Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 6. [Braunschweig], [1764].

Bild:
<< vorherige Seite

Das verlohrne Paradies.
Jn dem strafenden Feuer, mit Ketten von Demantm)
gefesselt.

Der es gewagt, den Allmächtigen selbst zum Streite zu
fodern.

Neunmal die Zeit, die den Tag und die Nacht den
Sterblichen abmißt,

Lager gestürzt, und besiegt, mit seinem scheußlichen
Haufen,

Jn dem feurigen Schlunde sich wälzend, vom Falle
betäubet,

Obgleich unsterblich. Jedoch zu grösseren Qualen
verspart ihn

Sein Gericht. Jhn nageten ietzt die schwarzen Ge-
danken

Seines verlohrenen Glücks, und immerwährender
Schmerzen.

Ringsum wälzt er die giftigen Augen; sie sprachen
Verzweiflung

Tiefe Betrübniß, mit grimmigem Haß, und verhärte-
tem Stolze

Untermischt! Und so weit, als die Blicke der Engel
nur dringen,

Ueber-
m) Aeschylus im Prometheus 6.
Adamantinais pedesin.

Das verlohrne Paradies.
Jn dem ſtrafenden Feuer, mit Ketten von Demantm)
gefeſſelt.

Der es gewagt, den Allmaͤchtigen ſelbſt zum Streite zu
fodern.

Neunmal die Zeit, die den Tag und die Nacht den
Sterblichen abmißt,

Lager geſtuͤrzt, und beſiegt, mit ſeinem ſcheußlichen
Haufen,

Jn dem feurigen Schlunde ſich waͤlzend, vom Falle
betaͤubet,

Obgleich unſterblich. Jedoch zu groͤſſeren Qualen
verſpart ihn

Sein Gericht. Jhn nageten ietzt die ſchwarzen Ge-
danken

Seines verlohrenen Gluͤcks, und immerwaͤhrender
Schmerzen.

Ringsum waͤlzt er die giftigen Augen; ſie ſprachen
Verzweiflung

Tiefe Betruͤbniß, mit grimmigem Haß, und verhaͤrte-
tem Stolze

Untermiſcht! Und ſo weit, als die Blicke der Engel
nur dringen,

Ueber-
m) Aeſchylus im Prometheus 6.
Αδαμαντιναις πεδησιν.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg>
          <pb facs="#f0016" n="16"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das verlohrne Paradies.</hi> </fw><lb/>
          <l>Jn dem &#x017F;trafenden Feuer, mit Ketten von Demant<note place="foot" n="m)">Ae&#x017F;chylus im Prometheus 6.<lb/><hi rendition="#et">&#x0391;&#x03B4;&#x03B1;&#x03BC;&#x03B1;&#x03BD;&#x03C4;&#x03B9;&#x03BD;&#x03B1;&#x03B9;&#x03C2; &#x03C0;&#x03B5;&#x03B4;&#x03B7;&#x03C3;&#x03B9;&#x03BD;.</hi></note><lb/><hi rendition="#et">gefe&#x017F;&#x017F;elt.</hi></l><lb/>
          <l>Der es gewagt, den Allma&#x0364;chtigen &#x017F;elb&#x017F;t zum Streite zu<lb/><hi rendition="#et">fodern.</hi></l>
        </lg><lb/>
        <lg>
          <l>Neunmal die Zeit, die den Tag und die Nacht den<lb/><hi rendition="#et">Sterblichen abmißt,</hi></l><lb/>
          <l>Lager ge&#x017F;tu&#x0364;rzt, und be&#x017F;iegt, mit &#x017F;einem &#x017F;cheußlichen<lb/><hi rendition="#et">Haufen,</hi></l><lb/>
          <l>Jn dem feurigen Schlunde &#x017F;ich wa&#x0364;lzend, vom Falle<lb/><hi rendition="#et">beta&#x0364;ubet,</hi></l><lb/>
          <l>Obgleich un&#x017F;terblich. Jedoch zu gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;eren Qualen<lb/><hi rendition="#et">ver&#x017F;part ihn</hi></l><lb/>
          <l>Sein Gericht. Jhn nageten ietzt die &#x017F;chwarzen Ge-<lb/><hi rendition="#et">danken</hi></l><lb/>
          <l>Seines verlohrenen Glu&#x0364;cks, und immerwa&#x0364;hrender<lb/><hi rendition="#et">Schmerzen.</hi></l><lb/>
          <l>Ringsum wa&#x0364;lzt er die giftigen Augen; &#x017F;ie &#x017F;prachen<lb/><hi rendition="#et">Verzweiflung</hi></l><lb/>
          <l>Tiefe Betru&#x0364;bniß, mit grimmigem Haß, und verha&#x0364;rte-<lb/><hi rendition="#et">tem Stolze</hi></l><lb/>
          <l>Untermi&#x017F;cht! Und &#x017F;o weit, als die Blicke der Engel<lb/><hi rendition="#et">nur dringen,</hi></l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Ueber-</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[16/0016] Das verlohrne Paradies. Jn dem ſtrafenden Feuer, mit Ketten von Demant m) gefeſſelt. Der es gewagt, den Allmaͤchtigen ſelbſt zum Streite zu fodern. Neunmal die Zeit, die den Tag und die Nacht den Sterblichen abmißt, Lager geſtuͤrzt, und beſiegt, mit ſeinem ſcheußlichen Haufen, Jn dem feurigen Schlunde ſich waͤlzend, vom Falle betaͤubet, Obgleich unſterblich. Jedoch zu groͤſſeren Qualen verſpart ihn Sein Gericht. Jhn nageten ietzt die ſchwarzen Ge- danken Seines verlohrenen Gluͤcks, und immerwaͤhrender Schmerzen. Ringsum waͤlzt er die giftigen Augen; ſie ſprachen Verzweiflung Tiefe Betruͤbniß, mit grimmigem Haß, und verhaͤrte- tem Stolze Untermiſcht! Und ſo weit, als die Blicke der Engel nur dringen, Ueber- m) Aeſchylus im Prometheus 6. Αδαμαντιναις πεδησιν.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften06_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften06_1764/16
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 6. [Braunschweig], [1764], S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften06_1764/16>, abgerufen am 23.04.2024.