienen ſolte. Ja er lies es alſo geſchehen/ daß ſie ihn den Ismaelern ver- kauften. Auch bewilligte ich in die ſuͤnde/ am Joſef begangen gantz nicht. Aber Simeon und Gad mit noch andern ſechs bruͤdern/ nahmen vor Joſef geld/ und kauf- ten vor ſich/ vor ihre weiber/ und vor ihre kinder ſchuhe; und ſagten: laſt es uns nicht unter die fuͤße traͤhten; dan es iſt bluhtgeld vor unſern Bruder. Aber in der unter- traͤhtung laßet uns das untertraͤhten/ das er ſagte/ er ſolte uͤber uns herſchen: und wir wollen ſehen/ was ſei- ne treume bedeuten und auswuͤrken ſollen. Daruͤm ſte- het in Enochs Buche geſchrieben: denen/ die ihren Bruͤ- dern keinen ſaamen erwekken wolten/ habe ich aufge- ſchnallet die ſchuhe Joſefs. Auch warden ihnen/ als ſie in Egipten kahmen/ von Joſefs dienern/ vor dem tohre/ die ſchuhe entſchnallet und abgezogen: und alſo muſten ſie den Joſef/ als den Koͤnig ſelbſten/ anbaͤh- ten.

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/455>, abgerufen am 23.11.2024.