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Zeiller, Martin: Centvria IV. Variarvm Quæstionvm. Bd. 4. Ulm, 1660.

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Die 7. Frag/ des 4. Hundert.
des/ stäts eine Guardi, oder Wacht/ halten
thuet.

Was das Ander anbelangt/ so stehet es zwar
mit einem Volck trefflich wol/ welches einen ent-
weder gebornen/ oder erwöhlten Fürsten hat/ der
für sich selbsten verständig genug/ und eines an-
dern Raths nicht vonnöthen hat: es auch biß-
weilen geschihet/ daß Einem Fürsten/ sowol der
Seinigen/ als der Fremden/ Aufrichtigkeit/ arg-
wöhnisch ist/ daß Er Niemand beßer/ als sich
selbsten/ zu Rath ziehen kan. Gleichwol soll Ei-
ner seiner Weißheit allein nicht zuvil trauen/ und
anderer Leuthe Rath verachten; sondern je ver-
ständiger Einer ist/ je mäßiger Er auch von sich
halten. Wan man/ in aignen Sachen/ es für
wolgethan erachtet/ daß es am sichersten/ getreu-
en Raths sich zu gebrauchen; wie vilmehr solle
es mit offentlichen Sachen geschehen. Die Alten
haben es durch lange Erfahrung/ und ihrer Vor-
Eltern weise Verordnungen/ gelehrnet/ daß man
am sichersten gehe/ wann vil ihre Mainungen zu-
sammen tragen/ als wann man nur einen/ oder
etlich wenige zu Rath ziehet. Welches gleichwol
mit seiner Maß zu verstehen. Dann oftermals/
sonderlich in gar geheimen Sachen/ es sicherer/
und rathsamer ist/ nur mit Einem/ oder doch gar
wenigen/ sich zu unterreden/ und zu berathschla-
gen. Sonsten aber/ weiln ein Jeder etwas sonder-
bars von einer Tugend hat/ wann solche zusam-

men

Die 7. Frag/ des 4. Hundert.
des/ ſtaͤts eine Guardi, oder Wacht/ halten
thuet.

Was das Ander anbelangt/ ſo ſtehet es zwar
mit einem Volck trefflich wol/ welches einen ent-
weder gebornen/ oder erwoͤhlten Fuͤrſten hat/ der
fuͤr ſich ſelbſten verſtaͤndig genug/ und eines an-
dern Raths nicht vonnoͤthen hat: es auch biß-
weilen geſchihet/ daß Einem Fuͤrſten/ ſowol der
Seinigen/ als der Fremden/ Aufrichtigkeit/ arg-
woͤhniſch iſt/ daß Er Niemand beßer/ als ſich
ſelbſten/ zu Rath ziehen kan. Gleichwol ſoll Ei-
ner ſeiner Weißheit allein nicht zuvil trauen/ und
anderer Leuthe Rath verachten; ſondern je ver-
ſtaͤndiger Einer iſt/ je maͤßiger Er auch von ſich
halten. Wan man/ in aignen Sachen/ es fuͤr
wolgethan erachtet/ daß es am ſicherſten/ getreu-
en Raths ſich zu gebrauchen; wie vilmehr ſolle
es mit offentlichen Sachen geſchehen. Die Alten
haben es durch lange Erfahrung/ und ihrer Voꝛ-
Eltern weiſe Verordnungen/ gelehrnet/ daß man
am ſicherſten gehe/ wann vil ihre Mainungen zu-
ſammen tragen/ als wann man nur einen/ oder
etlich wenige zu Rath ziehet. Welches gleichwol
mit ſeiner Maß zu verſtehen. Dann oftermals/
ſonderlich in gar geheimen Sachen/ es ſicherer/
und rathſamer iſt/ nur mit Einem/ oder doch gar
wenigen/ ſich zu unterreden/ und zu berathſchla-
gen. Sonſten aber/ weiln ein Jeder etwas ſonder-
bars von einer Tugend hat/ wann ſolche zuſam-

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[34/0058] Die 7. Frag/ des 4. Hundert. des/ ſtaͤts eine Guardi, oder Wacht/ halten thuet. Was das Ander anbelangt/ ſo ſtehet es zwar mit einem Volck trefflich wol/ welches einen ent- weder gebornen/ oder erwoͤhlten Fuͤrſten hat/ der fuͤr ſich ſelbſten verſtaͤndig genug/ und eines an- dern Raths nicht vonnoͤthen hat: es auch biß- weilen geſchihet/ daß Einem Fuͤrſten/ ſowol der Seinigen/ als der Fremden/ Aufrichtigkeit/ arg- woͤhniſch iſt/ daß Er Niemand beßer/ als ſich ſelbſten/ zu Rath ziehen kan. Gleichwol ſoll Ei- ner ſeiner Weißheit allein nicht zuvil trauen/ und anderer Leuthe Rath verachten; ſondern je ver- ſtaͤndiger Einer iſt/ je maͤßiger Er auch von ſich halten. Wan man/ in aignen Sachen/ es fuͤr wolgethan erachtet/ daß es am ſicherſten/ getreu- en Raths ſich zu gebrauchen; wie vilmehr ſolle es mit offentlichen Sachen geſchehen. Die Alten haben es durch lange Erfahrung/ und ihrer Voꝛ- Eltern weiſe Verordnungen/ gelehrnet/ daß man am ſicherſten gehe/ wann vil ihre Mainungen zu- ſammen tragen/ als wann man nur einen/ oder etlich wenige zu Rath ziehet. Welches gleichwol mit ſeiner Maß zu verſtehen. Dann oftermals/ ſonderlich in gar geheimen Sachen/ es ſicherer/ und rathſamer iſt/ nur mit Einem/ oder doch gar wenigen/ ſich zu unterreden/ und zu berathſchla- gen. Sonſten aber/ weiln ein Jeder etwas ſonder- bars von einer Tugend hat/ wann ſolche zuſam- men

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Zitationshilfe: Zeiller, Martin: Centvria IV. Variarvm Quæstionvm. Bd. 4. Ulm, 1660, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria04_1660/58>, abgerufen am 06.05.2024.