Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.Der Assenat les ward ihm zugestanden; und darzu dem Küchen-meister befohlen/ daß er solches Mahl auf das herlichste zurichten liesse. Hierauf ging der König zu seiner Ge- mahlin/ den Josef bei seiner Liebsten allein zu laßen. Auch ward gemelten sechs Höflingen angesagt; daß sie diesen abend des Schaltköniges gäste sein solten; und über eine stunde in der Fürstin Assenat zimmer sich einfinden. Diese/ welche von ihren neuen Bestal- lungen noch nichts wusten/ waren überaus verwun- dert. Sie konten ihnen nicht einbilden/ woher ihnen solche ehre kähme. Nach verlauf der angesagten zeit erschienen die ein- auf:
Der Aſſenat les ward ihm zugeſtanden; und darzu dem Kuͤchen-meiſter befohlen/ daß er ſolches Mahl auf das herlichſte zurichten lieſſe. Hierauf ging der Koͤnig zu ſeiner Ge- mahlin/ den Joſef bei ſeiner Liebſten allein zu laßen. Auch ward gemelten ſechs Hoͤflingen angeſagt; daß ſie dieſen abend des Schaltkoͤniges gaͤſte ſein ſolten; und uͤber eine ſtunde in der Fuͤrſtin Aſſenat zimmer ſich einfinden. Dieſe/ welche von ihren neuen Beſtal- lungen noch nichts wuſten/ waren uͤberaus verwun- dert. Sie konten ihnen nicht einbilden/ woher ihnen ſolche ehre kaͤhme. Nach verlauf der angeſagten zeit erſchienen die ein- auf:
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Der Aſſenat
les ward ihm zugeſtanden; und darzu dem Kuͤchen-
meiſter befohlen/ daß er ſolches Mahl auf das herlichſte
zurichten lieſſe. Hierauf ging der Koͤnig zu ſeiner Ge-
mahlin/ den Joſef bei ſeiner Liebſten allein zu laßen.
Auch ward gemelten ſechs Hoͤflingen angeſagt; daß
ſie dieſen abend des Schaltkoͤniges gaͤſte ſein ſolten;
und uͤber eine ſtunde in der Fuͤrſtin Aſſenat zimmer
ſich einfinden. Dieſe/ welche von ihren neuen Beſtal-
lungen noch nichts wuſten/ waren uͤberaus verwun-
dert. Sie konten ihnen nicht einbilden/ woher ihnen
ſolche ehre kaͤhme.
Nach verlauf der angeſagten zeit erſchienen die ein-
geladenen/ auf das praͤchtigſte gekleidet. Der Schalt-
koͤnig empfing ſie alle ſehr freundlich. Auch zeigete er
ihnen alſobald an/ mit was vor Beſtallungen er ſie
verſehen. Sie bedankten ſich auf das untertaͤhnigſte
vor ſolche ſo hohe gnade. Einieder gelobte mit mund
und hertzen an/ ſeinem befehle getreulich nachzukom-
men. Der Fuͤrſtin Aſſenat ſieben Stahtsjungfrauen
kahmen eben zum zimmer hinein getraͤhten/ die Fuͤrſtin
zur tafel zu begleiten. Und hiermit erhub ſich der
Schaltkoͤnig/ und nahm ſeine Liebſte bei der hand. Auch
befahl er ſeinem Hofmeiſter/ und den andern ſechs O-
beraufſehern dergleichen zu tuhn. Einieder ſolte vor ſich
eine Jungfrau erwehlen; und alſo gepaaret ihm fol-
gen. Sobald ſie in den garten gelanget/ lies ſich Joſef/
mit ſeiner Braut/ bei der tafel nieder: und die gaͤſte
folgeten ihm/ wie ſie gegangen/ zu paaren. Jederman
war froͤhlich. Joſef ſelbſten hatte ſeine ſonderliche luſt
an dieſer bunten reihe. Er fragte das Frauenzimmer:
ob ihnen dieſe gepaarte geſelſchaft nicht beſſer anſtuͤnde/
als ihr bisher gefuͤhrtes einſames leben? Termuhtis/
darzu ſich ſein Hofmeiſter geſellet/ gab offenhertzig zur
antwort: ſie wuͤndſchte vor ihr teil ſo gepaaret zu blei-
ben. Sie ſol es auch bleiben/ fing ihr Joſef das wort
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Zitationshilfe: | Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/254>, abgerufen am 28.07.2024. |