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Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

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Kurtzbündige
ten. Ja sie bähteten ihn nicht allein an/ sondern fielen
auch schaamroht vor ihmnieder/ und warden also in ge-
genwart der Egipter beschähmet. Zudem höreten die
Egipter alles das böse/ das wir
Josef getahn hatten.
Als nun
Josef in die grube geworfen war/ trugen mei-
ne brüder die speisen auf zu essen. Aber ich aß in zwee
tagen und zwo nächten nichts; indem ich über den
Josef
betrübt und mit wehleiden geschlagen war. Auch aß
Judah mit ihnen nicht: dan er bewachte die grube; weil
er fürchtete/
Simeon und Gad möchten hinlauffen ihn
zu tödten. Mitlerweile/ indem sie sahen/ daß ich nicht
aß/ stelleten sie mich auch bei die grube/ ihn zu bewahren/
bis er verkauft war. Und er lag drei tage und drei nächte
in der grube. Darnach verkauften sie ihn ungespeiset.
Als nun
Ruben hörete/ daß man ihn/ in seinem abwe-
sen/ verkauft/ ward er sehr ungehalten/ und weinete.
Ach! sagte er/ wie sol ich nun dürfen unter meines va-
ters augen kommen? Auch nahm er das geld/ und wol-
te den kaufleuten nacheilen: aber er fand niemand. Dan
sie hatten die heerstraße verlaßen/ und sich stilschweigens
seitwärts abgelenket. Und also kostete
Ruben in drei
tagen kein broht. Darüm ging
Dan zu ihm/ und sagte:
weine nicht/ und sei üm den Jüngling nicht traurig.
Ich weis wohl/ was wir zu unserm Vater
Jakob sagen
wollen. Wir wollen einen Bok schlachten/ und mit
desselben bluhte
Josefs Rok besprängen. Dan wollen
wir hingehen/ und zu unsrem vater sprächen: Siehe zu/
ob dieser Rok deines Sohnes
Josefs Rok sei. Dan sie
hatten ihm/ da sie ihn verkauffen wolten/ den Rok/ den
ihm sein vater gegeben/ ausgezogen/ und dagegen ein
altes zerlumptes kleid von einem Leibeigenen zugewor-
fen.
Simeon/ der den Rok zu sich genommen/ wolte ihn
zuerst nicht hergeben; sondern ihn/ aus zorneifer daß

Josef noch lebete/ und daß er ihn nicht straks getödtet/
zerhauen. Aber die brüder stunden alle wider ihn auf/
und sagten: warüm wilstu den Rok nicht hergeben/ da
du doch dieses übel in
Israel allein begangen? Hierauf
gab er den rok von sich: und sie tähten/ wie
Dan gesagt
hatte/
u. a. m. Um dieser uhrsache willen/ hat mich der
HErr gesegnet/ und so gnädig angesehen/ daß ich nie-
mahls in einige krankheit fiel; da hingegen alle meine
brüder allezeit krunken musten. Auch warden ihre kin-

der

Kurtzbuͤndige
ten. Ja ſie baͤhteten ihn nicht allein an/ ſondern fielen
auch ſchaamroht vor ihmnieder/ und warden alſo in ge-
genwart der Egipter beſchaͤhmet. Zudem hoͤreten die
Egipter alles das boͤſe/ das wir
Joſef getahn hatten.
Als nun
Joſef in die grube geworfen war/ trugen mei-
ne bruͤder die ſpeiſen auf zu eſſen. Aber ich aß in zwee
tagen und zwo naͤchten nichts; indem ich uͤber den
Joſef
betruͤbt und mit wehleiden geſchlagen war. Auch aß
Judah mit ihnen nicht: dan er bewachte die grube; weil
er fuͤrchtete/
Simeon und Gad moͤchten hinlauffen ihn
zu toͤdten. Mitlerweile/ indem ſie ſahen/ daß ich nicht
aß/ ſtelleten ſie mich auch bei die grube/ ihn zu bewahren/
bis er verkauft war. Und er lag drei tage und drei naͤchte
in der grube. Darnach verkauften ſie ihn ungeſpeiſet.
Als nun
Ruben hoͤrete/ daß man ihn/ in ſeinem abwe-
ſen/ verkauft/ ward er ſehr ungehalten/ und weinete.
Ach! ſagte er/ wie ſol ich nun duͤrfen unter meines va-
ters augen kommen? Auch nahm er das geld/ und wol-
te den kaufleuten nacheilen: aber er fand niemand. Dan
ſie hatten die heerſtraße verlaßen/ und ſich ſtilſchweigens
ſeitwaͤrts abgelenket. Und alſo koſtete
Ruben in drei
tagen kein broht. Daruͤm ging
Dan zu ihm/ und ſagte:
weine nicht/ und ſei uͤm den Juͤngling nicht traurig.
Ich weis wohl/ was wir zu unſerm Vater
Jakob ſagen
wollen. Wir wollen einen Bok ſchlachten/ und mit
deſſelben bluhte
Joſefs Rok beſpraͤngen. Dan wollen
wir hingehen/ und zu unſrem vater ſpraͤchen: Siehe zu/
ob dieſer Rok deines Sohnes
Joſefs Rok ſei. Dan ſie
hatten ihm/ da ſie ihn verkauffen wolten/ den Rok/ den
ihm ſein vater gegeben/ ausgezogen/ und dagegen ein
altes zerlumptes kleid von einem Leibeigenen zugewor-
fen.
Simeon/ der den Rok zu ſich genommen/ wolte ihn
zuerſt nicht hergeben; ſondern ihn/ aus zorneifer daß

Joſef noch lebete/ und daß er ihn nicht ſtraks getoͤdtet/
zerhauen. Aber die bruͤder ſtunden alle wider ihn auf/
und ſagten: waruͤm wilſtu den Rok nicht hergeben/ da
du doch dieſes uͤbel in
Iſrael allein begangen? Hierauf
gab er den rok von ſich: und ſie taͤhten/ wie
Dan geſagt
hatte/
u. a. m. Um dieſer uhrſache willen/ hat mich der
HErꝛ geſegnet/ und ſo gnaͤdig angeſehen/ daß ich nie-
mahls in einige krankheit fiel; da hingegen alle meine
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[432/0456] Kurtzbuͤndige ten. Ja ſie baͤhteten ihn nicht allein an/ ſondern fielen auch ſchaamroht vor ihmnieder/ und warden alſo in ge- genwart der Egipter beſchaͤhmet. Zudem hoͤreten die Egipter alles das boͤſe/ das wir Joſef getahn hatten. Als nun Joſef in die grube geworfen war/ trugen mei- ne bruͤder die ſpeiſen auf zu eſſen. Aber ich aß in zwee tagen und zwo naͤchten nichts; indem ich uͤber den Joſef betruͤbt und mit wehleiden geſchlagen war. Auch aß Judah mit ihnen nicht: dan er bewachte die grube; weil er fuͤrchtete/ Simeon und Gad moͤchten hinlauffen ihn zu toͤdten. Mitlerweile/ indem ſie ſahen/ daß ich nicht aß/ ſtelleten ſie mich auch bei die grube/ ihn zu bewahren/ bis er verkauft war. Und er lag drei tage und drei naͤchte in der grube. Darnach verkauften ſie ihn ungeſpeiſet. Als nun Ruben hoͤrete/ daß man ihn/ in ſeinem abwe- ſen/ verkauft/ ward er ſehr ungehalten/ und weinete. Ach! ſagte er/ wie ſol ich nun duͤrfen unter meines va- ters augen kommen? Auch nahm er das geld/ und wol- te den kaufleuten nacheilen: aber er fand niemand. Dan ſie hatten die heerſtraße verlaßen/ und ſich ſtilſchweigens ſeitwaͤrts abgelenket. Und alſo koſtete Ruben in drei tagen kein broht. Daruͤm ging Dan zu ihm/ und ſagte: weine nicht/ und ſei uͤm den Juͤngling nicht traurig. Ich weis wohl/ was wir zu unſerm Vater Jakob ſagen wollen. Wir wollen einen Bok ſchlachten/ und mit deſſelben bluhte Joſefs Rok beſpraͤngen. Dan wollen wir hingehen/ und zu unſrem vater ſpraͤchen: Siehe zu/ ob dieſer Rok deines Sohnes Joſefs Rok ſei. Dan ſie hatten ihm/ da ſie ihn verkauffen wolten/ den Rok/ den ihm ſein vater gegeben/ ausgezogen/ und dagegen ein altes zerlumptes kleid von einem Leibeigenen zugewor- fen. Simeon/ der den Rok zu ſich genommen/ wolte ihn zuerſt nicht hergeben; ſondern ihn/ aus zorneifer daß Joſef noch lebete/ und daß er ihn nicht ſtraks getoͤdtet/ zerhauen. Aber die bruͤder ſtunden alle wider ihn auf/ und ſagten: waruͤm wilſtu den Rok nicht hergeben/ da du doch dieſes uͤbel in Iſrael allein begangen? Hierauf gab er den rok von ſich: und ſie taͤhten/ wie Dan geſagt hatte/ u. a. m. Um dieſer uhrſache willen/ hat mich der HErꝛ geſegnet/ und ſo gnaͤdig angeſehen/ daß ich nie- mahls in einige krankheit fiel; da hingegen alle meine bruͤder allezeit krunken muſten. Auch warden ihre kin- der

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 432. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/456>, abgerufen am 23.11.2024.