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Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

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fünftes Buch.
ander. Diese zeigeten an/ was jene nicht durften. Die
freudigen bewegungen des hertzens euserten sich durch
die augen/ die eignen werkzeuge der Liebe. War die
zunge blöde/ so waren diese deszukühner.

Mitlerweile kahm der König an. Unversehens über-
raschete er dieses liebe Paar. Unvermuhtlich traht er
zum zimmer hinein. Zur stunde ward ein stilschweigen.
Josef eilete ihm straks entgegen/ die Königliche hand
zu küssen. Da veränderte sich der schertz in ernst; der
liebeshandel in stahtsgeschäfte. Der Schaltkönig er-
zehlte den verlauf seiner reise. Seine verrichtungen
täht er kund. Der König billigte sie alle. Alles/ was
Josef angeordnet/ gefiel ihm über die maße. Die
Kornverwalter waren nunmehr durch das gantze Egip-
ten bestellet. Hierüber solten auch Oberaufseher verord-
net werden. Derer sieben/ vermeinte Josef/ würden
genug sein. Nähmlich drei im Ober-Egipten; und so
viel im Unter-Egipten; aber im Mittel-Egipten nur
einer; weil er alda selbsten zugegen/ und neben diesem
die aufsicht zu haben vermöchte. Die wahl dieser sieben
hohen Beamten übergab er dem Könige: und der Kö-
nig ihm wieder. Darbei blieb es. Auf dem Schaltkö-
nige solte alles beruhen. Alle solten ihre ämter und be-
fehle nur aus Josefs hand empfangen.

Weil nun des Königes wille war/ das Josef alles
allein nach seinem eigenen guhtdünken/ bestellen solte;
so machte er seinen eigenen Hofmeister zum Oberaufse-
her im Mittel-Egipten. Die übrigen sechse wählete er/
auf erleubnüs des Königes/ aus den Königlichen Höf-
lingen. Diese alle waren aus dem fürnehmsten Egip-
tischem Adel entsprossen/ und darbei noch unverehligt.
Nach geschehener wahl/ baht Josef den König ihm zu
erleuben/ daß er auf den abend seine Braut/ samt ih-
rem Frauenzimmer/ und den erwehlten Oberaufse-
hern/ im königlichen Lustgarten bewürten möchte. Al-

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fuͤnftes Buch.
ander. Dieſe zeigeten an/ was jene nicht durften. Die
freudigen bewegungen des hertzens euſerten ſich durch
die augen/ die eignen werkzeuge der Liebe. War die
zunge bloͤde/ ſo waren dieſe deszukuͤhner.

Mitlerweile kahm der Koͤnig an. Unverſehens uͤber-
raſchete er dieſes liebe Paar. Unvermuhtlich traht er
zum zimmer hinein. Zur ſtunde ward ein ſtilſchweigen.
Joſef eilete ihm ſtraks entgegen/ die Koͤnigliche hand
zu kuͤſſen. Da veraͤnderte ſich der ſchertz in ernſt; der
liebeshandel in ſtahtsgeſchaͤfte. Der Schaltkoͤnig er-
zehlte den verlauf ſeiner reiſe. Seine verrichtungen
taͤht er kund. Der Koͤnig billigte ſie alle. Alles/ was
Joſef angeordnet/ gefiel ihm uͤber die maße. Die
Kornverwalter waren nunmehr durch das gantze Egip-
ten beſtellet. Hieruͤber ſolten auch Oberaufſeher verord-
net werden. Derer ſieben/ vermeinte Joſef/ wuͤrden
genug ſein. Naͤhmlich drei im Ober-Egipten; und ſo
viel im Unter-Egipten; aber im Mittel-Egipten nur
einer; weil er alda ſelbſten zugegen/ und neben dieſem
die aufſicht zu haben vermoͤchte. Die wahl dieſer ſieben
hohen Beamten uͤbergab er dem Koͤnige: und der Koͤ-
nig ihm wieder. Darbei blieb es. Auf dem Schaltkoͤ-
nige ſolte alles beruhen. Alle ſolten ihre aͤmter und be-
fehle nur aus Joſefs hand empfangen.

Weil nun des Koͤniges wille war/ das Joſef alles
allein nach ſeinem eigenen guhtduͤnken/ beſtellen ſolte;
ſo machte er ſeinen eigenen Hofmeiſter zum Oberaufſe-
her im Mittel-Egipten. Die uͤbrigen ſechſe waͤhlete er/
auf erleubnuͤs des Koͤniges/ aus den Koͤniglichen Hoͤf-
lingen. Dieſe alle waren aus dem fuͤrnehmſten Egip-
tiſchem Adel entſproſſen/ und darbei noch unverehligt.
Nach geſchehener wahl/ baht Joſef den Koͤnig ihm zu
erleuben/ daß er auf den abend ſeine Braut/ ſamt ih-
rem Frauenzimmer/ und den erwehlten Oberaufſe-
hern/ im koͤniglichen Luſtgarten bewuͤrten moͤchte. Al-

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[229/0253] fuͤnftes Buch. ander. Dieſe zeigeten an/ was jene nicht durften. Die freudigen bewegungen des hertzens euſerten ſich durch die augen/ die eignen werkzeuge der Liebe. War die zunge bloͤde/ ſo waren dieſe deszukuͤhner. Mitlerweile kahm der Koͤnig an. Unverſehens uͤber- raſchete er dieſes liebe Paar. Unvermuhtlich traht er zum zimmer hinein. Zur ſtunde ward ein ſtilſchweigen. Joſef eilete ihm ſtraks entgegen/ die Koͤnigliche hand zu kuͤſſen. Da veraͤnderte ſich der ſchertz in ernſt; der liebeshandel in ſtahtsgeſchaͤfte. Der Schaltkoͤnig er- zehlte den verlauf ſeiner reiſe. Seine verrichtungen taͤht er kund. Der Koͤnig billigte ſie alle. Alles/ was Joſef angeordnet/ gefiel ihm uͤber die maße. Die Kornverwalter waren nunmehr durch das gantze Egip- ten beſtellet. Hieruͤber ſolten auch Oberaufſeher verord- net werden. Derer ſieben/ vermeinte Joſef/ wuͤrden genug ſein. Naͤhmlich drei im Ober-Egipten; und ſo viel im Unter-Egipten; aber im Mittel-Egipten nur einer; weil er alda ſelbſten zugegen/ und neben dieſem die aufſicht zu haben vermoͤchte. Die wahl dieſer ſieben hohen Beamten uͤbergab er dem Koͤnige: und der Koͤ- nig ihm wieder. Darbei blieb es. Auf dem Schaltkoͤ- nige ſolte alles beruhen. Alle ſolten ihre aͤmter und be- fehle nur aus Joſefs hand empfangen. Weil nun des Koͤniges wille war/ das Joſef alles allein nach ſeinem eigenen guhtduͤnken/ beſtellen ſolte; ſo machte er ſeinen eigenen Hofmeiſter zum Oberaufſe- her im Mittel-Egipten. Die uͤbrigen ſechſe waͤhlete er/ auf erleubnuͤs des Koͤniges/ aus den Koͤniglichen Hoͤf- lingen. Dieſe alle waren aus dem fuͤrnehmſten Egip- tiſchem Adel entſproſſen/ und darbei noch unverehligt. Nach geſchehener wahl/ baht Joſef den Koͤnig ihm zu erleuben/ daß er auf den abend ſeine Braut/ ſamt ih- rem Frauenzimmer/ und den erwehlten Oberaufſe- hern/ im koͤniglichen Luſtgarten bewuͤrten moͤchte. Al- les P iij

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/253>, abgerufen am 28.11.2024.