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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 6. [Braunschweig], [1764].

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Erster Gesang.
Jhm gab mit geflügelten Worten der Erzfeind
zur Antwort:

Schwach zu seyn, gefallener Cherub, ist allezeit elend t) ,
Wenn wir leiden, und handeln; dies sey indessen ver-
sichert,

Etwas Gutes zu thun, soll nie uns künftig beschäftgen,
Unser einziges Vergnügen vielmehr wird, Böses zu
thun, seyn;

Dies
t) Nachdem Satan in seiner Rede geprahlt, daß die
Stärke der Götter nicht vergehn könne, und Beel-
zebub erwiedert: Wenn Gott uns diese Stärke nur
darum völlig gelassen, desto besser die Pein zu ertra-
gen und stärker zu leiden, oder als seine Sklaven
ihm wichtigere Dienste zu leisten, was kan uns denn
unsere Stärke helfen? So antwortet Satan hier
sehr geschickt: Wir mögen nun leiden, oder handeln,
so ist es allezeit noch einiger Trost, wenn wir unsere
Stärke unvermindert haben; denn es ist eine elende
Sache sagt er, schwach zu seyn, wir mögen leiden,
oder handeln. Dieses ist der Sinn dieser Stelle.
Newton.

Erſter Geſang.
Jhm gab mit gefluͤgelten Worten der Erzfeind
zur Antwort:

Schwach zu ſeyn, gefallener Cherub, iſt allezeit elend t) ,
Wenn wir leiden, und handeln; dies ſey indeſſen ver-
ſichert,

Etwas Gutes zu thun, ſoll nie uns kuͤnftig beſchaͤftgen,
Unſer einziges Vergnuͤgen vielmehr wird, Boͤſes zu
thun, ſeyn;

Dies
t) Nachdem Satan in ſeiner Rede geprahlt, daß die
Staͤrke der Goͤtter nicht vergehn koͤnne, und Beel-
zebub erwiedert: Wenn Gott uns dieſe Staͤrke nur
darum voͤllig gelaſſen, deſto beſſer die Pein zu ertra-
gen und ſtaͤrker zu leiden, oder als ſeine Sklaven
ihm wichtigere Dienſte zu leiſten, was kan uns denn
unſere Staͤrke helfen? So antwortet Satan hier
ſehr geſchickt: Wir moͤgen nun leiden, oder handeln,
ſo iſt es allezeit noch einiger Troſt, wenn wir unſere
Staͤrke unvermindert haben; denn es iſt eine elende
Sache ſagt er, ſchwach zu ſeyn, wir moͤgen leiden,
oder handeln. Dieſes iſt der Sinn dieſer Stelle.
Newton.
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[29/0029] Erſter Geſang. Jhm gab mit gefluͤgelten Worten der Erzfeind zur Antwort: Schwach zu ſeyn, gefallener Cherub, iſt allezeit elend t) , Wenn wir leiden, und handeln; dies ſey indeſſen ver- ſichert, Etwas Gutes zu thun, ſoll nie uns kuͤnftig beſchaͤftgen, Unſer einziges Vergnuͤgen vielmehr wird, Boͤſes zu thun, ſeyn; Dies t) Nachdem Satan in ſeiner Rede geprahlt, daß die Staͤrke der Goͤtter nicht vergehn koͤnne, und Beel- zebub erwiedert: Wenn Gott uns dieſe Staͤrke nur darum voͤllig gelaſſen, deſto beſſer die Pein zu ertra- gen und ſtaͤrker zu leiden, oder als ſeine Sklaven ihm wichtigere Dienſte zu leiſten, was kan uns denn unſere Staͤrke helfen? So antwortet Satan hier ſehr geſchickt: Wir moͤgen nun leiden, oder handeln, ſo iſt es allezeit noch einiger Troſt, wenn wir unſere Staͤrke unvermindert haben; denn es iſt eine elende Sache ſagt er, ſchwach zu ſeyn, wir moͤgen leiden, oder handeln. Dieſes iſt der Sinn dieſer Stelle. Newton.

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Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 6. [Braunschweig], [1764], S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften06_1764/29>, abgerufen am 24.04.2024.