Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.vierdes Buch. tete Sefira: es ist also. Und so muste es sein. Weilman mir verübelen wolte/ daß ich ihn liebte; so muste ich ihn hassen. Sie selbsten sagte mir neulich ins gesichte: ich müste von solcher liebe abstehen/ wan sie meine Freundin und Muhme bleiben solte. Und sol- ches habe ich nun getahn. Ihre freundschaft war mir lieber/ als seine liebe. Aber hiervon ist nichts mehr zu sagen. Was geschehen ist/ das ist gesche- hen: und zwar Ihr zu gefallen. Darüm laßet uns diese sache nicht mehr berühren. Weil nun Nitokris sahe/ daß ihrer Muhme dergleichen reden verdrüßlich fielen; so begunte sie ein anderes gespräche; wiewohl sie es auch nicht lang machte. Dan ihre einige sorge war zu ver- schaffen/ daß Josef bei seinem neuen Würte ehrlich möchte gehalten werden. Darüm eilete sie wieder nach der Königlichen burg. Mit den Königlichen Gefängnüssen war es dazu- Dem Königlichen Gefängnüsmeister wird hier- K ij
vierdes Buch. tete Sefira: es iſt alſo. Und ſo muſte es ſein. Weilman mir veruͤbelen wolte/ daß ich ihn liebte; ſo muſte ich ihn haſſen. Sie ſelbſten ſagte mir neulich ins geſichte: ich muͤſte von ſolcher liebe abſtehen/ wan ſie meine Freundin und Muhme bleiben ſolte. Und ſol- ches habe ich nun getahn. Ihre freundſchaft war mir lieber/ als ſeine liebe. Aber hiervon iſt nichts mehr zu ſagen. Was geſchehen iſt/ das iſt geſche- hen: und zwar Ihr zu gefallen. Daruͤm laßet uns dieſe ſache nicht mehr beruͤhren. Weil nun Nitokris ſahe/ daß ihrer Muhme dergleichen reden verdruͤßlich fielen; ſo begunte ſie ein anderes geſpraͤche; wiewohl ſie es auch nicht lang machte. Dan ihre einige ſorge war zu ver- ſchaffen/ daß Joſef bei ſeinem neuen Wuͤrte ehrlich moͤchte gehalten werden. Daruͤm eilete ſie wieder nach der Koͤniglichen burg. Mit den Koͤniglichen Gefaͤngnuͤſſen war es dazu- Dem Koͤniglichen Gefaͤngnuͤsmeiſter wird hier- K ij
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vierdes Buch.
tete Sefira: es iſt alſo. Und ſo muſte es ſein. Weil
man mir veruͤbelen wolte/ daß ich ihn liebte; ſo muſte
ich ihn haſſen. Sie ſelbſten ſagte mir neulich ins
geſichte: ich muͤſte von ſolcher liebe abſtehen/ wan ſie
meine Freundin und Muhme bleiben ſolte. Und ſol-
ches habe ich nun getahn. Ihre freundſchaft war
mir lieber/ als ſeine liebe. Aber hiervon iſt nichts
mehr zu ſagen. Was geſchehen iſt/ das iſt geſche-
hen: und zwar Ihr zu gefallen. Daruͤm laßet uns dieſe
ſache nicht mehr beruͤhren. Weil nun Nitokris ſahe/
daß ihrer Muhme dergleichen reden verdruͤßlich fielen;
ſo begunte ſie ein anderes geſpraͤche; wiewohl ſie es auch
nicht lang machte. Dan ihre einige ſorge war zu ver-
ſchaffen/ daß Joſef bei ſeinem neuen Wuͤrte ehrlich
moͤchte gehalten werden. Daruͤm eilete ſie wieder nach
der Koͤniglichen burg.
Mit den Koͤniglichen Gefaͤngnuͤſſen war es dazu-
mahl in Egipten faſt eben alſo beſchaffen/ als mit den
Zuchtheuſern in Europe. Die Koͤniglichen gefangene/
wan ſie arm waren/ muſten ihre koſt und kleider mit
ſchweerer arbeit verdienen. Waren ſie aber reich/ ſo
ward ihnen ein großes koſtgeld abgenommen: und dan
gingen ſie muͤßig. Beides trug der Schatzkammer des
Koͤniges/ als auch dem Gefaͤngnuͤsmeiſter ein großes
jahrgeld ein. Und daruͤm warden wenig Verbrecher
mit dem Tode geſtraft. Alle muſten in dergleichen ge-
faͤngnuͤſſe tantzen. Und ihre rechtsſachen ſchob man
auf die lange harrebank; damit der genos uͤm ſo viel
groͤſſer waͤre. Weil nun Nitokris wohl wuſte/ daß
Joſef unter die zahl der armen gefangenen wuͤrde ge-
rechnet/ und mit harter arbeit belegt werden; ſo ſchikte
ſie dem Geſaͤngnuͤsmeiſter/ durch einen unbekanten
menſchen/ eine zimliche anzahl geldes. Darbei fuͤgte
ſie dieſen Befehlbrief.
Dem Koͤniglichen Gefaͤngnuͤsmeiſter wird
hier-
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