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Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

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vierdes Buch.
gipten setze. Dieser könte dan auch Amtleute verordnen
in allen ländern; und/ durch dieselben/ den fünften teil
aller früchte in den reichen jahren einsamlen/ und gegen
die künftigen hungersjahre bewahren laßen. Und zu
dem ende müsten Königliche Kornheuser gebauet wer-
den: da man das Getreidich/ zum vorrahte der länder
und städte/ aufschütten; und in der folgenden teuren
zeit den nohtleidenden/ zu ihrem aufenthalt/ und nutze
des Königes/ verkauffen könne. Auf diese weise würde
nicht allein die wohlfahrt der untertahnen/ in so gar
böser zeit/ erhalten; sondern auch die Königliche macht
und herligkeit selbsten üm ein märkliches vermehret/
und zu höherer glükseeligkeit erhoben werden.

Diese rede gefiel dem Könige überaus wohl. Auch
konten sie seine Beamten nicht genug preisen. Josef
muste noch ein wenig im Beizimmer verziehen; und der
König begab sich/ mit dem Reichskantzler und Reichs-
schatzmeister/ wieder in den saal. Sein fröhliches we-
sen zeigte genug an/ daß ihn Josefs erklährung über
seine treume satsam vergnüget. Er erzehlete allen an-
wesenden Fürsten die klugen reden des Josefs. Er rüh-
mete seinen fürtreflichen verstand. Er lobete seine un-
vergleichliche geschikligkeit in stahtssachen. Er erhub
seine große fürsichtigkeit/ seine weit aussehenden an-
schläge. Alles/ alles/ was er redete/ war anders nichts/
als den Josef zu preisen. Ja/ sagte er endlich/ wie kön-
ten wir einen solchen Man finden/ in dem der Geist
Gottes ist? Wem könten wir solches hohe werk/ darzu
mir Josef gerahten/ auszuführen besser anvertrauen/
als dem Josef selbsten? Wohlan dan! laßet ihn straks
herkommen.

Mitlerweile war Fürst Potifar/ der neue Heliopli-
sche Ertzbischof/ auch angelanget; und hatte alle reden
des Königes mit angehöret. Er war verwundert über
das plötzliche glük des Josefs: der nunmehr aus einem

Leib-

vierdes Buch.
gipten ſetze. Dieſer koͤnte dan auch Amtleute verordnen
in allen laͤndern; und/ durch dieſelben/ den fuͤnften teil
aller fruͤchte in den reichen jahren einſamlen/ und gegen
die kuͤnftigen hungersjahre bewahren laßen. Und zu
dem ende muͤſten Koͤnigliche Kornheuſer gebauet wer-
den: da man das Getreidich/ zum vorrahte der laͤnder
und ſtaͤdte/ aufſchuͤtten; und in der folgenden teuren
zeit den nohtleidenden/ zu ihrem aufenthalt/ und nutze
des Koͤniges/ verkauffen koͤnne. Auf dieſe weiſe wuͤrde
nicht allein die wohlfahrt der untertahnen/ in ſo gar
boͤſer zeit/ erhalten; ſondern auch die Koͤnigliche macht
und herligkeit ſelbſten uͤm ein maͤrkliches vermehret/
und zu hoͤherer gluͤkſeeligkeit erhoben werden.

Dieſe rede gefiel dem Koͤnige uͤberaus wohl. Auch
konten ſie ſeine Beamten nicht genug preiſen. Joſef
muſte noch ein wenig im Beizimmer verziehen; und der
Koͤnig begab ſich/ mit dem Reichskantzler und Reichs-
ſchatzmeiſter/ wieder in den ſaal. Sein froͤhliches we-
ſen zeigte genug an/ daß ihn Joſefs erklaͤhrung uͤber
ſeine treume ſatſam vergnuͤget. Er erzehlete allen an-
weſenden Fuͤrſten die klugen reden des Joſefs. Er ruͤh-
mete ſeinen fuͤrtreflichen verſtand. Er lobete ſeine un-
vergleichliche geſchikligkeit in ſtahtsſachen. Er erhub
ſeine große fuͤrſichtigkeit/ ſeine weit ausſehenden an-
ſchlaͤge. Alles/ alles/ was er redete/ war anders nichts/
als den Joſef zu preiſen. Ja/ ſagte er endlich/ wie koͤn-
ten wir einen ſolchen Man finden/ in dem der Geiſt
Gottes iſt? Wem koͤnten wir ſolches hohe werk/ darzu
mir Joſef gerahten/ auszufuͤhren beſſer anvertrauen/
als dem Joſef ſelbſten? Wohlan dan! laßet ihn ſtraks
herkommen.

Mitlerweile war Fuͤrſt Potifar/ der neue Heliopli-
ſche Ertzbiſchof/ auch angelanget; und hatte alle reden
des Koͤniges mit angehoͤret. Er war verwundert uͤber
das ploͤtzliche gluͤk des Joſefs: der nunmehr aus einem

Leib-
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[173/0197] vierdes Buch. gipten ſetze. Dieſer koͤnte dan auch Amtleute verordnen in allen laͤndern; und/ durch dieſelben/ den fuͤnften teil aller fruͤchte in den reichen jahren einſamlen/ und gegen die kuͤnftigen hungersjahre bewahren laßen. Und zu dem ende muͤſten Koͤnigliche Kornheuſer gebauet wer- den: da man das Getreidich/ zum vorrahte der laͤnder und ſtaͤdte/ aufſchuͤtten; und in der folgenden teuren zeit den nohtleidenden/ zu ihrem aufenthalt/ und nutze des Koͤniges/ verkauffen koͤnne. Auf dieſe weiſe wuͤrde nicht allein die wohlfahrt der untertahnen/ in ſo gar boͤſer zeit/ erhalten; ſondern auch die Koͤnigliche macht und herligkeit ſelbſten uͤm ein maͤrkliches vermehret/ und zu hoͤherer gluͤkſeeligkeit erhoben werden. Dieſe rede gefiel dem Koͤnige uͤberaus wohl. Auch konten ſie ſeine Beamten nicht genug preiſen. Joſef muſte noch ein wenig im Beizimmer verziehen; und der Koͤnig begab ſich/ mit dem Reichskantzler und Reichs- ſchatzmeiſter/ wieder in den ſaal. Sein froͤhliches we- ſen zeigte genug an/ daß ihn Joſefs erklaͤhrung uͤber ſeine treume ſatſam vergnuͤget. Er erzehlete allen an- weſenden Fuͤrſten die klugen reden des Joſefs. Er ruͤh- mete ſeinen fuͤrtreflichen verſtand. Er lobete ſeine un- vergleichliche geſchikligkeit in ſtahtsſachen. Er erhub ſeine große fuͤrſichtigkeit/ ſeine weit ausſehenden an- ſchlaͤge. Alles/ alles/ was er redete/ war anders nichts/ als den Joſef zu preiſen. Ja/ ſagte er endlich/ wie koͤn- ten wir einen ſolchen Man finden/ in dem der Geiſt Gottes iſt? Wem koͤnten wir ſolches hohe werk/ darzu mir Joſef gerahten/ auszufuͤhren beſſer anvertrauen/ als dem Joſef ſelbſten? Wohlan dan! laßet ihn ſtraks herkommen. Mitlerweile war Fuͤrſt Potifar/ der neue Heliopli- ſche Ertzbiſchof/ auch angelanget; und hatte alle reden des Koͤniges mit angehoͤret. Er war verwundert uͤber das ploͤtzliche gluͤk des Joſefs: der nunmehr aus einem Leib-

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/197>, abgerufen am 30.12.2024.