Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Assenat
mand ward mehr gepriesen/ als er; wiewohl gegen et-
licher Rähte dank/ welche nun rechtschaffen beschähmet
stunden. Sehet! sagte der König zu ihnen/ sehet hier!
dieses werk ist kein werk von siebenzig tagen/ sondern von
tausend: und gleichwohl hat es der Schaltkönig in sie-
benzig tagen volendet. Nach dieser rede des Königes
ward solches neugemachte Land auch Elfium/ das ist
von tausend tagen/ genennet.

Zuvor war der gemelte gantze landstrich ein stünken-
der dampfichter sumpf gewesen; welcher unter den her-
ümwohnenden Menschen viel böse seuchen veruhrsachet.
Nun aber war es ein trukkenes/ zum akkerbau geschik-
tes/ und wohnbares land. Zuvor hatte sein fauler
schlam anders nichts/ als drachen/ schlangen/ nattern/
und dergleichen giftiges ungeziefer/ erzielet; welche die
luft noch mehr vergifteten. Nun aber begunte er schon
mit Menschen bewohnet/ und mit allerhand früchten
bebauet zu werden. Ja er ist nach der zeit so fruchtbahr
worden/ daß er mehr getreides getragen/ als sonsten
fast alle Egiptische länder: auch überdas so gesund und
lustig/ daß der König/ als er diese gegend nachmahls
wieder besuchet/ mit verwunderung überlaut ausgeru-
fen: sehet! ein teil des himlischen Reichs. Daher
sol auch Schagen/ da sich solches begeben/ bis auf den
heutigen tag das Reich Gottes sein genennet wor-
den. Ja es scheinet zugleich/ daß/ dieser lustigen ge-
legenheit wegen/ die Egiptischen Königlichen Fürsten/
nach der zeit zu Safe/ welches Josef alda gebauet/
ihren hof gehalten.

Nicht allein dieses gemelte Safe/ sondern auch
mehr andere städte hat Josef alhier gestiftet. Darun-
ter ist dieselbe/ welche/ nach dem gantzen Landstriche/
Elfium oder Fium genennet worden/ die fürnehmste.
Vor alters sol sie Abid oder Abutich/ und Piton/
nach einer großen Schlange dieses ortes/ die viel men-

schen

Der Aſſenat
mand ward mehr geprieſen/ als er; wiewohl gegen et-
licher Raͤhte dank/ welche nun rechtſchaffen beſchaͤhmet
ſtunden. Sehet! ſagte der Koͤnig zu ihnen/ ſehet hier!
dieſes werk iſt kein werk von ſiebenzig tagen/ ſondern von
tauſend: und gleichwohl hat es der Schaltkoͤnig in ſie-
benzig tagen volendet. Nach dieſer rede des Koͤniges
ward ſolches neugemachte Land auch Elfium/ das iſt
von tauſend tagen/ genennet.

Zuvor war der gemelte gantze landſtrich ein ſtuͤnken-
der dampfichter ſumpf geweſen; welcher unter den her-
uͤmwohnenden Menſchen viel boͤſe ſeuchen veruhrſachet.
Nun aber war es ein trukkenes/ zum akkerbau geſchik-
tes/ und wohnbares land. Zuvor hatte ſein fauler
ſchlam anders nichts/ als drachen/ ſchlangen/ nattern/
und dergleichen giftiges ungeziefer/ erzielet; welche die
luft noch mehr vergifteten. Nun aber begunte er ſchon
mit Menſchen bewohnet/ und mit allerhand fruͤchten
bebauet zu werden. Ja er iſt nach der zeit ſo fruchtbahr
worden/ daß er mehr getreides getragen/ als ſonſten
faſt alle Egiptiſche laͤnder: auch uͤberdas ſo geſund und
luſtig/ daß der Koͤnig/ als er dieſe gegend nachmahls
wieder beſuchet/ mit verwunderung uͤberlaut ausgeru-
fen: ſehet! ein teil des himliſchen Reichs. Daher
ſol auch Schagen/ da ſich ſolches begeben/ bis auf den
heutigen tag das Reich Gottes ſein genennet wor-
den. Ja es ſcheinet zugleich/ daß/ dieſer luſtigen ge-
legenheit wegen/ die Egiptiſchen Koͤniglichen Fuͤrſten/
nach der zeit zu Safe/ welches Joſef alda gebauet/
ihren hof gehalten.

Nicht allein dieſes gemelte Safe/ ſondern auch
mehr andere ſtaͤdte hat Joſef alhier geſtiftet. Darun-
ter iſt dieſelbe/ welche/ nach dem gantzen Landſtriche/
Elfium oder Fium genennet worden/ die fuͤrnehmſte.
Vor alters ſol ſie Abid oder Abutich/ und Piton/
nach einer großen Schlange dieſes ortes/ die viel men-

ſchen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0350" n="326"/><fw place="top" type="header">Der A&#x017F;&#x017F;enat</fw><lb/>
mand ward mehr geprie&#x017F;en/ als er; wiewohl gegen et-<lb/>
licher Ra&#x0364;hte dank/ welche nun recht&#x017F;chaffen be&#x017F;cha&#x0364;hmet<lb/>
&#x017F;tunden. Sehet! &#x017F;agte der Ko&#x0364;nig zu ihnen/ &#x017F;ehet hier!<lb/>
die&#x017F;es werk i&#x017F;t kein werk von &#x017F;iebenzig tagen/ &#x017F;ondern von<lb/>
tau&#x017F;end: und gleichwohl hat es der Schaltko&#x0364;nig in &#x017F;ie-<lb/>
benzig tagen volendet. Nach die&#x017F;er rede des Ko&#x0364;niges<lb/>
ward &#x017F;olches neugemachte Land auch <hi rendition="#fr">Elfium/</hi> das i&#x017F;t<lb/><hi rendition="#fr">von tau&#x017F;end tagen/</hi> genennet.</p><lb/>
        <p>Zuvor war der gemelte gantze land&#x017F;trich ein &#x017F;tu&#x0364;nken-<lb/>
der dampfichter &#x017F;umpf gewe&#x017F;en; welcher unter den her-<lb/>
u&#x0364;mwohnenden Men&#x017F;chen viel bo&#x0364;&#x017F;e &#x017F;euchen veruhr&#x017F;achet.<lb/>
Nun aber war es ein trukkenes/ zum akkerbau ge&#x017F;chik-<lb/>
tes/ und wohnbares land. Zuvor hatte &#x017F;ein fauler<lb/>
&#x017F;chlam anders nichts/ als drachen/ &#x017F;chlangen/ nattern/<lb/>
und dergleichen giftiges ungeziefer/ erzielet; welche die<lb/>
luft noch mehr vergifteten. Nun aber begunte er &#x017F;chon<lb/>
mit Men&#x017F;chen bewohnet/ und mit allerhand fru&#x0364;chten<lb/>
bebauet zu werden. Ja er i&#x017F;t nach der zeit &#x017F;o fruchtbahr<lb/>
worden/ daß er mehr getreides getragen/ als &#x017F;on&#x017F;ten<lb/>
fa&#x017F;t alle Egipti&#x017F;che la&#x0364;nder: auch u&#x0364;berdas &#x017F;o ge&#x017F;und und<lb/>
lu&#x017F;tig/ daß der Ko&#x0364;nig/ als er die&#x017F;e gegend nachmahls<lb/>
wieder be&#x017F;uchet/ mit verwunderung u&#x0364;berlaut ausgeru-<lb/>
fen: <hi rendition="#fr">&#x017F;ehet! ein teil des himli&#x017F;chen Reichs.</hi> Daher<lb/>
&#x017F;ol auch <hi rendition="#fr">Schagen/</hi> da &#x017F;ich &#x017F;olches begeben/ bis auf den<lb/>
heutigen tag <hi rendition="#fr">das Reich Gottes</hi> &#x017F;ein genennet wor-<lb/>
den. Ja es &#x017F;cheinet zugleich/ daß/ die&#x017F;er lu&#x017F;tigen ge-<lb/>
legenheit wegen/ die Egipti&#x017F;chen Ko&#x0364;niglichen Fu&#x0364;r&#x017F;ten/<lb/>
nach der zeit zu <hi rendition="#fr">Safe/</hi> welches <hi rendition="#fr">Jo&#x017F;ef</hi> alda gebauet/<lb/>
ihren hof gehalten.</p><lb/>
        <p>Nicht allein die&#x017F;es gemelte <hi rendition="#fr">Safe/</hi> &#x017F;ondern auch<lb/>
mehr andere &#x017F;ta&#x0364;dte hat <hi rendition="#fr">Jo&#x017F;ef</hi> alhier ge&#x017F;tiftet. Darun-<lb/>
ter i&#x017F;t die&#x017F;elbe/ welche/ nach dem gantzen Land&#x017F;triche/<lb/><hi rendition="#fr">Elfium</hi> oder <hi rendition="#fr">Fium</hi> genennet worden/ die fu&#x0364;rnehm&#x017F;te.<lb/>
Vor alters &#x017F;ol &#x017F;ie <hi rendition="#fr">Abid</hi> oder <hi rendition="#fr">Abutich/</hi> und <hi rendition="#fr">Piton/</hi><lb/>
nach einer großen Schlange die&#x017F;es ortes/ die viel men-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chen</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[326/0350] Der Aſſenat mand ward mehr geprieſen/ als er; wiewohl gegen et- licher Raͤhte dank/ welche nun rechtſchaffen beſchaͤhmet ſtunden. Sehet! ſagte der Koͤnig zu ihnen/ ſehet hier! dieſes werk iſt kein werk von ſiebenzig tagen/ ſondern von tauſend: und gleichwohl hat es der Schaltkoͤnig in ſie- benzig tagen volendet. Nach dieſer rede des Koͤniges ward ſolches neugemachte Land auch Elfium/ das iſt von tauſend tagen/ genennet. Zuvor war der gemelte gantze landſtrich ein ſtuͤnken- der dampfichter ſumpf geweſen; welcher unter den her- uͤmwohnenden Menſchen viel boͤſe ſeuchen veruhrſachet. Nun aber war es ein trukkenes/ zum akkerbau geſchik- tes/ und wohnbares land. Zuvor hatte ſein fauler ſchlam anders nichts/ als drachen/ ſchlangen/ nattern/ und dergleichen giftiges ungeziefer/ erzielet; welche die luft noch mehr vergifteten. Nun aber begunte er ſchon mit Menſchen bewohnet/ und mit allerhand fruͤchten bebauet zu werden. Ja er iſt nach der zeit ſo fruchtbahr worden/ daß er mehr getreides getragen/ als ſonſten faſt alle Egiptiſche laͤnder: auch uͤberdas ſo geſund und luſtig/ daß der Koͤnig/ als er dieſe gegend nachmahls wieder beſuchet/ mit verwunderung uͤberlaut ausgeru- fen: ſehet! ein teil des himliſchen Reichs. Daher ſol auch Schagen/ da ſich ſolches begeben/ bis auf den heutigen tag das Reich Gottes ſein genennet wor- den. Ja es ſcheinet zugleich/ daß/ dieſer luſtigen ge- legenheit wegen/ die Egiptiſchen Koͤniglichen Fuͤrſten/ nach der zeit zu Safe/ welches Joſef alda gebauet/ ihren hof gehalten. Nicht allein dieſes gemelte Safe/ ſondern auch mehr andere ſtaͤdte hat Joſef alhier geſtiftet. Darun- ter iſt dieſelbe/ welche/ nach dem gantzen Landſtriche/ Elfium oder Fium genennet worden/ die fuͤrnehmſte. Vor alters ſol ſie Abid oder Abutich/ und Piton/ nach einer großen Schlange dieſes ortes/ die viel men- ſchen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/350
Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/350>, abgerufen am 30.12.2024.