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Zeiller, Martin: Centvria IV. Variarvm Quæstionvm. Bd. 4. Ulm, 1660.

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Die 72. Frag/ des 4. Hundert.
keine genugsame Ursach hat/ so beleidigt er den-
selben/ und thuet ihm unrecht. Weil wir aber
Menschen/ und des Argwohns nicht geübriget
seyn; so sollen wir doch keinen gewißen Schluß
machen/ oder Urtheil fällen; und einen schlechten
Kerls/ der um Eines Hauß herum schleichet/
nicht stracks für einen Dieb halten; aber das
Hauß gleichwol verwahren/ und die Sachen ein-
schließen.

Einem ieden Künstler ist in seiner Kunst
Glauben zuzustellen/ sagt die gemeine Regel. A-
ber dabey soll es nicht verbleiben/ sondern man
mueß den Sachen weiter nachforschen. Also soll
ein Richter nicht gleich auff die Aussage eines
Artztes/ oder Erdmeßers/ oder Rechnung-Stel-
lers gehen; sondern die Sach selber wol erwe-
gen/ und alsdann darüber/ was recht/ und billich
ist/ erkennen. Churfürst Friderich der Weise zu
Sachsen ließ seine Räthe rathen/ und thät Er
gleichwol das Widerspiel/ doch mit solcher Ver-
nunft/ und Grund/ daß Sie nit kunten darwider
reden. Sihe oben die 7. Frage.

Jn Mittel-Dingen soll ihm keiner angst seyn
laßen/ dann wer zu zweiflen anfangt/ ob Er recht
thue/ daß er Hembder von Flax trägt/ Schnup-
tücher/ und Handzwellen gebrauchet/ der wird
mit der Zeit auch zweiflen/ ob Er dieselbe von
Hanff etc gemacht/ haben dörffe? und ob er nicht
ohne Tischfacinet/ eßen/ und der Schneitzfacinet

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Die 72. Frag/ des 4. Hundert.
keine genugſame Urſach hat/ ſo beleidigt er den-
ſelben/ und thuet ihm unrecht. Weil wir aber
Menſchen/ und des Argwohns nicht geuͤbriget
ſeyn; ſo ſollen wir doch keinen gewißen Schluß
machen/ oder Urtheil faͤllen; und einen ſchlechten
Kerls/ der um Eines Hauß herum ſchleichet/
nicht ſtracks fuͤr einen Dieb halten; aber das
Hauß gleichwol verwahren/ und die Sachen ein-
ſchließen.

Einem ieden Kuͤnſtler iſt in ſeiner Kunſt
Glauben zuzuſtellen/ ſagt die gemeine Regel. A-
ber dabey ſoll es nicht verbleiben/ ſondern man
mueß den Sachen weiter nachforſchen. Alſo ſoll
ein Richter nicht gleich auff die Auſſage eines
Artztes/ oder Erdmeßers/ oder Rechnung-Stel-
lers gehen; ſondern die Sach ſelber wol erwe-
gen/ und alsdann daruͤber/ was recht/ und billich
iſt/ erkennen. Churfuͤrſt Friderich der Weiſe zu
Sachſen ließ ſeine Raͤthe rathen/ und thaͤt Er
gleichwol das Widerſpiel/ doch mit ſolcher Ver-
nunft/ und Grund/ daß Sie nit kunten darwider
reden. Sihe oben die 7. Frage.

Jn Mittel-Dingen ſoll ihm keiner angſt ſeyn
laßen/ dann wer zu zweiflen anfangt/ ob Er recht
thue/ daß er Hembder von Flax traͤgt/ Schnup-
tuͤcher/ und Handzwellen gebrauchet/ der wird
mit der Zeit auch zweiflen/ ob Er dieſelbe von
Hanff ꝛc gemacht/ haben doͤrffe? und ob er nicht
ohne Tiſchfacinet/ eßen/ und der Schneitzfacinet

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[375/0399] Die 72. Frag/ des 4. Hundert. keine genugſame Urſach hat/ ſo beleidigt er den- ſelben/ und thuet ihm unrecht. Weil wir aber Menſchen/ und des Argwohns nicht geuͤbriget ſeyn; ſo ſollen wir doch keinen gewißen Schluß machen/ oder Urtheil faͤllen; und einen ſchlechten Kerls/ der um Eines Hauß herum ſchleichet/ nicht ſtracks fuͤr einen Dieb halten; aber das Hauß gleichwol verwahren/ und die Sachen ein- ſchließen. Einem ieden Kuͤnſtler iſt in ſeiner Kunſt Glauben zuzuſtellen/ ſagt die gemeine Regel. A- ber dabey ſoll es nicht verbleiben/ ſondern man mueß den Sachen weiter nachforſchen. Alſo ſoll ein Richter nicht gleich auff die Auſſage eines Artztes/ oder Erdmeßers/ oder Rechnung-Stel- lers gehen; ſondern die Sach ſelber wol erwe- gen/ und alsdann daruͤber/ was recht/ und billich iſt/ erkennen. Churfuͤrſt Friderich der Weiſe zu Sachſen ließ ſeine Raͤthe rathen/ und thaͤt Er gleichwol das Widerſpiel/ doch mit ſolcher Ver- nunft/ und Grund/ daß Sie nit kunten darwider reden. Sihe oben die 7. Frage. Jn Mittel-Dingen ſoll ihm keiner angſt ſeyn laßen/ dann wer zu zweiflen anfangt/ ob Er recht thue/ daß er Hembder von Flax traͤgt/ Schnup- tuͤcher/ und Handzwellen gebrauchet/ der wird mit der Zeit auch zweiflen/ ob Er dieſelbe von Hanff ꝛc gemacht/ haben doͤrffe? und ob er nicht ohne Tiſchfacinet/ eßen/ und der Schneitzfacinet ent- A a iiij

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Zitationshilfe: Zeiller, Martin: Centvria IV. Variarvm Quæstionvm. Bd. 4. Ulm, 1660, S. 375. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria04_1660/399>, abgerufen am 23.11.2024.