Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 6. [Braunschweig], [1764].Erster Gesang. Noch mein standhaft Gemüthe verändern, so sehr ichverändert Nach der äusseren Herrlichkeit bin; viel weniger je- mals Jenen so billigen Zorn, den meiner Verdienste Verach- tung Jn mir erweckt; der mit dem Allmächtgen zu streiten mich antrieb, Und zu dem trotzigen Streit unzählich gewafnete Gei- ster Herzuführen, die Muth genug hatten, sein Reich zu verlassen, Mich ihm vorzuziehn, und auf den Ebnen des Himmels Jn der Schlacht, die so zweifelhaft war, mit Ge- gengewalt sich Jhm entgegen zu stellen, und seinen Thron zu er- schüttern. Jst gleich das Schlachtfeld verlohren, so ist drum nicht alles verlohren. Nicht der unbezwingliche Wille, der Trieb nicht nach Rache. Noch B 4
Erſter Geſang. Noch mein ſtandhaft Gemuͤthe veraͤndern, ſo ſehr ichveraͤndert Nach der aͤuſſeren Herrlichkeit bin; viel weniger je- mals Jenen ſo billigen Zorn, den meiner Verdienſte Verach- tung Jn mir erweckt; der mit dem Allmaͤchtgen zu ſtreiten mich antrieb, Und zu dem trotzigen Streit unzaͤhlich gewafnete Gei- ſter Herzufuͤhren, die Muth genug hatten, ſein Reich zu verlaſſen, Mich ihm vorzuziehn, und auf den Ebnen des Himmels Jn der Schlacht, die ſo zweifelhaft war, mit Ge- gengewalt ſich Jhm entgegen zu ſtellen, und ſeinen Thron zu er- ſchuͤttern. Jſt gleich das Schlachtfeld verlohren, ſo iſt drum nicht alles verlohren. Nicht der unbezwingliche Wille, der Trieb nicht nach Rache. Noch B 4
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Erſter Geſang.
Noch mein ſtandhaft Gemuͤthe veraͤndern, ſo ſehr ich
veraͤndert
Nach der aͤuſſeren Herrlichkeit bin; viel weniger je-
mals
Jenen ſo billigen Zorn, den meiner Verdienſte Verach-
tung
Jn mir erweckt; der mit dem Allmaͤchtgen zu ſtreiten
mich antrieb,
Und zu dem trotzigen Streit unzaͤhlich gewafnete Gei-
ſter
Herzufuͤhren, die Muth genug hatten, ſein Reich zu
verlaſſen,
Mich ihm vorzuziehn, und auf den Ebnen des Himmels
Jn der Schlacht, die ſo zweifelhaft war, mit Ge-
gengewalt ſich
Jhm entgegen zu ſtellen, und ſeinen Thron zu er-
ſchuͤttern.
Jſt gleich das Schlachtfeld verlohren, ſo iſt drum nicht
alles verlohren.
Nicht der unbezwingliche Wille, der Trieb nicht nach
Rache.
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Zitationshilfe: | Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 6. [Braunschweig], [1764], S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften06_1764/23>, abgerufen am 17.07.2024. |