Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 6. [Braunschweig], [1764].

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Das verlohrne Paradies.
Auf mich an; und hätte schon längst mit gierigem Ra-
chen
Seine Mutter verschlungen, aus Mangel von anderer
Beute;
Aber er weis, sein Geschick ist mit dem meinen verbunden,
Und ich werde dereinst für ihn ein bitterer Bissen,
Und sein Gift, es sey wenn es wolle. So hat das Ver-
hängniß
Unser Urtheil gefällt! Dich aber warn ich, o Vater,
Scheue du seinen tödtlichen Pfeil; du hoffest vergebens
Sicher vor Wunden zu seyn in diesen schimmernden
Waffen,
Ob gleich himmlisch gestählt; der tödtlichen Spitze
kan niemand
Widerstehn, als nur der, der in der Höhe regieret.

Also endigte sie: schnell merkte der listige Teufel
Seinen

Das verlohrne Paradies.
Auf mich an; und haͤtte ſchon laͤngſt mit gierigem Ra-
chen
Seine Mutter verſchlungen, aus Mangel von anderer
Beute;
Aber er weis, ſein Geſchick iſt mit dem meinen verbunden,
Und ich werde dereinſt fuͤr ihn ein bitterer Biſſen,
Und ſein Gift, es ſey wenn es wolle. So hat das Ver-
haͤngniß
Unſer Urtheil gefaͤllt! Dich aber warn ich, o Vater,
Scheue du ſeinen toͤdtlichen Pfeil; du hoffeſt vergebens
Sicher vor Wunden zu ſeyn in dieſen ſchimmernden
Waffen,
Ob gleich himmliſch geſtaͤhlt; der toͤdtlichen Spitze
kan niemand
Widerſtehn, als nur der, der in der Hoͤhe regieret.

Alſo endigte ſie: ſchnell merkte der liſtige Teufel
Seinen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg>
          <pb facs="#f0200" n="200"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das verlohrne Paradies.</hi> </fw><lb/>
          <l>Auf mich an; und ha&#x0364;tte &#x017F;chon la&#x0364;ng&#x017F;t mit gierigem Ra-<lb/><hi rendition="#et">chen</hi></l><lb/>
          <l>Seine Mutter ver&#x017F;chlungen, aus Mangel von anderer<lb/><hi rendition="#et">Beute;</hi></l><lb/>
          <l>Aber er weis, &#x017F;ein Ge&#x017F;chick i&#x017F;t mit dem meinen verbunden,</l><lb/>
          <l>Und ich werde derein&#x017F;t fu&#x0364;r ihn ein bitterer Bi&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
          <l>Und &#x017F;ein Gift, es &#x017F;ey wenn es wolle. So hat das Ver-<lb/><hi rendition="#et">ha&#x0364;ngniß</hi></l><lb/>
          <l>Un&#x017F;er Urtheil gefa&#x0364;llt! Dich aber warn ich, o Vater,</l><lb/>
          <l>Scheue du &#x017F;einen to&#x0364;dtlichen Pfeil; du hoffe&#x017F;t vergebens</l><lb/>
          <l>Sicher vor Wunden zu &#x017F;eyn in die&#x017F;en &#x017F;chimmernden<lb/><hi rendition="#et">Waffen,</hi></l><lb/>
          <l>Ob gleich himmli&#x017F;ch ge&#x017F;ta&#x0364;hlt; der to&#x0364;dtlichen Spitze<lb/><hi rendition="#et">kan niemand</hi></l><lb/>
          <l>Wider&#x017F;tehn, als nur der, der in der Ho&#x0364;he regieret.</l>
        </lg><lb/>
        <lg>
          <l>Al&#x017F;o endigte &#x017F;ie: &#x017F;chnell merkte der li&#x017F;tige Teufel</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Seinen</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[200/0200] Das verlohrne Paradies. Auf mich an; und haͤtte ſchon laͤngſt mit gierigem Ra- chen Seine Mutter verſchlungen, aus Mangel von anderer Beute; Aber er weis, ſein Geſchick iſt mit dem meinen verbunden, Und ich werde dereinſt fuͤr ihn ein bitterer Biſſen, Und ſein Gift, es ſey wenn es wolle. So hat das Ver- haͤngniß Unſer Urtheil gefaͤllt! Dich aber warn ich, o Vater, Scheue du ſeinen toͤdtlichen Pfeil; du hoffeſt vergebens Sicher vor Wunden zu ſeyn in dieſen ſchimmernden Waffen, Ob gleich himmliſch geſtaͤhlt; der toͤdtlichen Spitze kan niemand Widerſtehn, als nur der, der in der Hoͤhe regieret. Alſo endigte ſie: ſchnell merkte der liſtige Teufel Seinen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften06_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften06_1764/200
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 6. [Braunschweig], [1764], S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften06_1764/200>, abgerufen am 21.11.2024.