Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Assenat
ka. Da habe ich meine Lea/ und meine liebste Ka-
hel
hingeleget. Ja selbst Adam/ unser algemei-
ner Vater/ und Eva/ unserer aller Mutter/ liegen
alda/ zu Hebron/ begraben. Da wil ich dan auch lie-
gen. Dahin führe mich aus Egipten/ und laß mich in
unser erbbegräbnüs setzen. Josef antwortete: ich wil
tuhn/ wie du gesagt hast. Israel aber sprach weiter:
so schwöre mir. Und Josef schwuhr ihm. Da neugte
sich Jakob vor Josefs Reichsstabe/ und wendete sich
zu bähten/ nach dem hauptende/ nach dem heiligen Lan-
de zu.

Als nun Israel kurtz darnach sehr krank war/ da
machte sich Josef/ mit seinen zwee Söhnen/ auf/ ihn
zu besuchen. Zur stunde sagte man ihm an: siehe! dein
sohn Josef komt zu dir. Und Israel machte sich stark/
und setzte sich im bette. Der almächtige Gott/ sagte er
zu Josef/ erschien mir zu Lus/ im lande Kanaan;
und seegnete mich. Siehe! sprach er/ Ich wil dich
wachsen laßen. Ich wil dich mehren/ und zum hauffen
Volks machen. Ich wil dieses Land deinem Saamen
nach dir ewiglich zu eigen geben. So sollen nun deine
zween Söhne/ Efraim und Manasse/ die dir in E-
gipten gebohren worden/ eh ich hinein kommen/ mein
sein/ gleichwie Ruben und Simeon. Welche du aber
nach ihnen zeugest/ sollen dein sein; und genennet wer-
den/ wie ihre Brüder in ihrem erbteile. Dan da ich aus
Mesopotamien kahm/ starb mir Rahel zu geschwin-
de weg/ in Kanaan/ nicht weit von Efrat; also daß
ich keine kinder mehr von ihr bekahm. Und ich begrub
sie daselbst am wege bei Efrat/ die nun Betlehem
heisset.

Nachdem Jakob dieses gesagt hatte/ sahe er die
Söhne Josefs/ und sprach: wer seind diese? dan sei-
ne augen waren dunkel worden vor alter/ daß er nicht
wohl sehen konte. Josef antwortete: es seind meine

Söh-

Der Aſſenat
ka. Da habe ich meine Lea/ und meine liebſte Ka-
hel
hingeleget. Ja ſelbſt Adam/ unſer algemei-
ner Vater/ und Eva/ unſerer aller Mutter/ liegen
alda/ zu Hebron/ begraben. Da wil ich dan auch lie-
gen. Dahin fuͤhre mich aus Egipten/ und laß mich in
unſer erbbegraͤbnuͤs ſetzen. Joſef antwortete: ich wil
tuhn/ wie du geſagt haſt. Israel aber ſprach weiter:
ſo ſchwoͤre mir. Und Joſef ſchwuhr ihm. Da neugte
ſich Jakob vor Joſefs Reichsſtabe/ und wendete ſich
zu baͤhten/ nach dem hauptende/ nach dem heiligen Lan-
de zu.

Als nun Israel kurtz darnach ſehr krank war/ da
machte ſich Joſef/ mit ſeinen zwee Soͤhnen/ auf/ ihn
zu beſuchen. Zur ſtunde ſagte man ihm an: ſiehe! dein
ſohn Joſef komt zu dir. Und Israel machte ſich ſtark/
und ſetzte ſich im bette. Der almaͤchtige Gott/ ſagte er
zu Joſef/ erſchien mir zu Lus/ im lande Kanaan;
und ſeegnete mich. Siehe! ſprach er/ Ich wil dich
wachſen laßen. Ich wil dich mehren/ und zum hauffen
Volks machen. Ich wil dieſes Land deinem Saamen
nach dir ewiglich zu eigen geben. So ſollen nun deine
zween Soͤhne/ Efraim und Manaſſe/ die dir in E-
gipten gebohren worden/ eh ich hinein kommen/ mein
ſein/ gleichwie Ruben und Simeon. Welche du aber
nach ihnen zeugeſt/ ſollen dein ſein; und genennet wer-
den/ wie ihre Bruͤder in ihrem erbteile. Dan da ich aus
Meſopotamien kahm/ ſtarb mir Rahel zu geſchwin-
de weg/ in Kanaan/ nicht weit von Efrat; alſo daß
ich keine kinder mehr von ihr bekahm. Und ich begrub
ſie daſelbſt am wege bei Efrat/ die nun Betlehem
heiſſet.

Nachdem Jakob dieſes geſagt hatte/ ſahe er die
Soͤhne Joſefs/ und ſprach: wer ſeind dieſe? dan ſei-
ne augen waren dunkel worden vor alter/ daß er nicht
wohl ſehen konte. Joſef antwortete: es ſeind meine

Soͤh-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0340" n="316"/><fw place="top" type="header">Der A&#x017F;&#x017F;enat</fw><lb/><hi rendition="#fr">ka.</hi> Da habe ich meine <hi rendition="#fr">Lea/</hi> und meine lieb&#x017F;te <hi rendition="#fr">Ka-<lb/>
hel</hi> hingeleget. Ja &#x017F;elb&#x017F;t <hi rendition="#fr">Adam/</hi> un&#x017F;er algemei-<lb/>
ner Vater/ und <hi rendition="#fr">Eva/</hi> un&#x017F;erer aller Mutter/ liegen<lb/>
alda/ zu <hi rendition="#fr">Hebron/</hi> begraben. Da wil ich dan auch lie-<lb/>
gen. Dahin fu&#x0364;hre mich aus Egipten/ und laß mich in<lb/>
un&#x017F;er erbbegra&#x0364;bnu&#x0364;s &#x017F;etzen. <hi rendition="#fr">Jo&#x017F;ef</hi> antwortete: ich wil<lb/>
tuhn/ wie du ge&#x017F;agt ha&#x017F;t. <hi rendition="#fr">Israel</hi> aber &#x017F;prach weiter:<lb/>
&#x017F;o &#x017F;chwo&#x0364;re mir. Und <hi rendition="#fr">Jo&#x017F;ef</hi> &#x017F;chwuhr ihm. Da neugte<lb/>
&#x017F;ich <hi rendition="#fr">Jakob</hi> vor <hi rendition="#fr">Jo&#x017F;efs</hi> Reichs&#x017F;tabe/ und wendete &#x017F;ich<lb/>
zu ba&#x0364;hten/ nach dem hauptende/ nach dem heiligen Lan-<lb/>
de zu.</p><lb/>
        <p>Als nun <hi rendition="#fr">Israel</hi> kurtz darnach &#x017F;ehr krank war/ da<lb/>
machte &#x017F;ich <hi rendition="#fr">Jo&#x017F;ef/</hi> mit &#x017F;einen zwee So&#x0364;hnen/ auf/ ihn<lb/>
zu be&#x017F;uchen. Zur &#x017F;tunde &#x017F;agte man ihm an: &#x017F;iehe! dein<lb/>
&#x017F;ohn <hi rendition="#fr">Jo&#x017F;ef</hi> komt zu dir. Und <hi rendition="#fr">Israel</hi> machte &#x017F;ich &#x017F;tark/<lb/>
und &#x017F;etzte &#x017F;ich im bette. Der alma&#x0364;chtige Gott/ &#x017F;agte er<lb/>
zu <hi rendition="#fr">Jo&#x017F;ef/</hi> er&#x017F;chien mir zu <hi rendition="#fr">Lus/</hi> im lande <hi rendition="#fr">Kanaan;</hi><lb/>
und &#x017F;eegnete mich. Siehe! &#x017F;prach er/ Ich wil dich<lb/>
wach&#x017F;en laßen. Ich wil dich mehren/ und zum hauffen<lb/>
Volks machen. Ich wil die&#x017F;es Land deinem Saamen<lb/>
nach dir ewiglich zu eigen geben. So &#x017F;ollen nun deine<lb/>
zween So&#x0364;hne/ <hi rendition="#fr">Efraim</hi> und <hi rendition="#fr">Mana&#x017F;&#x017F;e/</hi> die dir in E-<lb/>
gipten gebohren worden/ eh ich hinein kommen/ mein<lb/>
&#x017F;ein/ gleichwie <hi rendition="#fr">Ruben</hi> und <hi rendition="#fr">Simeon.</hi> Welche du aber<lb/>
nach ihnen zeuge&#x017F;t/ &#x017F;ollen dein &#x017F;ein; und genennet wer-<lb/>
den/ wie ihre Bru&#x0364;der in ihrem erbteile. Dan da ich aus<lb/><hi rendition="#fr">Me&#x017F;opotamien</hi> kahm/ &#x017F;tarb mir <hi rendition="#fr">Rahel</hi> zu ge&#x017F;chwin-<lb/>
de weg/ in <hi rendition="#fr">Kanaan/</hi> nicht weit von <hi rendition="#fr">Efrat;</hi> al&#x017F;o daß<lb/>
ich keine kinder mehr von ihr bekahm. Und ich begrub<lb/>
&#x017F;ie da&#x017F;elb&#x017F;t am wege bei <hi rendition="#fr">Efrat/</hi> die nun <hi rendition="#fr">Betlehem</hi><lb/>
hei&#x017F;&#x017F;et.</p><lb/>
        <p>Nachdem <hi rendition="#fr">Jakob</hi> die&#x017F;es ge&#x017F;agt hatte/ &#x017F;ahe er die<lb/>
So&#x0364;hne <hi rendition="#fr">Jo&#x017F;efs/</hi> und &#x017F;prach: wer &#x017F;eind die&#x017F;e? dan &#x017F;ei-<lb/>
ne augen waren dunkel worden vor alter/ daß er nicht<lb/>
wohl &#x017F;ehen konte. <hi rendition="#fr">Jo&#x017F;ef</hi> antwortete: es &#x017F;eind meine<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">So&#x0364;h-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[316/0340] Der Aſſenat ka. Da habe ich meine Lea/ und meine liebſte Ka- hel hingeleget. Ja ſelbſt Adam/ unſer algemei- ner Vater/ und Eva/ unſerer aller Mutter/ liegen alda/ zu Hebron/ begraben. Da wil ich dan auch lie- gen. Dahin fuͤhre mich aus Egipten/ und laß mich in unſer erbbegraͤbnuͤs ſetzen. Joſef antwortete: ich wil tuhn/ wie du geſagt haſt. Israel aber ſprach weiter: ſo ſchwoͤre mir. Und Joſef ſchwuhr ihm. Da neugte ſich Jakob vor Joſefs Reichsſtabe/ und wendete ſich zu baͤhten/ nach dem hauptende/ nach dem heiligen Lan- de zu. Als nun Israel kurtz darnach ſehr krank war/ da machte ſich Joſef/ mit ſeinen zwee Soͤhnen/ auf/ ihn zu beſuchen. Zur ſtunde ſagte man ihm an: ſiehe! dein ſohn Joſef komt zu dir. Und Israel machte ſich ſtark/ und ſetzte ſich im bette. Der almaͤchtige Gott/ ſagte er zu Joſef/ erſchien mir zu Lus/ im lande Kanaan; und ſeegnete mich. Siehe! ſprach er/ Ich wil dich wachſen laßen. Ich wil dich mehren/ und zum hauffen Volks machen. Ich wil dieſes Land deinem Saamen nach dir ewiglich zu eigen geben. So ſollen nun deine zween Soͤhne/ Efraim und Manaſſe/ die dir in E- gipten gebohren worden/ eh ich hinein kommen/ mein ſein/ gleichwie Ruben und Simeon. Welche du aber nach ihnen zeugeſt/ ſollen dein ſein; und genennet wer- den/ wie ihre Bruͤder in ihrem erbteile. Dan da ich aus Meſopotamien kahm/ ſtarb mir Rahel zu geſchwin- de weg/ in Kanaan/ nicht weit von Efrat; alſo daß ich keine kinder mehr von ihr bekahm. Und ich begrub ſie daſelbſt am wege bei Efrat/ die nun Betlehem heiſſet. Nachdem Jakob dieſes geſagt hatte/ ſahe er die Soͤhne Joſefs/ und ſprach: wer ſeind dieſe? dan ſei- ne augen waren dunkel worden vor alter/ daß er nicht wohl ſehen konte. Joſef antwortete: es ſeind meine Soͤh-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/340
Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/340>, abgerufen am 21.12.2024.