Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.siebendes Buch. ten des Gottes deines Vaters: und vergilt uns janicht/ was wir an dir verschuldet. Rechne uns die schmaach/ damit wir dich beleidiget/ nicht zu: und laß uns allen deine gnade widerfahren. Diese worte gingen dem Josef so nahe zu hertzen/ daß Als Josef zu reden aufhörete/ fingen seine Brüder Is- X ij
ſiebendes Buch. ten des Gottes deines Vaters: und vergilt uns janicht/ was wir an dir verſchuldet. Rechne uns die ſchmaach/ damit wir dich beleidiget/ nicht zu: und laß uns allen deine gnade widerfahren. Dieſe worte gingen dem Joſef ſo nahe zu hertzen/ daß Als Joſef zu reden aufhoͤrete/ fingen ſeine Bruͤder Is- X ij
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0347" n="323"/><fw place="top" type="header">ſiebendes Buch.</fw><lb/> ten des Gottes deines Vaters: und vergilt uns ja<lb/> nicht/ was wir an dir verſchuldet. Rechne uns die<lb/> ſchmaach/ damit wir dich beleidiget/ nicht zu: und laß<lb/> uns allen deine gnade widerfahren.</p><lb/> <p>Dieſe worte gingen dem <hi rendition="#fr">Joſef</hi> ſo nahe zu hertzen/ daß<lb/> er bitterlich zu weinen anfing. Ja er ward noch hefti-<lb/> ger zum wehleiden beweget/ als ſie ſelbſten kahmen/<lb/> und ſich vor ihm auf die kniehe niederwarfen; als er<lb/> hoͤrete/ daß ſie ſagten: ſiehe! wir ſeind deine knechte.<lb/> Das hertz brach ihm. Sehr freundlich/ ſehr liebſeelig<lb/> ſprach er ſie an. Fuͤrchtet euch nicht/ ſagte er: dan ich<lb/> bin unter Gott. Ihr gedachtet es boͤſe zu machen: aber<lb/> Gott gedachte es guht zu machen. Er gedachte es ſo zu<lb/> machen/ daß er taͤhte/ was er getahn hat zur erhaltung<lb/> vieler voͤlker; wie itzt am tage iſt. Daruͤm ſetzet alles<lb/> misvertrauen bei ſeite. Gedenket/ daß unſer ſeeliger<lb/> Vater mir meine Soͤhne genommen/ und ſie zu ſeinen<lb/> Soͤhnen/ und euch zu Bruͤdern gemacht. Gedenket/<lb/> daß ich euch hierdurch naͤher verbunden bin/ als zuvor<lb/> iemahls. Ja gedenket/ daß unſer Vater dieſes unter<lb/> andern zufoͤrderſt daruͤm getahn/ daß ich/ nach ſeinem<lb/> abſterben/ eurer aller Vater und eurer aller Verſorger<lb/> ſein ſolte. Und das wil ich auch ſein. Nicht allein euer<lb/> Bruder/ ſondern auch euer/ ja eurer kinder Vater wil<lb/> ich ſein. Ich wil ſo wohl vor euch/ und eure kinder/ als<lb/> meine leiblichen kinder/ vaͤterlich ſorgen. Das ſage ich<lb/> zu. Das gelobe ich. Das ſchwoͤhre ich bei dem Gotte<lb/> meiner Vaͤter/ <hi rendition="#fr">Abrahams/ Iſaaks/</hi> und <hi rendition="#fr">Jakobs.</hi></p><lb/> <p>Als <hi rendition="#fr">Joſef</hi> zu reden aufhoͤrete/ fingen ſeine Bruͤder<lb/> vor freuden an zu weinen; und verſprachen ihm allen<lb/> kindlichen gehohrſam. Ja ſie verſprachen bei ihm zu le-<lb/> ben und zu ſterben. Hierauf machten ſie ſich ſaͤmtlich<lb/> auf. <hi rendition="#fr">Joſef</hi> und ſeine Bruͤder/ und alle/ die mit ihm<lb/> hinauf gezogen waren den Ertzvater zu begraben/ wen-<lb/> deten ſich wieder nach Egipten. Alda blieb das Haus<lb/> <fw place="bottom" type="sig">X ij</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">Is-</hi></fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [323/0347]
ſiebendes Buch.
ten des Gottes deines Vaters: und vergilt uns ja
nicht/ was wir an dir verſchuldet. Rechne uns die
ſchmaach/ damit wir dich beleidiget/ nicht zu: und laß
uns allen deine gnade widerfahren.
Dieſe worte gingen dem Joſef ſo nahe zu hertzen/ daß
er bitterlich zu weinen anfing. Ja er ward noch hefti-
ger zum wehleiden beweget/ als ſie ſelbſten kahmen/
und ſich vor ihm auf die kniehe niederwarfen; als er
hoͤrete/ daß ſie ſagten: ſiehe! wir ſeind deine knechte.
Das hertz brach ihm. Sehr freundlich/ ſehr liebſeelig
ſprach er ſie an. Fuͤrchtet euch nicht/ ſagte er: dan ich
bin unter Gott. Ihr gedachtet es boͤſe zu machen: aber
Gott gedachte es guht zu machen. Er gedachte es ſo zu
machen/ daß er taͤhte/ was er getahn hat zur erhaltung
vieler voͤlker; wie itzt am tage iſt. Daruͤm ſetzet alles
misvertrauen bei ſeite. Gedenket/ daß unſer ſeeliger
Vater mir meine Soͤhne genommen/ und ſie zu ſeinen
Soͤhnen/ und euch zu Bruͤdern gemacht. Gedenket/
daß ich euch hierdurch naͤher verbunden bin/ als zuvor
iemahls. Ja gedenket/ daß unſer Vater dieſes unter
andern zufoͤrderſt daruͤm getahn/ daß ich/ nach ſeinem
abſterben/ eurer aller Vater und eurer aller Verſorger
ſein ſolte. Und das wil ich auch ſein. Nicht allein euer
Bruder/ ſondern auch euer/ ja eurer kinder Vater wil
ich ſein. Ich wil ſo wohl vor euch/ und eure kinder/ als
meine leiblichen kinder/ vaͤterlich ſorgen. Das ſage ich
zu. Das gelobe ich. Das ſchwoͤhre ich bei dem Gotte
meiner Vaͤter/ Abrahams/ Iſaaks/ und Jakobs.
Als Joſef zu reden aufhoͤrete/ fingen ſeine Bruͤder
vor freuden an zu weinen; und verſprachen ihm allen
kindlichen gehohrſam. Ja ſie verſprachen bei ihm zu le-
ben und zu ſterben. Hierauf machten ſie ſich ſaͤmtlich
auf. Joſef und ſeine Bruͤder/ und alle/ die mit ihm
hinauf gezogen waren den Ertzvater zu begraben/ wen-
deten ſich wieder nach Egipten. Alda blieb das Haus
Is-
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