Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 6. [Braunschweig], [1764].

Bild:
<< vorherige Seite

Dritter Gesang.
Schien nicht bestimmt. Als Gott ihn erblickt vom ewi-
gen Throne,

Wo er alles, was war, und was ist, und was seyn
wird, beschauet;

Sprach er vorhersehend so zu seinem einigen Sohne:

Siehst du, mein einziger Sohn, welch eine wü-
thende Rachsucht

Unsern Gegner entflammt, den keine bezeichneten Grän-
zen,

Nicht die Riegel der Hölle, noch alle Ketten, die dorten
Auf ihn gehäuft sind -- den selbst des Abgrunds ge-
waltige Klüste

Nicht zu halten vermocht! So scheint er, voller Ver-
zweiflung,

Fortgerissen zur Rache; doch falle die Rache zurücke
Auf sein eignes rebellisches Haupt! Er fliegt nun,
nachdem er

Alles, was ihn gehindert, besiegt, nicht ferne vom Him-
mel,

Durch

Dritter Geſang.
Schien nicht beſtimmt. Als Gott ihn erblickt vom ewi-
gen Throne,

Wo er alles, was war, und was iſt, und was ſeyn
wird, beſchauet;

Sprach er vorherſehend ſo zu ſeinem einigen Sohne:

Siehſt du, mein einziger Sohn, welch eine wuͤ-
thende Rachſucht

Unſern Gegner entflammt, den keine bezeichneten Graͤn-
zen,

Nicht die Riegel der Hoͤlle, noch alle Ketten, die dorten
Auf ihn gehaͤuft ſind — den ſelbſt des Abgrunds ge-
waltige Kluͤſte

Nicht zu halten vermocht! So ſcheint er, voller Ver-
zweiflung,

Fortgeriſſen zur Rache; doch falle die Rache zuruͤcke
Auf ſein eignes rebelliſches Haupt! Er fliegt nun,
nachdem er

Alles, was ihn gehindert, beſiegt, nicht ferne vom Him-
mel,

Durch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg>
          <pb facs="#f0237" n="237"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Dritter Ge&#x017F;ang.</hi> </fw><lb/>
          <l>Schien nicht be&#x017F;timmt. Als Gott ihn erblickt vom ewi-<lb/><hi rendition="#et">gen Throne,</hi></l><lb/>
          <l>Wo er alles, was war, und was i&#x017F;t, und was &#x017F;eyn<lb/><hi rendition="#et">wird, be&#x017F;chauet;</hi></l><lb/>
          <l>Sprach er vorher&#x017F;ehend &#x017F;o zu &#x017F;einem einigen Sohne:</l>
        </lg><lb/>
        <lg>
          <l>Sieh&#x017F;t du, mein einziger Sohn, welch eine wu&#x0364;-<lb/><hi rendition="#et">thende Rach&#x017F;ucht</hi></l><lb/>
          <l>Un&#x017F;ern Gegner entflammt, den keine bezeichneten Gra&#x0364;n-<lb/><hi rendition="#et">zen,</hi></l><lb/>
          <l>Nicht die Riegel der Ho&#x0364;lle, noch alle Ketten, die dorten</l><lb/>
          <l>Auf ihn geha&#x0364;uft &#x017F;ind &#x2014; den &#x017F;elb&#x017F;t des Abgrunds ge-<lb/><hi rendition="#et">waltige Klu&#x0364;&#x017F;te</hi></l><lb/>
          <l>Nicht zu halten vermocht! So &#x017F;cheint er, voller Ver-<lb/><hi rendition="#et">zweiflung,</hi></l><lb/>
          <l>Fortgeri&#x017F;&#x017F;en zur Rache; doch falle die Rache zuru&#x0364;cke</l><lb/>
          <l>Auf &#x017F;ein eignes rebelli&#x017F;ches Haupt! Er fliegt nun,<lb/><hi rendition="#et">nachdem er</hi></l><lb/>
          <l>Alles, was ihn gehindert, be&#x017F;iegt, nicht ferne vom Him-<lb/><hi rendition="#et">mel,</hi></l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Durch</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[237/0237] Dritter Geſang. Schien nicht beſtimmt. Als Gott ihn erblickt vom ewi- gen Throne, Wo er alles, was war, und was iſt, und was ſeyn wird, beſchauet; Sprach er vorherſehend ſo zu ſeinem einigen Sohne: Siehſt du, mein einziger Sohn, welch eine wuͤ- thende Rachſucht Unſern Gegner entflammt, den keine bezeichneten Graͤn- zen, Nicht die Riegel der Hoͤlle, noch alle Ketten, die dorten Auf ihn gehaͤuft ſind — den ſelbſt des Abgrunds ge- waltige Kluͤſte Nicht zu halten vermocht! So ſcheint er, voller Ver- zweiflung, Fortgeriſſen zur Rache; doch falle die Rache zuruͤcke Auf ſein eignes rebelliſches Haupt! Er fliegt nun, nachdem er Alles, was ihn gehindert, beſiegt, nicht ferne vom Him- mel, Durch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften06_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften06_1764/237
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 6. [Braunschweig], [1764], S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften06_1764/237>, abgerufen am 21.11.2024.