Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 4. [Braunschweig], [1764].Der Mittag. Ganz vom Glanze bedeckt, an seiner prächtigen Tafel.Doch kaum scheint es ein Tisch; es ist sein herrlicher Garten Den die erfindsame Kunst für ihn ins Kleine gezogen. Unter Orangen sitzen entzückt die schimmernden Gäste, Und wohlriechendes Naß steigt aus den sanften Fontai- nen. Meissen scheinet erschöpft von seinen irdenen Schätzen, Eine so blendende Reih von Schüsseln bedecket die Ta- fel. Zwanzig Köche verbrachten den Morgen, Gerichte zu schaffen, Die sein Mund nicht versucht, und sein Verlangen nicht aufdeckt. Alle Weine der Welt bringt sein vergüldeter Schenk- tisch, Wie er winket, hervor; Madera zinset ihm willig Seinen Nektar; hieher schickt Cypern seine Tribute, Porto, Champagne, Tokay, sind seine Tafelprovinzen, Und kaum wird ihn vom Rhein der Bacharacher ver- suchen. Läufer, Lackeyen, Heyducken, in Sammt und Silber gekleidet, War- E 5
Der Mittag. Ganz vom Glanze bedeckt, an ſeiner praͤchtigen Tafel.Doch kaum ſcheint es ein Tiſch; es iſt ſein herrlicher Garten Den die erfindſame Kunſt fuͤr ihn ins Kleine gezogen. Unter Orangen ſitzen entzuͤckt die ſchimmernden Gaͤſte, Und wohlriechendes Naß ſteigt aus den ſanften Fontai- nen. Meiſſen ſcheinet erſchoͤpft von ſeinen irdenen Schaͤtzen, Eine ſo blendende Reih von Schuͤſſeln bedecket die Ta- fel. Zwanzig Koͤche verbrachten den Morgen, Gerichte zu ſchaffen, Die ſein Mund nicht verſucht, und ſein Verlangen nicht aufdeckt. Alle Weine der Welt bringt ſein verguͤldeter Schenk- tiſch, Wie er winket, hervor; Madera zinſet ihm willig Seinen Nektar; hieher ſchickt Cypern ſeine Tribute, Porto, Champagne, Tokay, ſind ſeine Tafelprovinzen, Und kaum wird ihn vom Rhein der Bacharacher ver- ſuchen. Laͤufer, Lackeyen, Heyducken, in Sammt und Silber gekleidet, War- E 5
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg> <pb facs="#f0081" n="73"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Mittag.</hi> </fw><lb/> <l>Ganz vom Glanze bedeckt, an ſeiner praͤchtigen Tafel.</l><lb/> <l>Doch kaum ſcheint es ein Tiſch; es iſt ſein herrlicher<lb/><hi rendition="#et">Garten</hi></l><lb/> <l>Den die erfindſame Kunſt fuͤr ihn ins Kleine gezogen.</l><lb/> <l>Unter Orangen ſitzen entzuͤckt die ſchimmernden Gaͤſte,</l><lb/> <l>Und wohlriechendes Naß ſteigt aus den ſanften Fontai-<lb/><hi rendition="#et">nen.</hi></l><lb/> <l>Meiſſen ſcheinet erſchoͤpft von ſeinen irdenen Schaͤtzen,</l><lb/> <l>Eine ſo blendende Reih von Schuͤſſeln bedecket die Ta-<lb/><hi rendition="#et">fel.</hi></l><lb/> <l>Zwanzig Koͤche verbrachten den Morgen, Gerichte zu<lb/><hi rendition="#et">ſchaffen,</hi></l><lb/> <l>Die ſein Mund nicht verſucht, und ſein Verlangen nicht<lb/><hi rendition="#et">aufdeckt.</hi></l><lb/> <l>Alle Weine der Welt bringt ſein verguͤldeter Schenk-<lb/><hi rendition="#et">tiſch,</hi></l><lb/> <l>Wie er winket, hervor; Madera zinſet ihm willig</l><lb/> <l>Seinen Nektar; hieher ſchickt Cypern ſeine Tribute,</l><lb/> <l>Porto, Champagne, Tokay, ſind ſeine Tafelprovinzen,</l><lb/> <l>Und kaum wird ihn vom Rhein der Bacharacher ver-<lb/><hi rendition="#et">ſuchen.</hi></l><lb/> <l>Laͤufer, Lackeyen, Heyducken, in Sammt und Silber<lb/><hi rendition="#et">gekleidet,</hi></l><lb/> <fw place="bottom" type="sig">E 5</fw> <fw place="bottom" type="catch">War-</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [73/0081]
Der Mittag.
Ganz vom Glanze bedeckt, an ſeiner praͤchtigen Tafel.
Doch kaum ſcheint es ein Tiſch; es iſt ſein herrlicher
Garten
Den die erfindſame Kunſt fuͤr ihn ins Kleine gezogen.
Unter Orangen ſitzen entzuͤckt die ſchimmernden Gaͤſte,
Und wohlriechendes Naß ſteigt aus den ſanften Fontai-
nen.
Meiſſen ſcheinet erſchoͤpft von ſeinen irdenen Schaͤtzen,
Eine ſo blendende Reih von Schuͤſſeln bedecket die Ta-
fel.
Zwanzig Koͤche verbrachten den Morgen, Gerichte zu
ſchaffen,
Die ſein Mund nicht verſucht, und ſein Verlangen nicht
aufdeckt.
Alle Weine der Welt bringt ſein verguͤldeter Schenk-
tiſch,
Wie er winket, hervor; Madera zinſet ihm willig
Seinen Nektar; hieher ſchickt Cypern ſeine Tribute,
Porto, Champagne, Tokay, ſind ſeine Tafelprovinzen,
Und kaum wird ihn vom Rhein der Bacharacher ver-
ſuchen.
Laͤufer, Lackeyen, Heyducken, in Sammt und Silber
gekleidet,
War-
E 5
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |