Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.sechstes Buch. rigen tages die einhohlung getahn/ begaben sich itzundwieder/ in eben demselben gepränge/ vor die behausung des Libiers. Dieser seumete sich nicht lange. Straks machte er sich/ mit allen seinen leuten/ nach der Burg zu. Der König empfing ihn mitten auf dem platze/ und führete ihn straks in den Burggarten. Zwischen dessen hielten der Reichskantzler und der Reichsschatzmeister den Libischen Höflingen im Reichssaale geselschaft. Nach unterschiedlichen höflichen wortgeprängen/ gab der Libier die uhrsache seiner ankunft in Egipten zu verstehen. Darneben zeigte er mit kurtzbündigen wor- worten an: daß seine liebe auf die Königliche Fürstin Nitokris gefallen; daß er verhofte/ der Himmel hette sie zu seiner Gemahlin versehen: daher were er ent- schlossen/ weil er selbsten gegenwärtig sei/ auch selb- sten/ mit eigenem munde/ seine werbung anzubrin- gen. Er wolte nicht viel ümschweiffe gebrauchen. Dar- üm ersuchte er den König mit kurtzen/ wiewohl hertz- lich gemeinten worten/ ihm/ in solcher sache/ diese bit- seeligkeit zu gönnen/ daß er nicht traurig von seinem angesichte scheiden dürfte. Die Königliche Fürstin/ seine Freulein Tochter/ darüm er ihn demühtigst anlangete/ hielte er so gühtig/ daß sie sein ansuchen nicht ausschlagen würde. Und an des Königes gunst und zuneugung trüge er gantz keinen zweifel; dergestalt/ daß er gewis vertrauete die freiheit bald zu erlangen/ ihn seinen Vater/ und sich selbsten desselben gehohrsamsten Sohn zu nennen. Der König bedankte sich vor die guhte zuneugung/ machen
ſechſtes Buch. rigen tages die einhohlung getahn/ begaben ſich itzundwieder/ in eben demſelben gepraͤnge/ vor die behauſung des Libiers. Dieſer ſeumete ſich nicht lange. Straks machte er ſich/ mit allen ſeinen leuten/ nach der Burg zu. Der Koͤnig empfing ihn mitten auf dem platze/ und fuͤhrete ihn ſtraks in den Burggarten. Zwiſchen deſſen hielten der Reichskantzler und der Reichsſchatzmeiſter den Libiſchen Hoͤflingen im Reichsſaale geſelſchaft. Nach unterſchiedlichen hoͤflichen wortgepraͤngen/ gab der Libier die uhrſache ſeiner ankunft in Egipten zu verſtehen. Darneben zeigte er mit kurtzbuͤndigen wor- worten an: daß ſeine liebe auf die Koͤnigliche Fuͤrſtin Nitokris gefallen; daß er verhofte/ der Himmel hette ſie zu ſeiner Gemahlin verſehen: daher were er ent- ſchloſſen/ weil er ſelbſten gegenwaͤrtig ſei/ auch ſelb- ſten/ mit eigenem munde/ ſeine werbung anzubrin- gen. Er wolte nicht viel uͤmſchweiffe gebrauchen. Dar- uͤm erſuchte er den Koͤnig mit kurtzen/ wiewohl hertz- lich gemeinten worten/ ihm/ in ſolcher ſache/ dieſe bit- ſeeligkeit zu goͤnnen/ daß er nicht traurig von ſeinem angeſichte ſcheiden duͤrfte. Die Koͤnigliche Fuͤrſtin/ ſeine Freulein Tochter/ daruͤm er ihn demuͤhtigſt anlangete/ hielte er ſo guͤhtig/ daß ſie ſein anſuchen nicht ausſchlagen wuͤrde. Und an des Koͤniges gunſt und zuneugung truͤge er gantz keinen zweifel; dergeſtalt/ daß er gewis vertrauete die freiheit bald zu erlangen/ ihn ſeinen Vater/ und ſich ſelbſten deſſelben gehohrſamſten Sohn zu nennen. Der Koͤnig bedankte ſich vor die guhte zuneugung/ machen
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ſechſtes Buch.
rigen tages die einhohlung getahn/ begaben ſich itzund
wieder/ in eben demſelben gepraͤnge/ vor die behauſung
des Libiers. Dieſer ſeumete ſich nicht lange. Straks
machte er ſich/ mit allen ſeinen leuten/ nach der Burg
zu. Der Koͤnig empfing ihn mitten auf dem platze/ und
fuͤhrete ihn ſtraks in den Burggarten. Zwiſchen deſſen
hielten der Reichskantzler und der Reichsſchatzmeiſter
den Libiſchen Hoͤflingen im Reichsſaale geſelſchaft.
Nach unterſchiedlichen hoͤflichen wortgepraͤngen/ gab
der Libier die uhrſache ſeiner ankunft in Egipten zu
verſtehen. Darneben zeigte er mit kurtzbuͤndigen wor-
worten an: daß ſeine liebe auf die Koͤnigliche Fuͤrſtin
Nitokris gefallen; daß er verhofte/ der Himmel hette
ſie zu ſeiner Gemahlin verſehen: daher were er ent-
ſchloſſen/ weil er ſelbſten gegenwaͤrtig ſei/ auch ſelb-
ſten/ mit eigenem munde/ ſeine werbung anzubrin-
gen. Er wolte nicht viel uͤmſchweiffe gebrauchen. Dar-
uͤm erſuchte er den Koͤnig mit kurtzen/ wiewohl hertz-
lich gemeinten worten/ ihm/ in ſolcher ſache/ dieſe bit-
ſeeligkeit zu goͤnnen/ daß er nicht traurig von ſeinem
angeſichte ſcheiden duͤrfte. Die Koͤnigliche Fuͤrſtin/
ſeine Freulein Tochter/ daruͤm er ihn demuͤhtigſt
anlangete/ hielte er ſo guͤhtig/ daß ſie ſein anſuchen nicht
ausſchlagen wuͤrde. Und an des Koͤniges gunſt und
zuneugung truͤge er gantz keinen zweifel; dergeſtalt/ daß
er gewis vertrauete die freiheit bald zu erlangen/ ihn
ſeinen Vater/ und ſich ſelbſten deſſelben gehohrſamſten
Sohn zu nennen.
Der Koͤnig bedankte ſich vor die guhte zuneugung/
die er zu ſeiner Tochter truͤge. Er bedankte ſich vor die
hohe ehre/ damit er ſein Haus zu wuͤrdigen geſonnen.
Ja er ſchaͤtzte ſich gluͤkſeelig/ von einem ſo fuͤrtref-
lichem Fuͤrſten Vater genennet zu werden. Weil er
aber in ſolcher ſache/ darzu vor allen dingen der wille
ſeiner Tochter erfordert wuͤrde/ den endſchlus nicht
machen
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Zitationshilfe: | Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/279>, abgerufen am 28.07.2024. |