Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

Bild:
<< vorherige Seite

Kurtzbündige
als ihn etliche der andern ümzubringen trachteten/ zu
retten gesuchet/ kan nicht allein zum teil aus dem 21/
22/ 26/ 29/ und 30 spruche des 37 h. als auch aus
dem 16/ 18/ 32/ 33/ und 34 spr. des 44 h. im Buche
der Schöpfung gesehen werden: sondern es be-
zeugen es auch viele unter den zwölf Ertzvätern/
des Jakobs Söhnen/ einieder in seinem letzten
Willen/ noch ausführlicher. Ruben/ weil er sich
selbsten/ aus eingezogenheit/ dessen nicht rühmen wil/
schweiget zwar darvon gantz stil: aber Simeon bricht
aus in diese worte: in der zeit beneidete ich den Josef/
weil ihn sein vater lieb hatte/ dergestalt/ daß ich mir fe-
stiglich vorgenommen/ ihn zu tödten. Dan der Fürst
des irtuhms sante in mein hertz den geist des neides und
verblendete mein gemüht und meinen verstand der-
maßen/ daß ich mich selbst vor meinem vater
Jakob nicht
scheuete. Aber seiner väter Gott sante seinen Engel/
der ihn aus meiner hand errettete. Als ich nach
Sichem
gegangen war/ salbe zu hohlen vor die heerden/ und Ru-
ben nach Dotan/ da alles/ was uns nöhtig/ zu be-
kommen war; hatte ihn
Judah/ unser bruder/ den Is-
maelern verkauft. Darüber war
Ruben/ als er wieder-
kahm/ betrübt: dan er hatte beschlossen ihn seinem Va-
ter unverletzt wiederzubringen. Aber ich ward auf den

Judah/ weil er ihn lebendig aus unsern händen gelaßen/
so ergrimmet/ daß ich fünf mohnde lang auf ihn grolle-
te. Und Gott verhinderte mich/ daß ich meine hände
an ihn nicht legen konte: dan die helfte meiner rechten
hand verdorrete/ und blieb also bis auf den siebenden tag/

u. a. m. Ja Sebulon zeiget solches so wohl vom Ru-
ben
und Judah/ als von sich selbsten/ noch deutlicher
und weitleuftiger an/ wan er unter andern also spricht:
ich wuste nicht/ daß ich sündigte/ auch dachte ich so weit
nicht/ als ich/ aus unwissenheit/ wider den
Josef mis-
handelte: da ich vor meinem Vater verschwieg/ was sich
mit meinen brüdern begeben; wiewohl ich in geheim
sehr weinete. Dan ich fürchtete mich vor meinen brü-
dern: welche mitein ander beschlossen/ daß derselbe/ der
die sache lautbar machen würde/ mit dem schwerte solte

getödtet

Kurtzbuͤndige
als ihn etliche der andern uͤmzubringen trachteten/ zu
retten geſuchet/ kan nicht allein zum teil aus dem 21/
22/ 26/ 29/ und 30 ſpruche des 37 h. als auch aus
dem 16/ 18/ 32/ 33/ und 34 ſpr. des 44 h. im Buche
der Schoͤpfung geſehen werden: ſondern es be-
zeugen es auch viele unter den zwoͤlf Ertzvaͤtern/
des Jakobs Soͤhnen/ einieder in ſeinem letzten
Willen/ noch ausfuͤhrlicher. Ruben/ weil er ſich
ſelbſten/ aus eingezogenheit/ deſſen nicht ruͤhmen wil/
ſchweiget zwar darvon gantz ſtil: aber Simeon bricht
aus in dieſe worte: in der zeit beneidete ich den Joſef/
weil ihn ſein vater lieb hatte/ dergeſtalt/ daß ich mir fe-
ſtiglich vorgenommen/ ihn zu toͤdten. Dan der Fuͤrſt
des irtuhms ſante in mein hertz den geiſt des neides und
verblendete mein gemuͤht und meinen verſtand der-
maßen/ daß ich mich ſelbſt vor meinem vater
Jakob nicht
ſcheuete. Aber ſeiner vaͤter Gott ſante ſeinen Engel/
der ihn aus meiner hand errettete. Als ich nach
Sichem
gegangen war/ ſalbe zu hohlen vor die heerden/ und Ru-
ben nach Dotan/ da alles/ was uns noͤhtig/ zu be-
kommen war; hatte ihn
Judah/ unſer bruder/ den Is-
maelern verkauft. Daruͤber war
Ruben/ als er wieder-
kahm/ betruͤbt: dan er hatte beſchloſſen ihn ſeinem Va-
ter unverletzt wiederzubringen. Aber ich ward auf den

Judah/ weil er ihn lebendig aus unſern haͤnden gelaßen/
ſo ergrimmet/ daß ich fuͤnf mohnde lang auf ihn grolle-
te. Und Gott verhinderte mich/ daß ich meine haͤnde
an ihn nicht legen konte: dan die helfte meiner rechten
hand verdorrete/ und blieb alſo bis auf den ſiebenden tag/

u. a. m. Ja Sebulon zeiget ſolches ſo wohl vom Ru-
ben
und Judah/ als von ſich ſelbſten/ noch deutlicher
und weitleuftiger an/ wan er unter andern alſo ſpricht:
ich wuſte nicht/ daß ich ſuͤndigte/ auch dachte ich ſo weit
nicht/ als ich/ aus unwiſſenheit/ wider den
Joſef mis-
handelte: da ich vor meinem Vater verſchwieg/ was ſich
mit meinen bruͤdern begeben; wiewohl ich in geheim
ſehr weinete. Dan ich fuͤrchtete mich vor meinen bruͤ-
dern: welche mitein ander beſchloſſen/ daß derſelbe/ der
die ſache lautbar machen wuͤrde/ mit dem ſchwerte ſolte

getoͤdtet
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0454" n="430"/><fw place="top" type="header">Kurtzbu&#x0364;ndige</fw><lb/>
als ihn etliche der andern u&#x0364;mzubringen trachteten/ zu<lb/>
retten ge&#x017F;uchet/ kan nicht allein zum teil aus dem 21/<lb/>
22/ 26/ 29/ und 30 &#x017F;pruche des 37 h. als auch aus<lb/>
dem 16/ 18/ 32/ 33/ und 34 &#x017F;pr. des 44 h. im Buche<lb/>
der Scho&#x0364;pfung ge&#x017F;ehen werden: &#x017F;ondern es be-<lb/>
zeugen es auch viele unter den zwo&#x0364;lf Ertzva&#x0364;tern/<lb/>
des <hi rendition="#fr">Jakobs</hi> So&#x0364;hnen/ einieder in &#x017F;einem letzten<lb/>
Willen/ noch ausfu&#x0364;hrlicher. <hi rendition="#fr">Ruben/</hi> weil er &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;ten/ aus eingezogenheit/ de&#x017F;&#x017F;en nicht ru&#x0364;hmen wil/<lb/>
&#x017F;chweiget zwar darvon gantz &#x017F;til: aber <hi rendition="#fr">Simeon</hi> bricht<lb/>
aus in die&#x017F;e worte: <hi rendition="#fr">in der zeit beneidete ich den</hi> Jo&#x017F;ef/<lb/><hi rendition="#fr">weil ihn &#x017F;ein vater lieb hatte/ derge&#x017F;talt/ daß ich mir fe-<lb/>
&#x017F;tiglich vorgenommen/ ihn zu to&#x0364;dten. Dan der Fu&#x0364;r&#x017F;t<lb/>
des irtuhms &#x017F;ante in mein hertz den gei&#x017F;t des neides und<lb/>
verblendete mein gemu&#x0364;ht und meinen ver&#x017F;tand der-<lb/>
maßen/ daß ich mich &#x017F;elb&#x017F;t vor meinem vater</hi> Jakob <hi rendition="#fr">nicht<lb/>
&#x017F;cheuete. Aber &#x017F;einer va&#x0364;ter Gott &#x017F;ante &#x017F;einen Engel/<lb/>
der ihn aus meiner hand errettete. Als ich nach</hi> Sichem<lb/><hi rendition="#fr">gegangen war/ &#x017F;albe zu hohlen vor die heerden/ und</hi> Ru-<lb/>
ben <hi rendition="#fr">nach</hi> Dotan/ <hi rendition="#fr">da alles/ was uns no&#x0364;htig/ zu be-<lb/>
kommen war; hatte ihn</hi> Judah/ <hi rendition="#fr">un&#x017F;er bruder/ den Is-<lb/>
maelern verkauft. Daru&#x0364;ber war</hi> Ruben/ <hi rendition="#fr">als er wieder-<lb/>
kahm/ betru&#x0364;bt: dan er hatte be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en ihn &#x017F;einem Va-<lb/>
ter unverletzt wiederzubringen. Aber ich ward auf den</hi><lb/>
Judah/ <hi rendition="#fr">weil er ihn lebendig aus un&#x017F;ern ha&#x0364;nden gelaßen/<lb/>
&#x017F;o ergrimmet/ daß ich fu&#x0364;nf mohnde lang auf ihn grolle-<lb/>
te. Und Gott verhinderte mich/ daß ich meine ha&#x0364;nde<lb/>
an ihn nicht legen konte: dan die helfte meiner rechten<lb/>
hand verdorrete/ und blieb al&#x017F;o bis auf den &#x017F;iebenden tag/</hi><lb/>
u. a. m. Ja <hi rendition="#fr">Sebulon</hi> zeiget &#x017F;olches &#x017F;o wohl vom <hi rendition="#fr">Ru-<lb/>
ben</hi> und <hi rendition="#fr">Judah/</hi> als von &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;ten/ noch deutlicher<lb/>
und weitleuftiger an/ wan er unter andern al&#x017F;o &#x017F;pricht:<lb/><hi rendition="#fr">ich wu&#x017F;te nicht/ daß ich &#x017F;u&#x0364;ndigte/ auch dachte ich &#x017F;o weit<lb/>
nicht/ als ich/ aus unwi&#x017F;&#x017F;enheit/ wider den</hi> Jo&#x017F;ef <hi rendition="#fr">mis-<lb/>
handelte: da ich vor meinem Vater ver&#x017F;chwieg/ was &#x017F;ich<lb/>
mit meinen bru&#x0364;dern begeben; wiewohl ich in geheim<lb/>
&#x017F;ehr weinete. Dan ich fu&#x0364;rchtete mich vor meinen bru&#x0364;-<lb/>
dern: welche mitein ander be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en/ daß der&#x017F;elbe/ der<lb/>
die &#x017F;ache lautbar machen wu&#x0364;rde/ mit dem &#x017F;chwerte &#x017F;olte</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">geto&#x0364;dtet</hi></fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[430/0454] Kurtzbuͤndige als ihn etliche der andern uͤmzubringen trachteten/ zu retten geſuchet/ kan nicht allein zum teil aus dem 21/ 22/ 26/ 29/ und 30 ſpruche des 37 h. als auch aus dem 16/ 18/ 32/ 33/ und 34 ſpr. des 44 h. im Buche der Schoͤpfung geſehen werden: ſondern es be- zeugen es auch viele unter den zwoͤlf Ertzvaͤtern/ des Jakobs Soͤhnen/ einieder in ſeinem letzten Willen/ noch ausfuͤhrlicher. Ruben/ weil er ſich ſelbſten/ aus eingezogenheit/ deſſen nicht ruͤhmen wil/ ſchweiget zwar darvon gantz ſtil: aber Simeon bricht aus in dieſe worte: in der zeit beneidete ich den Joſef/ weil ihn ſein vater lieb hatte/ dergeſtalt/ daß ich mir fe- ſtiglich vorgenommen/ ihn zu toͤdten. Dan der Fuͤrſt des irtuhms ſante in mein hertz den geiſt des neides und verblendete mein gemuͤht und meinen verſtand der- maßen/ daß ich mich ſelbſt vor meinem vater Jakob nicht ſcheuete. Aber ſeiner vaͤter Gott ſante ſeinen Engel/ der ihn aus meiner hand errettete. Als ich nach Sichem gegangen war/ ſalbe zu hohlen vor die heerden/ und Ru- ben nach Dotan/ da alles/ was uns noͤhtig/ zu be- kommen war; hatte ihn Judah/ unſer bruder/ den Is- maelern verkauft. Daruͤber war Ruben/ als er wieder- kahm/ betruͤbt: dan er hatte beſchloſſen ihn ſeinem Va- ter unverletzt wiederzubringen. Aber ich ward auf den Judah/ weil er ihn lebendig aus unſern haͤnden gelaßen/ ſo ergrimmet/ daß ich fuͤnf mohnde lang auf ihn grolle- te. Und Gott verhinderte mich/ daß ich meine haͤnde an ihn nicht legen konte: dan die helfte meiner rechten hand verdorrete/ und blieb alſo bis auf den ſiebenden tag/ u. a. m. Ja Sebulon zeiget ſolches ſo wohl vom Ru- ben und Judah/ als von ſich ſelbſten/ noch deutlicher und weitleuftiger an/ wan er unter andern alſo ſpricht: ich wuſte nicht/ daß ich ſuͤndigte/ auch dachte ich ſo weit nicht/ als ich/ aus unwiſſenheit/ wider den Joſef mis- handelte: da ich vor meinem Vater verſchwieg/ was ſich mit meinen bruͤdern begeben; wiewohl ich in geheim ſehr weinete. Dan ich fuͤrchtete mich vor meinen bruͤ- dern: welche mitein ander beſchloſſen/ daß derſelbe/ der die ſache lautbar machen wuͤrde/ mit dem ſchwerte ſolte getoͤdtet

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/454
Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 430. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/454>, abgerufen am 24.11.2024.