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Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

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Der Assenat
auch den Josef hohlen. Den fragte er: Bistu frei/
oder leibeigen? Josef antwortete: Ich bin ein Leib-
eigner. Der Fürst fragte weiter: Wessen Leibeigner
bistu? Josef gab wieder zur antwort: der Ismaeler.
Wie bistu dan ein Leibeigener worden? fuhr der Fürst
fort. Josef gab ihm zu verstehen: daß ihn die Ismae-
ler im Kananeischen lande gekauft. Potifar aber
wolte auch dieses nicht gleuben. Darüm befahl er den
Josef gefänglich zu bewahren/ bis die Ismaeler wie-
derkähmen.

So bald aber Sefira erfuhr/ daß Potifar den schö-
nen Leibeignen gefänglich eingezogen/ sprach sie zu ihm:
warüm setzt ihr einen gestohlenen Freien gefangen?
Es were besser/ daß man den edelen Jüngling loß liesse/
und euch geisselte. Warüm nehmt ihr ihn nicht lieber
zu eurem Haushalter? Der Fürst antwortete: es ist
bei den Egiptern nicht gebreuchlich/ eines andern guht/
ohne bewiesene rechtmäßige uhrsache/ weg zu nehmen.
Und also muste Josef gefässelt bleiben: nachdem er
drei mohnden/ und fünf tage bei dem Kaufmanne ge-
wesen. Auch brachte er in solchem elende noch vier und
zwanzig tage zu/ ehe die Ismaelischen Kaufleute wieder
kahmen/ und ihn loß machten. Diese hatten gehöret/
daß Jakob sein Vater üm Josefs willen sehr betrübt
sei. Darüm sprachen sie zu ihm: warüm habt ihr uns
gesagt/ daß ihr ein Leibeigener weret? da doch euer Va-
ter ein mächtiger Man ist in Kanaan; dem es sehr zu
hertzen gehet/ daß ihr verkauft seid. Josef hette gern
geweinet. Aber er enthielt sich. Und damit er seine
Brüder nicht beschämete/ gab er zur antwort: man
hat euch unrecht berichtet: ich bin ein Leibeigener.

Hierauf berieten sich die Kaufleute/ wo sie ihren
Leibeignen am besten verkauffen solten; damit es sein
Vater nicht erführe. Dan sie fürchteten sich vor Ja-
kob.
Sie befahreten/ er möchte sich an ihnen rächen.

Sie

Der Aſſenat
auch den Joſef hohlen. Den fragte er: Biſtu frei/
oder leibeigen? Joſef antwortete: Ich bin ein Leib-
eigner. Der Fuͤrſt fragte weiter: Weſſen Leibeigner
biſtu? Joſef gab wieder zur antwort: der Ismaeler.
Wie biſtu dan ein Leibeigener worden? fuhr der Fuͤrſt
fort. Joſef gab ihm zu verſtehen: daß ihn die Ismae-
ler im Kananeiſchen lande gekauft. Potifar aber
wolte auch dieſes nicht gleuben. Daruͤm befahl er den
Joſef gefaͤnglich zu bewahren/ bis die Ismaeler wie-
derkaͤhmen.

So bald aber Sefira erfuhr/ daß Potifar den ſchoͤ-
nen Leibeignen gefaͤnglich eingezogen/ ſprach ſie zu ihm:
waruͤm ſetzt ihr einen geſtohlenen Freien gefangen?
Es were beſſer/ daß man den edelen Juͤngling loß lieſſe/
und euch geiſſelte. Waruͤm nehmt ihr ihn nicht lieber
zu eurem Haushalter? Der Fuͤrſt antwortete: es iſt
bei den Egiptern nicht gebreuchlich/ eines andern guht/
ohne bewieſene rechtmaͤßige uhrſache/ weg zu nehmen.
Und alſo muſte Joſef gefaͤſſelt bleiben: nachdem er
drei mohnden/ und fuͤnf tage bei dem Kaufmanne ge-
weſen. Auch brachte er in ſolchem elende noch vier und
zwanzig tage zu/ ehe die Ismaeliſchen Kaufleute wieder
kahmen/ und ihn loß machten. Dieſe hatten gehoͤret/
daß Jakob ſein Vater uͤm Joſefs willen ſehr betruͤbt
ſei. Daruͤm ſprachen ſie zu ihm: waruͤm habt ihr uns
geſagt/ daß ihr ein Leibeigener weret? da doch euer Va-
ter ein maͤchtiger Man iſt in Kanaan; dem es ſehr zu
hertzen gehet/ daß ihr verkauft ſeid. Joſef hette gern
geweinet. Aber er enthielt ſich. Und damit er ſeine
Bruͤder nicht beſchaͤmete/ gab er zur antwort: man
hat euch unrecht berichtet: ich bin ein Leibeigener.

Hierauf berieten ſich die Kaufleute/ wo ſie ihren
Leibeignen am beſten verkauffen ſolten; damit es ſein
Vater nicht erfuͤhre. Dan ſie fuͤrchteten ſich vor Ja-
kob.
Sie befahreten/ er moͤchte ſich an ihnen raͤchen.

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[98/0122] Der Aſſenat auch den Joſef hohlen. Den fragte er: Biſtu frei/ oder leibeigen? Joſef antwortete: Ich bin ein Leib- eigner. Der Fuͤrſt fragte weiter: Weſſen Leibeigner biſtu? Joſef gab wieder zur antwort: der Ismaeler. Wie biſtu dan ein Leibeigener worden? fuhr der Fuͤrſt fort. Joſef gab ihm zu verſtehen: daß ihn die Ismae- ler im Kananeiſchen lande gekauft. Potifar aber wolte auch dieſes nicht gleuben. Daruͤm befahl er den Joſef gefaͤnglich zu bewahren/ bis die Ismaeler wie- derkaͤhmen. So bald aber Sefira erfuhr/ daß Potifar den ſchoͤ- nen Leibeignen gefaͤnglich eingezogen/ ſprach ſie zu ihm: waruͤm ſetzt ihr einen geſtohlenen Freien gefangen? Es were beſſer/ daß man den edelen Juͤngling loß lieſſe/ und euch geiſſelte. Waruͤm nehmt ihr ihn nicht lieber zu eurem Haushalter? Der Fuͤrſt antwortete: es iſt bei den Egiptern nicht gebreuchlich/ eines andern guht/ ohne bewieſene rechtmaͤßige uhrſache/ weg zu nehmen. Und alſo muſte Joſef gefaͤſſelt bleiben: nachdem er drei mohnden/ und fuͤnf tage bei dem Kaufmanne ge- weſen. Auch brachte er in ſolchem elende noch vier und zwanzig tage zu/ ehe die Ismaeliſchen Kaufleute wieder kahmen/ und ihn loß machten. Dieſe hatten gehoͤret/ daß Jakob ſein Vater uͤm Joſefs willen ſehr betruͤbt ſei. Daruͤm ſprachen ſie zu ihm: waruͤm habt ihr uns geſagt/ daß ihr ein Leibeigener weret? da doch euer Va- ter ein maͤchtiger Man iſt in Kanaan; dem es ſehr zu hertzen gehet/ daß ihr verkauft ſeid. Joſef hette gern geweinet. Aber er enthielt ſich. Und damit er ſeine Bruͤder nicht beſchaͤmete/ gab er zur antwort: man hat euch unrecht berichtet: ich bin ein Leibeigener. Hierauf berieten ſich die Kaufleute/ wo ſie ihren Leibeignen am beſten verkauffen ſolten; damit es ſein Vater nicht erfuͤhre. Dan ſie fuͤrchteten ſich vor Ja- kob. Sie befahreten/ er moͤchte ſich an ihnen raͤchen. Sie

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/122>, abgerufen am 21.12.2024.