Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 4. [Braunschweig], [1764].

Bild:
<< vorherige Seite

Die Nacht.
Bis zur wartenden Grust; das fürchterlich dumpfe
Gepolter

Des hinunterrollenden Sargs erfüllt ihn mit Schauer.
Aber nicht lange, so hebt der Andacht feuriger Flügel
Seine Seele zum Himmel empor, und zeiget ihm
Scenen,

Unaussprechliche Scenen, die dort der Seeligen warten.

Wenn ietzt die Stadt und das Land, in tiefer
Stille begraben,

Sorgenlos schläft, dann wachet noch oft die Frechheit
zum Schaden.

Daß der blutbegierige Leu in schrecklichen Wüsten
Seine Beute verfolgt, daß aus dem Jnnern der Wälder
Heulende Wölfe nach Raub die einsamen Haiden durch-
irren,

Dies vergiebt die Natur dem angebohrnen Jnstinkte,
Doch, daß Menschen noch wüthender sind, als rasende
Thiere,

Was

Die Nacht.
Bis zur wartenden Gruſt; das fuͤrchterlich dumpfe
Gepolter

Des hinunterrollenden Sargs erfuͤllt ihn mit Schauer.
Aber nicht lange, ſo hebt der Andacht feuriger Fluͤgel
Seine Seele zum Himmel empor, und zeiget ihm
Scenen,

Unausſprechliche Scenen, die dort der Seeligen warten.

Wenn ietzt die Stadt und das Land, in tiefer
Stille begraben,

Sorgenlos ſchlaͤft, dann wachet noch oft die Frechheit
zum Schaden.

Daß der blutbegierige Leu in ſchrecklichen Wuͤſten
Seine Beute verfolgt, daß aus dem Jnnern der Waͤlder
Heulende Woͤlfe nach Raub die einſamen Haiden durch-
irren,

Dies vergiebt die Natur dem angebohrnen Jnſtinkte,
Doch, daß Menſchen noch wuͤthender ſind, als raſende
Thiere,

Was
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg>
          <pb facs="#f0184" n="176"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Die Nacht.</hi> </fw><lb/>
          <l>Bis zur wartenden Gru&#x017F;t; das fu&#x0364;rchterlich dumpfe<lb/><hi rendition="#et">Gepolter</hi></l><lb/>
          <l>Des hinunterrollenden Sargs erfu&#x0364;llt ihn mit Schauer.</l><lb/>
          <l>Aber nicht lange, &#x017F;o hebt der Andacht feuriger Flu&#x0364;gel</l><lb/>
          <l>Seine Seele zum Himmel empor, und zeiget ihm<lb/><hi rendition="#et">Scenen,</hi></l><lb/>
          <l>Unaus&#x017F;prechliche Scenen, die dort der Seeligen warten.</l>
        </lg><lb/>
        <lg>
          <l>Wenn ietzt die Stadt und das Land, in tiefer<lb/><hi rendition="#et">Stille begraben,</hi></l><lb/>
          <l>Sorgenlos &#x017F;chla&#x0364;ft, dann wachet noch oft die Frechheit<lb/><hi rendition="#et">zum Schaden.</hi></l><lb/>
          <l>Daß der blutbegierige Leu in &#x017F;chrecklichen Wu&#x0364;&#x017F;ten</l><lb/>
          <l>Seine Beute verfolgt, daß aus dem Jnnern der Wa&#x0364;lder</l><lb/>
          <l>Heulende Wo&#x0364;lfe nach Raub die ein&#x017F;amen Haiden durch-<lb/><hi rendition="#et">irren,</hi></l><lb/>
          <l>Dies vergiebt die Natur dem angebohrnen Jn&#x017F;tinkte,</l><lb/>
          <l>Doch, daß Men&#x017F;chen noch wu&#x0364;thender &#x017F;ind, als ra&#x017F;ende<lb/><hi rendition="#et">Thiere,</hi></l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Was</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[176/0184] Die Nacht. Bis zur wartenden Gruſt; das fuͤrchterlich dumpfe Gepolter Des hinunterrollenden Sargs erfuͤllt ihn mit Schauer. Aber nicht lange, ſo hebt der Andacht feuriger Fluͤgel Seine Seele zum Himmel empor, und zeiget ihm Scenen, Unausſprechliche Scenen, die dort der Seeligen warten. Wenn ietzt die Stadt und das Land, in tiefer Stille begraben, Sorgenlos ſchlaͤft, dann wachet noch oft die Frechheit zum Schaden. Daß der blutbegierige Leu in ſchrecklichen Wuͤſten Seine Beute verfolgt, daß aus dem Jnnern der Waͤlder Heulende Woͤlfe nach Raub die einſamen Haiden durch- irren, Dies vergiebt die Natur dem angebohrnen Jnſtinkte, Doch, daß Menſchen noch wuͤthender ſind, als raſende Thiere, Was

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften04_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften04_1764/184
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 4. [Braunschweig], [1764], S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften04_1764/184>, abgerufen am 18.05.2024.