Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 6. [Braunschweig], [1764].Dritter Gesang. Schuf ich ihn; vermögend zu stehn, doch frey auch, zufallen. Und so hab ich sie alle geschaffen, die Geister des Himmels, Beyde die stunden, und fielen. Frey stunden die, wel- che gestanden, Und frey fielen die, welche gefallen. Wie kont ich von ihnen, Ohne Freyheit, sichere Proben von wahrem Gehorsam Oder beständiger Lieb' erwarten, wofern sie nur thaten, Was ich erzwang, nicht was sie gewollt? Wie konten von mir sie Lob und Belohnung verlangen? Was kont ich an sol- chem Gehorsam Für Gefallen empfinden, an solchem gezwungnen Ge- horsam, Wo die Vernunft, (Vernunft auch ist Wahl) und mit ihr der Wille, Beyde vergeblich, unnützlich, der Freyheit beyde be- raubet, Beyde
Dritter Geſang. Schuf ich ihn; vermoͤgend zu ſtehn, doch frey auch, zufallen. Und ſo hab ich ſie alle geſchaffen, die Geiſter des Himmels, Beyde die ſtunden, und fielen. Frey ſtunden die, wel- che geſtanden, Und frey fielen die, welche gefallen. Wie kont ich von ihnen, Ohne Freyheit, ſichere Proben von wahrem Gehorſam Oder beſtaͤndiger Lieb’ erwarten, wofern ſie nur thaten, Was ich erzwang, nicht was ſie gewollt? Wie konten von mir ſie Lob und Belohnung verlangen? Was kont ich an ſol- chem Gehorſam Fuͤr Gefallen empfinden, an ſolchem gezwungnen Ge- horſam, Wo die Vernunft, (Vernunft auch iſt Wahl) und mit ihr der Wille, Beyde vergeblich, unnuͤtzlich, der Freyheit beyde be- raubet, Beyde
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg> <pb facs="#f0239" n="239"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Dritter Geſang.</hi> </fw><lb/> <l>Schuf ich ihn; vermoͤgend zu ſtehn, doch frey auch, zu<lb/><hi rendition="#et">fallen.</hi></l><lb/> <l>Und ſo hab ich ſie alle geſchaffen, die Geiſter des Himmels,</l><lb/> <l>Beyde die ſtunden, und fielen. Frey ſtunden die, wel-<lb/><hi rendition="#et">che geſtanden,</hi></l><lb/> <l>Und frey fielen die, welche gefallen. Wie kont ich von<lb/><hi rendition="#et">ihnen,</hi></l><lb/> <l>Ohne Freyheit, ſichere Proben von wahrem Gehorſam</l><lb/> <l>Oder beſtaͤndiger Lieb’ erwarten, wofern ſie nur thaten,</l><lb/> <l>Was ich erzwang, nicht was ſie gewollt? Wie konten<lb/><hi rendition="#et">von mir ſie</hi></l><lb/> <l>Lob und Belohnung verlangen? Was kont ich an ſol-<lb/><hi rendition="#et">chem Gehorſam</hi></l><lb/> <l>Fuͤr Gefallen empfinden, an ſolchem gezwungnen Ge-<lb/><hi rendition="#et">horſam,</hi></l><lb/> <l>Wo die Vernunft, (Vernunft auch iſt Wahl) und mit<lb/><hi rendition="#et">ihr der Wille,</hi></l><lb/> <l>Beyde vergeblich, unnuͤtzlich, der Freyheit beyde be-<lb/><hi rendition="#et">raubet,</hi></l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Beyde</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [239/0239]
Dritter Geſang.
Schuf ich ihn; vermoͤgend zu ſtehn, doch frey auch, zu
fallen.
Und ſo hab ich ſie alle geſchaffen, die Geiſter des Himmels,
Beyde die ſtunden, und fielen. Frey ſtunden die, wel-
che geſtanden,
Und frey fielen die, welche gefallen. Wie kont ich von
ihnen,
Ohne Freyheit, ſichere Proben von wahrem Gehorſam
Oder beſtaͤndiger Lieb’ erwarten, wofern ſie nur thaten,
Was ich erzwang, nicht was ſie gewollt? Wie konten
von mir ſie
Lob und Belohnung verlangen? Was kont ich an ſol-
chem Gehorſam
Fuͤr Gefallen empfinden, an ſolchem gezwungnen Ge-
horſam,
Wo die Vernunft, (Vernunft auch iſt Wahl) und mit
ihr der Wille,
Beyde vergeblich, unnuͤtzlich, der Freyheit beyde be-
raubet,
Beyde
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften06_1764 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften06_1764/239 |
Zitationshilfe: | Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 6. [Braunschweig], [1764], S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften06_1764/239>, abgerufen am 16.02.2025. |