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Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

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siebendes Buch.
Söhne/ die mir Gott alhier gegeben. Und Jakob sag-
te: bringe sie her zu mir/ daß ich sie seegne. Josef
brachte sie zu ihm. Und er küssete und hertzete sie. Sie-
he! sagte er zu Josef/ ich habe dein angesicht gesehen/
das ich nicht gemeinet hette. Und Gott hat mich auch
deinen Saamen sehen laßen. Hierauf nahm sie Josef
von seinem schoße/ und neugte sich zur erde gegen sein
angesicht. Er nahm sie aber beide/ Efraim in seine
rechte hand/ gegen Israels linke; und Manasse in
seine linke hand/ gegen Israels rechte; und also stelte er
sie vor ihn. Doch strekte Israel seine rechte hand aus/
und legte sie auf Efraims des jüngsten heupt/ und seine
linke auf Manasses heupt: dergestalt/ daß sie kreutz-
weise zu liegen kahmen. Das täht er wissendlich: dan
er wuste wohl/ das Manasse der erstgebohrne war.
Und er seegnete den Josef/ und sprach: Gott/ für dem
meine Väter/ Abraham und Isaak/ gewandelt ha-
ben/ Gott/ der mich meine lebetage/ bis auf diesen tag/
ernähret hat/ der Engel/ der mich von allem übel erlöset/
der seegne die Jünglinge/ daß sie nach meinem/ und
nach meiner Väter/ Abrahams/ und Isaaks/ nah-
men genennet werden/ daß sie wachsen/ und vervielfäl-
tiget werden auf erden.

Als aber Josef sahe/ daß sein Vater die rechte hand
auf Efraims heupt legte/ gefiel es ihm übel. Und er
nahm seines Vaters rechte hand/ sie von Efraims
auf Manasses heupt zu legen. Nicht also/ sagte er/
mein Vater. Dieser ist der erstgebohrne. Lege deine
rechte hand auf sein heupt. Aber sein Vater weigerte
sich/ und sprach: ich weis es wohl/ mein Sohn/ ich
weis es wohl. Dieser sol auch ein Volk werden/ und
wird groß sein: aber sein jüngster Bruder wird grösser/
als er/ ja sein saame ein sehr großes Volk werden. Und
also seegnete er sie/ und sprach: wer in Israel iemand
seegnen wil/ der sage: Gott setze dich/ wie Efraim und

Ma-

ſiebendes Buch.
Soͤhne/ die mir Gott alhier gegeben. Und Jakob ſag-
te: bringe ſie her zu mir/ daß ich ſie ſeegne. Joſef
brachte ſie zu ihm. Und er kuͤſſete und hertzete ſie. Sie-
he! ſagte er zu Joſef/ ich habe dein angeſicht geſehen/
das ich nicht gemeinet hette. Und Gott hat mich auch
deinen Saamen ſehen laßen. Hierauf nahm ſie Joſef
von ſeinem ſchoße/ und neugte ſich zur erde gegen ſein
angeſicht. Er nahm ſie aber beide/ Efraim in ſeine
rechte hand/ gegen Iſraels linke; und Manaſſe in
ſeine linke hand/ gegen Israels rechte; und alſo ſtelte er
ſie vor ihn. Doch ſtrekte Israel ſeine rechte hand aus/
und legte ſie auf Efraims des juͤngſten heupt/ und ſeine
linke auf Manaſſes heupt: dergeſtalt/ daß ſie kreutz-
weiſe zu liegen kahmen. Das taͤht er wiſſendlich: dan
er wuſte wohl/ das Manaſſe der erſtgebohrne war.
Und er ſeegnete den Joſef/ und ſprach: Gott/ fuͤr dem
meine Vaͤter/ Abraham und Iſaak/ gewandelt ha-
ben/ Gott/ der mich meine lebetage/ bis auf dieſen tag/
ernaͤhret hat/ der Engel/ der mich von allem uͤbel erloͤſet/
der ſeegne die Juͤnglinge/ daß ſie nach meinem/ und
nach meiner Vaͤter/ Abrahams/ und Iſaaks/ nah-
men genennet werden/ daß ſie wachſen/ und vervielfaͤl-
tiget werden auf erden.

Als aber Joſef ſahe/ daß ſein Vater die rechte hand
auf Efraims heupt legte/ gefiel es ihm uͤbel. Und er
nahm ſeines Vaters rechte hand/ ſie von Efraims
auf Manaſſes heupt zu legen. Nicht alſo/ ſagte er/
mein Vater. Dieſer iſt der erſtgebohrne. Lege deine
rechte hand auf ſein heupt. Aber ſein Vater weigerte
ſich/ und ſprach: ich weis es wohl/ mein Sohn/ ich
weis es wohl. Dieſer ſol auch ein Volk werden/ und
wird groß ſein: aber ſein juͤngſter Bruder wird groͤſſer/
als er/ ja ſein ſaame ein ſehr großes Volk werden. Und
alſo ſeegnete er ſie/ und ſprach: wer in Israel iemand
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[217[317]/0341] ſiebendes Buch. Soͤhne/ die mir Gott alhier gegeben. Und Jakob ſag- te: bringe ſie her zu mir/ daß ich ſie ſeegne. Joſef brachte ſie zu ihm. Und er kuͤſſete und hertzete ſie. Sie- he! ſagte er zu Joſef/ ich habe dein angeſicht geſehen/ das ich nicht gemeinet hette. Und Gott hat mich auch deinen Saamen ſehen laßen. Hierauf nahm ſie Joſef von ſeinem ſchoße/ und neugte ſich zur erde gegen ſein angeſicht. Er nahm ſie aber beide/ Efraim in ſeine rechte hand/ gegen Iſraels linke; und Manaſſe in ſeine linke hand/ gegen Israels rechte; und alſo ſtelte er ſie vor ihn. Doch ſtrekte Israel ſeine rechte hand aus/ und legte ſie auf Efraims des juͤngſten heupt/ und ſeine linke auf Manaſſes heupt: dergeſtalt/ daß ſie kreutz- weiſe zu liegen kahmen. Das taͤht er wiſſendlich: dan er wuſte wohl/ das Manaſſe der erſtgebohrne war. Und er ſeegnete den Joſef/ und ſprach: Gott/ fuͤr dem meine Vaͤter/ Abraham und Iſaak/ gewandelt ha- ben/ Gott/ der mich meine lebetage/ bis auf dieſen tag/ ernaͤhret hat/ der Engel/ der mich von allem uͤbel erloͤſet/ der ſeegne die Juͤnglinge/ daß ſie nach meinem/ und nach meiner Vaͤter/ Abrahams/ und Iſaaks/ nah- men genennet werden/ daß ſie wachſen/ und vervielfaͤl- tiget werden auf erden. Als aber Joſef ſahe/ daß ſein Vater die rechte hand auf Efraims heupt legte/ gefiel es ihm uͤbel. Und er nahm ſeines Vaters rechte hand/ ſie von Efraims auf Manaſſes heupt zu legen. Nicht alſo/ ſagte er/ mein Vater. Dieſer iſt der erſtgebohrne. Lege deine rechte hand auf ſein heupt. Aber ſein Vater weigerte ſich/ und ſprach: ich weis es wohl/ mein Sohn/ ich weis es wohl. Dieſer ſol auch ein Volk werden/ und wird groß ſein: aber ſein juͤngſter Bruder wird groͤſſer/ als er/ ja ſein ſaame ein ſehr großes Volk werden. Und alſo ſeegnete er ſie/ und ſprach: wer in Israel iemand ſeegnen wil/ der ſage: Gott ſetze dich/ wie Efraim und Ma-

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 217[317]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/341>, abgerufen am 12.05.2024.