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Zeiller, Martin: Centvria IV. Variarvm Quæstionvm. Bd. 4. Ulm, 1660.

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Die 7. Frag/ des 4. Hundert.
men kommen/ so wird etwas fürtreffliches dar-
aus. Und obwoln etwan Einer/ in seinen Rath-
schlägen/ gar zu langsam; ein anderer aber gar
zu geschwind gehet; wann man aber sie mit einan-
der vermischet/ so kan ein heilsamer Schluß dar-
aus gemacht werden. Jn den Mithridat kom-
men unterschiedliche Sachen/ so für sich selbst
schädlich; aber mit andern vermischt/ heilsam
wider das Gifft seyn. So geschihet es bißweilen/
daß ein Herr nicht von zu großem Verstand; wie
dann derselbe mit den Güttern des Glücks nicht
allwegen vereinbart ist: Wann nun ein solcher
Herr ihme vornimt/ daß alles nach seinem Kopff
hinaus gehen müsse/ und Niemand zu Rath zie-
het; so kan Er nicht allein sich/ sondern auch die
Seinige/ leichtlich in große Gefahr/ und gar ins
Verderben stürtzen. Wann ein Underthan sich
vergreift/ so thut Er zwar dem Gemeinen We-
sen/ und Jhme selbst/ etwas schaden: Wann aber
ein Fürst sich übersihet/ so bringt Er den gantzen
Gemeinen Stand ins Verderben: gleich wie ein
Patron, oder Gubernator eines Schiffes/ vilmehr
Unglück mit seinem Fähler/ als ein gemeiner
Schiffknecht/ verursachen kan. Es mag ein Fürst
kein größere Anzaigung eines guten Gemüets von
sich sehen laßen/ als wann Er guete/ und verstän-
dige Räthe ihme erwöhlet. Und wann etwan et-
was hartes/ vom Fürsten/ dem Volck anbevolhen
wird/ so thun die Underthanen entweder solches

für
C ij

Die 7. Frag/ des 4. Hundert.
men kommen/ ſo wird etwas fuͤrtreffliches dar-
aus. Und obwoln etwan Einer/ in ſeinen Rath-
ſchlaͤgen/ gar zu langſam; ein anderer aber gar
zu geſchwind gehet; wann man aber ſie mit einan-
der vermiſchet/ ſo kan ein heilſamer Schluß dar-
aus gemacht werden. Jn den Mithridat kom-
men unterſchiedliche Sachen/ ſo fuͤr ſich ſelbſt
ſchaͤdlich; aber mit andern vermiſcht/ heilſam
wider das Gifft ſeyn. So geſchihet es bißweilen/
daß ein Herr nicht von zu großem Verſtand; wie
dann derſelbe mit den Guͤttern des Gluͤcks nicht
allwegen vereinbart iſt: Wann nun ein ſolcher
Herr ihme vornimt/ daß alles nach ſeinem Kopff
hinaus gehen muͤſſe/ und Niemand zu Rath zie-
het; ſo kan Er nicht allein ſich/ ſondern auch die
Seinige/ leichtlich in große Gefahr/ und gar ins
Verderben ſtuͤrtzen. Wann ein Underthan ſich
vergreift/ ſo thut Er zwar dem Gemeinen We-
ſen/ und Jhme ſelbſt/ etwas ſchaden: Wann aber
ein Fuͤrſt ſich uͤberſihet/ ſo bringt Er den gantzen
Gemeinen Stand ins Verderben: gleich wie ein
Patron, oder Gubernator eines Schiffes/ vilmehr
Ungluͤck mit ſeinem Faͤhler/ als ein gemeiner
Schiffknecht/ verurſachen kan. Es mag ein Fuͤrſt
kein groͤßere Anzaigung eines guten Gemuͤets von
ſich ſehen laßen/ als wann Er guete/ und verſtaͤn-
dige Raͤthe ihme erwoͤhlet. Und wann etwan et-
was hartes/ vom Fuͤrſten/ dem Volck anbevolhen
wird/ ſo thun die Underthanen entweder ſolches

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[35/0059] Die 7. Frag/ des 4. Hundert. men kommen/ ſo wird etwas fuͤrtreffliches dar- aus. Und obwoln etwan Einer/ in ſeinen Rath- ſchlaͤgen/ gar zu langſam; ein anderer aber gar zu geſchwind gehet; wann man aber ſie mit einan- der vermiſchet/ ſo kan ein heilſamer Schluß dar- aus gemacht werden. Jn den Mithridat kom- men unterſchiedliche Sachen/ ſo fuͤr ſich ſelbſt ſchaͤdlich; aber mit andern vermiſcht/ heilſam wider das Gifft ſeyn. So geſchihet es bißweilen/ daß ein Herr nicht von zu großem Verſtand; wie dann derſelbe mit den Guͤttern des Gluͤcks nicht allwegen vereinbart iſt: Wann nun ein ſolcher Herr ihme vornimt/ daß alles nach ſeinem Kopff hinaus gehen muͤſſe/ und Niemand zu Rath zie- het; ſo kan Er nicht allein ſich/ ſondern auch die Seinige/ leichtlich in große Gefahr/ und gar ins Verderben ſtuͤrtzen. Wann ein Underthan ſich vergreift/ ſo thut Er zwar dem Gemeinen We- ſen/ und Jhme ſelbſt/ etwas ſchaden: Wann aber ein Fuͤrſt ſich uͤberſihet/ ſo bringt Er den gantzen Gemeinen Stand ins Verderben: gleich wie ein Patron, oder Gubernator eines Schiffes/ vilmehr Ungluͤck mit ſeinem Faͤhler/ als ein gemeiner Schiffknecht/ verurſachen kan. Es mag ein Fuͤrſt kein groͤßere Anzaigung eines guten Gemuͤets von ſich ſehen laßen/ als wann Er guete/ und verſtaͤn- dige Raͤthe ihme erwoͤhlet. Und wann etwan et- was hartes/ vom Fuͤrſten/ dem Volck anbevolhen wird/ ſo thun die Underthanen entweder ſolches fuͤr C ij

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Zitationshilfe: Zeiller, Martin: Centvria IV. Variarvm Quæstionvm. Bd. 4. Ulm, 1660, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria04_1660/59>, abgerufen am 06.05.2024.