Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.fünftes Buch. ches sahe. Ja sie verwunderte sich noch vielmehr/ alssie gewahr ward/ daß sich ein gantzer schwarm Bienen darinnen bewegte: welche so weis waren/ als der schnee/ und flügel hatten/ als sammet/ mit vielerlei farben. Diese Bienen flogen alle zusammen üm die junge Für- stin her/ und machten einen Honigfladen in ihrer hand. Endlich geboht ihnen der Engel/ daß sie wieder in ihr vaterland kehren solten; und sie flogen/ nach dem mor- gen zu/ ins Paradies. Darnach rührete der Engel den Fladen zum driten mahl an: und ein feuer ging von der tafel auf/ welches den Fladen verzehrete; die tafel aber blieb unbeschädiget: und der rauch dieses feuers roch über alle maße lieblich. Bisher war Assenat gantz allein bei dem Engel ge- Nicht wenig verwundert war Assenat. Nicht wenig ei- O iiij
fuͤnftes Buch. ches ſahe. Ja ſie verwunderte ſich noch vielmehr/ alsſie gewahr ward/ daß ſich ein gantzer ſchwarm Bienen darinnen bewegte: welche ſo weis waren/ als der ſchnee/ und fluͤgel hatten/ als ſammet/ mit vielerlei farben. Dieſe Bienen flogen alle zuſammen uͤm die junge Fuͤr- ſtin her/ und machten einen Honigfladen in ihrer hand. Endlich geboht ihnen der Engel/ daß ſie wieder in ihr vaterland kehren ſolten; und ſie flogen/ nach dem mor- gen zu/ ins Paradies. Darnach ruͤhrete der Engel den Fladen zum driten mahl an: und ein feuer ging von der tafel auf/ welches den Fladen verzehrete; die tafel aber blieb unbeſchaͤdiget: und der rauch dieſes feuers roch uͤber alle maße lieblich. Bisher war Aſſenat gantz allein bei dem Engel ge- Nicht wenig verwundert war Aſſenat. Nicht wenig ei- O iiij
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fuͤnftes Buch.
ches ſahe. Ja ſie verwunderte ſich noch vielmehr/ als
ſie gewahr ward/ daß ſich ein gantzer ſchwarm Bienen
darinnen bewegte: welche ſo weis waren/ als der ſchnee/
und fluͤgel hatten/ als ſammet/ mit vielerlei farben.
Dieſe Bienen flogen alle zuſammen uͤm die junge Fuͤr-
ſtin her/ und machten einen Honigfladen in ihrer hand.
Endlich geboht ihnen der Engel/ daß ſie wieder in ihr
vaterland kehren ſolten; und ſie flogen/ nach dem mor-
gen zu/ ins Paradies. Darnach ruͤhrete der Engel den
Fladen zum driten mahl an: und ein feuer ging von der
tafel auf/ welches den Fladen verzehrete; die tafel aber
blieb unbeſchaͤdiget: und der rauch dieſes feuers roch
uͤber alle maße lieblich.
Bisher war Aſſenat gantz allein bei dem Engel ge-
weſen. Aber itzund wuͤndſchte ſie/ daß ihre Stahtsjung-
frauen ſeiner angenehmen geſelſchaft auch genieſſen
moͤchten. Ach! ſagte ſie/ Herꝛ/ ich habe ſieben Jung-
frauen/ welche mit mir in einer nacht gebohren/ und mit
mir auch auferzogen ſeind. Koͤnte ich doch ſo bitſeelig
ſein/ daß ſie moͤchten geſeegnet werden/ gleich als ich.
Der Engel gewaͤhrete ſie ihrer bitte: und als die Jung-
frauen hineingetraͤhten waren/ ſeegnete er ſie/ und
ſprach: Der allerhoͤchſte Gott ſeegne euch/ und laße euch
werden zu ſieben Seulen der Stat der zuflucht. Hier-
auf befahl er/ daß die tafel wieder aufgehoben wuͤrde:
und ſobald ſolches geſchehen war/ verſchwand er vor ih-
ren augen.
Nicht wenig verwundert war Aſſenat. Nicht wenig
beſtuͤrtzt machte ſie dieſe begaͤbnuͤs. Ihr Frauenzimmer
erſchrak. Es geriet in eine ploͤtzliche furcht. Furcht und
zittern uͤberfiel ſie. Nicht wuſten ſie/ wie ihnen ge-
ſchahe. Inmittels erhub ſich unverſehens ein ſchal der
trompeten. Aſſenat ſchikte geſchwinde hin zu verneh-
men/ was es were. Man brachte bericht/ der Schalt-
koͤnig ſei vor dem tohre. Straks lief ſie hinab. Flugs
ei-
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