Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 6. [Braunschweig], [1764].

Bild:
<< vorherige Seite

Das verlohrne Paradies.
Beyde nur leidend gemacht, der blossen Nothwendig-
keit dienten

Und nicht mir. Jch habe sie also mit Recht so erschaffen,
Und mit Grunde können sie nicht den Schöpfer verkla-
gen,

Jhre Schöpfung, noch minder ihr Schicksal; als ob,
was sie thaten,

Blos ein blindes Geschick, ein unwidertreiblicher Rath-
schluß,

Oder mein Wissen bestimmt. Sie selbst, sich gelassen,
beschlossen

Jhren Abfall, nicht ich; wußt ich vorher ihn g), so
hatt' es

Keinen Einfluß in dieses Vergehn, das immer erfolgte,
Wenn ich auch nicht vorher es gewußt. So sind sie ge-
fallen

Ohne
g) Dies soll nicht die geringste Ungewißheit anzeigen,
sondern bedeutet nur, ob ich gleich vorher ihn ge-
wußt. N.

Das verlohrne Paradies.
Beyde nur leidend gemacht, der bloſſen Nothwendig-
keit dienten

Und nicht mir. Jch habe ſie alſo mit Recht ſo erſchaffen,
Und mit Grunde koͤnnen ſie nicht den Schoͤpfer verkla-
gen,

Jhre Schoͤpfung, noch minder ihr Schickſal; als ob,
was ſie thaten,

Blos ein blindes Geſchick, ein unwidertreiblicher Rath-
ſchluß,

Oder mein Wiſſen beſtimmt. Sie ſelbſt, ſich gelaſſen,
beſchloſſen

Jhren Abfall, nicht ich; wußt ich vorher ihn g), ſo
hatt’ es

Keinen Einfluß in dieſes Vergehn, das immer erfolgte,
Wenn ich auch nicht vorher es gewußt. So ſind ſie ge-
fallen

Ohne
g) Dies ſoll nicht die geringſte Ungewißheit anzeigen,
ſondern bedeutet nur, ob ich gleich vorher ihn ge-
wußt. N.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg>
          <pb facs="#f0240" n="240"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das verlohrne Paradies.</hi> </fw><lb/>
          <l>Beyde nur leidend gemacht, der blo&#x017F;&#x017F;en Nothwendig-<lb/><hi rendition="#et">keit dienten</hi></l><lb/>
          <l>Und nicht mir. Jch habe &#x017F;ie al&#x017F;o mit Recht &#x017F;o er&#x017F;chaffen,</l><lb/>
          <l>Und mit Grunde ko&#x0364;nnen &#x017F;ie nicht den Scho&#x0364;pfer verkla-<lb/><hi rendition="#et">gen,</hi></l><lb/>
          <l>Jhre Scho&#x0364;pfung, noch minder ihr Schick&#x017F;al; als ob,<lb/><hi rendition="#et">was &#x017F;ie thaten,</hi></l><lb/>
          <l>Blos ein blindes Ge&#x017F;chick, ein unwidertreiblicher Rath-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chluß,</hi></l><lb/>
          <l>Oder mein Wi&#x017F;&#x017F;en be&#x017F;timmt. Sie &#x017F;elb&#x017F;t, &#x017F;ich gela&#x017F;&#x017F;en,<lb/><hi rendition="#et">be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en</hi></l><lb/>
          <l>Jhren Abfall, nicht ich; wußt ich vorher ihn  <note place="foot" n="g)">Dies &#x017F;oll nicht die gering&#x017F;te Ungewißheit anzeigen,<lb/>
&#x017F;ondern bedeutet nur, ob ich gleich vorher ihn ge-<lb/>
wußt. <hi rendition="#fr">N.</hi></note>, &#x017F;o<lb/><hi rendition="#et">hatt&#x2019; es</hi></l><lb/>
          <l>Keinen Einfluß in die&#x017F;es Vergehn, das immer erfolgte,</l><lb/>
          <l>Wenn ich auch nicht vorher es gewußt. So &#x017F;ind &#x017F;ie ge-<lb/><hi rendition="#et">fallen</hi></l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Ohne</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[240/0240] Das verlohrne Paradies. Beyde nur leidend gemacht, der bloſſen Nothwendig- keit dienten Und nicht mir. Jch habe ſie alſo mit Recht ſo erſchaffen, Und mit Grunde koͤnnen ſie nicht den Schoͤpfer verkla- gen, Jhre Schoͤpfung, noch minder ihr Schickſal; als ob, was ſie thaten, Blos ein blindes Geſchick, ein unwidertreiblicher Rath- ſchluß, Oder mein Wiſſen beſtimmt. Sie ſelbſt, ſich gelaſſen, beſchloſſen Jhren Abfall, nicht ich; wußt ich vorher ihn g), ſo hatt’ es Keinen Einfluß in dieſes Vergehn, das immer erfolgte, Wenn ich auch nicht vorher es gewußt. So ſind ſie ge- fallen Ohne g) Dies ſoll nicht die geringſte Ungewißheit anzeigen, ſondern bedeutet nur, ob ich gleich vorher ihn ge- wußt. N.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften06_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften06_1764/240
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 6. [Braunschweig], [1764], S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften06_1764/240>, abgerufen am 24.11.2024.