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Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

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vierdes Buch.
danken. Aber was ist doch das vor ein Freund? fuhr die
Fürstin fort. Bis auf diese stunde/ antwortete Jo-
sef/
habe ich ihm/ nur als einem unbekanten/ gedanket:
aber nunmehr habe ich hofnung ihm bald/ als einem
bekanten/ zu danken. Warüm solte er dieses erst itzund
tuhn können? fragte Nitokris abermahl. Weil ich
den Freund oder die Freundin/ antwortete Josef/ erst
itzund/ aus ihren worten/ kennen lerne. So meinet er
dan/ daß ichs selbsten sein sol? gab Nitokris zur gegen-
antwort. In alwege/ antwortete Josef wieder. Und
hiermit brach er aus in diese worte. Vorlängst habe
ich gewündscht/
sagte er/ diese barmhertzige See-
le zu kennen. Tausendmahl habe ich begehrt
das treuhertzige hertz zu wissen/ daß sich meiner
so getrenlich augenommen. Aber es hat mir
nicht widerfahren können. Diese stunde allein
hat es mir geoffenbahret. Ihr leutseeliger mund
hat sich selbsten verrahten. Keinen tag meines
lebens schätze ich so glüklich/ als diesen: der mich
so glükseelig gemacht/ daß ich dieselbe mildtäh-
tige hand/ die mir so hohe gnade erwiesen/ in al-
leruntertähnigster dankbarkeit zu küssen ver-
mag. Ach! wie sol ich solche so treue gunst/ solche
mehr als gnädige barmhertzigkeit erwiedern?
Mein bluht ist zu wenig darzu: mein vermögen
zu arm. Ich werde Ihr schuldner bleiben müs-
sen/ so lange ich ahteme: iedoch ein dankbarer
schuldener/ der sein leben zu pfande setzet/ zum
zeichen/ daß er gern bezahlen wolte/ wan er
könte.

Aber woher weis er/ daß ich seinetwegen dem Ge-
fängnüsmeister solte geld geschikt haben? fiel ihm die
Fürstin in die rede. Daß er geld bekommen/ antwortete
Josef/ mich ehrlich zu halten; das hat er mir selbst ge-
sagt/ auch die beigefügten brkefe gewiesen. Aber weder

ich

vierdes Buch.
danken. Aber was iſt doch das vor ein Freund? fuhr die
Fuͤrſtin fort. Bis auf dieſe ſtunde/ antwortete Jo-
ſef/
habe ich ihm/ nur als einem unbekanten/ gedanket:
aber nunmehr habe ich hofnung ihm bald/ als einem
bekanten/ zu danken. Waruͤm ſolte er dieſes erſt itzund
tuhn koͤnnen? fragte Nitokris abermahl. Weil ich
den Freund oder die Freundin/ antwortete Joſef/ erſt
itzund/ aus ihren worten/ kennen lerne. So meinet er
dan/ daß ichs ſelbſten ſein ſol? gab Nitokris zur gegen-
antwort. In alwege/ antwortete Joſef wieder. Und
hiermit brach er aus in dieſe worte. Vorlaͤngſt habe
ich gewuͤndſcht/
ſagte er/ dieſe barmhertzige See-
le zu kennen. Tauſendmahl habe ich begehrt
das treuhertzige hertz zu wiſſen/ daß ſich meiner
ſo getrenlich augenommen. Aber es hat mir
nicht widerfahren koͤnnen. Dieſe ſtunde allein
hat es mir geoffenbahret. Ihr leutſeeliger mund
hat ſich ſelbſten verrahten. Keinen tag meines
lebens ſchaͤtze ich ſo gluͤklich/ als dieſen: der mich
ſo gluͤkſeelig gemacht/ daß ich dieſelbe mildtaͤh-
tige hand/ die mir ſo hohe gnade erwieſen/ in al-
leruntertaͤhnigſter dankbarkeit zu kuͤſſen ver-
mag. Ach! wie ſol ich ſolche ſo treue gunſt/ ſolche
mehr als gnaͤdige barmhertzigkeit erwiedern?
Mein bluht iſt zu wenig darzu: mein vermoͤgen
zu arm. Ich werde Ihr ſchuldner bleiben muͤſ-
ſen/ ſo lange ich ahteme: iedoch ein dankbarer
ſchuldener/ der ſein leben zu pfande ſetzet/ zum
zeichen/ daß er gern bezahlen wolte/ wan er
koͤnte.

Aber woher weis er/ daß ich ſeinetwegen dem Ge-
faͤngnuͤsmeiſter ſolte geld geſchikt haben? fiel ihm die
Fuͤrſtin in die rede. Daß er geld bekommen/ antwortete
Joſef/ mich ehrlich zu halten; das hat er mir ſelbſt ge-
ſagt/ auch die beigefuͤgten brkefe gewieſen. Aber weder

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[189/0213] vierdes Buch. danken. Aber was iſt doch das vor ein Freund? fuhr die Fuͤrſtin fort. Bis auf dieſe ſtunde/ antwortete Jo- ſef/ habe ich ihm/ nur als einem unbekanten/ gedanket: aber nunmehr habe ich hofnung ihm bald/ als einem bekanten/ zu danken. Waruͤm ſolte er dieſes erſt itzund tuhn koͤnnen? fragte Nitokris abermahl. Weil ich den Freund oder die Freundin/ antwortete Joſef/ erſt itzund/ aus ihren worten/ kennen lerne. So meinet er dan/ daß ichs ſelbſten ſein ſol? gab Nitokris zur gegen- antwort. In alwege/ antwortete Joſef wieder. Und hiermit brach er aus in dieſe worte. Vorlaͤngſt habe ich gewuͤndſcht/ ſagte er/ dieſe barmhertzige See- le zu kennen. Tauſendmahl habe ich begehrt das treuhertzige hertz zu wiſſen/ daß ſich meiner ſo getrenlich augenommen. Aber es hat mir nicht widerfahren koͤnnen. Dieſe ſtunde allein hat es mir geoffenbahret. Ihr leutſeeliger mund hat ſich ſelbſten verrahten. Keinen tag meines lebens ſchaͤtze ich ſo gluͤklich/ als dieſen: der mich ſo gluͤkſeelig gemacht/ daß ich dieſelbe mildtaͤh- tige hand/ die mir ſo hohe gnade erwieſen/ in al- leruntertaͤhnigſter dankbarkeit zu kuͤſſen ver- mag. Ach! wie ſol ich ſolche ſo treue gunſt/ ſolche mehr als gnaͤdige barmhertzigkeit erwiedern? Mein bluht iſt zu wenig darzu: mein vermoͤgen zu arm. Ich werde Ihr ſchuldner bleiben muͤſ- ſen/ ſo lange ich ahteme: iedoch ein dankbarer ſchuldener/ der ſein leben zu pfande ſetzet/ zum zeichen/ daß er gern bezahlen wolte/ wan er koͤnte. Aber woher weis er/ daß ich ſeinetwegen dem Ge- faͤngnuͤsmeiſter ſolte geld geſchikt haben? fiel ihm die Fuͤrſtin in die rede. Daß er geld bekommen/ antwortete Joſef/ mich ehrlich zu halten; das hat er mir ſelbſt ge- ſagt/ auch die beigefuͤgten brkefe gewieſen. Aber weder ich

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/213>, abgerufen am 21.12.2024.