Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 4. [Braunschweig], [1764].Die Nacht. Was entschuldiget dies? Jsts möglich, können die LasterGanz der Menschheit Gefühl aus menschlichen Herzen verbannen? Mit der Finsterniß wagt sich nunmehr, der kühnere Räuber, Aus dem tiefsten Gehölz; er streift durch öde Gefilde, Naht sich dem schlummernden Hof, und wachsam bel- len die Hunde Durch das horchende Dorf. Die zarte verlassene Schöne Zittert in tödtlicher Angst die schwarzen Stunden vorüber. Jedes kleine Geräusch ist ihr ein Zeichen zum Einbruch; Und schon sieht sie voll Furcht vor ihrem Anblick die Räuber Scheußlich verlarvt, von Frechheit geführt, mit Dol- chen bewafnet. O dann wünscht sie sich arm, und weniger vornehm. Die Städter Scheinen IV. Th. M
Die Nacht. Was entſchuldiget dies? Jſts moͤglich, koͤnnen die LaſterGanz der Menſchheit Gefuͤhl aus menſchlichen Herzen verbannen? Mit der Finſterniß wagt ſich nunmehr, der kuͤhnere Raͤuber, Aus dem tiefſten Gehoͤlz; er ſtreift durch oͤde Gefilde, Naht ſich dem ſchlummernden Hof, und wachſam bel- len die Hunde Durch das horchende Dorf. Die zarte verlaſſene Schoͤne Zittert in toͤdtlicher Angſt die ſchwarzen Stunden voruͤber. Jedes kleine Geraͤuſch iſt ihr ein Zeichen zum Einbruch; Und ſchon ſieht ſie voll Furcht vor ihrem Anblick die Raͤuber Scheußlich verlarvt, von Frechheit gefuͤhrt, mit Dol- chen bewafnet. O dann wuͤnſcht ſie ſich arm, und weniger vornehm. Die Staͤdter Scheinen IV. Th. M
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg> <pb facs="#f0185" n="177"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Die Nacht.</hi> </fw><lb/> <l>Was entſchuldiget dies? Jſts moͤglich, koͤnnen die Laſter</l><lb/> <l>Ganz der Menſchheit Gefuͤhl aus menſchlichen Herzen<lb/><hi rendition="#et">verbannen?</hi></l><lb/> <l>Mit der Finſterniß wagt ſich nunmehr, der kuͤhnere<lb/><hi rendition="#et">Raͤuber,</hi></l><lb/> <l>Aus dem tiefſten Gehoͤlz; er ſtreift durch oͤde Gefilde,</l><lb/> <l>Naht ſich dem ſchlummernden Hof, und wachſam bel-<lb/><hi rendition="#et">len die Hunde</hi></l><lb/> <l>Durch das horchende Dorf. Die zarte verlaſſene Schoͤne</l><lb/> <l>Zittert in toͤdtlicher Angſt die ſchwarzen Stunden voruͤber.</l><lb/> <l>Jedes kleine Geraͤuſch iſt ihr ein Zeichen zum Einbruch;</l><lb/> <l>Und ſchon ſieht ſie voll Furcht vor ihrem Anblick die<lb/><hi rendition="#et">Raͤuber</hi></l><lb/> <l>Scheußlich verlarvt, von Frechheit gefuͤhrt, mit Dol-<lb/><hi rendition="#et">chen bewafnet.</hi></l><lb/> <l>O dann wuͤnſcht ſie ſich arm, und weniger vornehm.<lb/><hi rendition="#et">Die Staͤdter</hi></l><lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">IV.</hi> Th. M</fw> <fw place="bottom" type="catch">Scheinen</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [177/0185]
Die Nacht.
Was entſchuldiget dies? Jſts moͤglich, koͤnnen die Laſter
Ganz der Menſchheit Gefuͤhl aus menſchlichen Herzen
verbannen?
Mit der Finſterniß wagt ſich nunmehr, der kuͤhnere
Raͤuber,
Aus dem tiefſten Gehoͤlz; er ſtreift durch oͤde Gefilde,
Naht ſich dem ſchlummernden Hof, und wachſam bel-
len die Hunde
Durch das horchende Dorf. Die zarte verlaſſene Schoͤne
Zittert in toͤdtlicher Angſt die ſchwarzen Stunden voruͤber.
Jedes kleine Geraͤuſch iſt ihr ein Zeichen zum Einbruch;
Und ſchon ſieht ſie voll Furcht vor ihrem Anblick die
Raͤuber
Scheußlich verlarvt, von Frechheit gefuͤhrt, mit Dol-
chen bewafnet.
O dann wuͤnſcht ſie ſich arm, und weniger vornehm.
Die Staͤdter
Scheinen
IV. Th. M
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften04_1764 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften04_1764/185 |
Zitationshilfe: | Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 4. [Braunschweig], [1764], S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften04_1764/185>, abgerufen am 16.02.2025. |