Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 4. [Braunschweig], [1764].

Bild:
<< vorherige Seite

Die Nacht.
Wenn sein Auge sich schließt; doch ist sie auch göttlich
von Abkunft,

Und sie wartet nicht hier auf ihre gewünschte Belohnung.
Sie, die tröstende Göttin, auf ihren Anker gelehnet,
Sitzt am Grabe des Weisen, des wahren christlichen
Weisen.

Und mich dünkt, ich höre bereits die silberne Stimme,
Wie der Himmlischen Stimme, mit diesen Worten er-
tönen:

Zittre nicht furchtsam zurück, du, der den christlichen
Namen

Durch dein Leben geehrt, du wirst nicht sterben im
Grabe.

Diese schauernde Gruft läßt deinen irdischen Körper
Nicht auf immer im Staub! Er wird sich wieder erheben
Aus der Vergessenheit Nacht, und seine reinere Seele
Schwingt sich über die Luft, und kostet Olympische
Freuden,

Freu-

Die Nacht.
Wenn ſein Auge ſich ſchließt; doch iſt ſie auch goͤttlich
von Abkunft,

Und ſie wartet nicht hier auf ihre gewuͤnſchte Belohnung.
Sie, die troͤſtende Goͤttin, auf ihren Anker gelehnet,
Sitzt am Grabe des Weiſen, des wahren chriſtlichen
Weiſen.

Und mich duͤnkt, ich hoͤre bereits die ſilberne Stimme,
Wie der Himmliſchen Stimme, mit dieſen Worten er-
toͤnen:

Zittre nicht furchtſam zuruͤck, du, der den chriſtlichen
Namen

Durch dein Leben geehrt, du wirſt nicht ſterben im
Grabe.

Dieſe ſchauernde Gruft laͤßt deinen irdiſchen Koͤrper
Nicht auf immer im Staub! Er wird ſich wieder erheben
Aus der Vergeſſenheit Nacht, und ſeine reinere Seele
Schwingt ſich uͤber die Luft, und koſtet Olympiſche
Freuden,

Freu-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg>
          <pb facs="#f0176" n="168"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Die Nacht.</hi> </fw><lb/>
          <l>Wenn &#x017F;ein Auge &#x017F;ich &#x017F;chließt; doch i&#x017F;t &#x017F;ie auch go&#x0364;ttlich<lb/><hi rendition="#et">von Abkunft,</hi></l><lb/>
          <l>Und &#x017F;ie wartet nicht hier auf ihre gewu&#x0364;n&#x017F;chte Belohnung.</l><lb/>
          <l>Sie, die tro&#x0364;&#x017F;tende Go&#x0364;ttin, auf ihren Anker gelehnet,</l><lb/>
          <l>Sitzt am Grabe des Wei&#x017F;en, des wahren chri&#x017F;tlichen<lb/><hi rendition="#et">Wei&#x017F;en.</hi></l><lb/>
          <l>Und mich du&#x0364;nkt, ich ho&#x0364;re bereits die &#x017F;ilberne Stimme,</l><lb/>
          <l>Wie der Himmli&#x017F;chen Stimme, mit die&#x017F;en Worten er-<lb/><hi rendition="#et">to&#x0364;nen:</hi></l><lb/>
          <l>Zittre nicht furcht&#x017F;am zuru&#x0364;ck, du, der den chri&#x017F;tlichen<lb/><hi rendition="#et">Namen</hi></l><lb/>
          <l>Durch dein Leben geehrt, du wir&#x017F;t nicht &#x017F;terben im<lb/><hi rendition="#et">Grabe.</hi></l><lb/>
          <l>Die&#x017F;e &#x017F;chauernde Gruft la&#x0364;ßt deinen irdi&#x017F;chen Ko&#x0364;rper</l><lb/>
          <l>Nicht auf immer im Staub! Er wird &#x017F;ich wieder erheben</l><lb/>
          <l>Aus der Verge&#x017F;&#x017F;enheit Nacht, und &#x017F;eine reinere Seele</l><lb/>
          <l>Schwingt &#x017F;ich u&#x0364;ber die Luft, und ko&#x017F;tet Olympi&#x017F;che<lb/><hi rendition="#et">Freuden,</hi></l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Freu-</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[168/0176] Die Nacht. Wenn ſein Auge ſich ſchließt; doch iſt ſie auch goͤttlich von Abkunft, Und ſie wartet nicht hier auf ihre gewuͤnſchte Belohnung. Sie, die troͤſtende Goͤttin, auf ihren Anker gelehnet, Sitzt am Grabe des Weiſen, des wahren chriſtlichen Weiſen. Und mich duͤnkt, ich hoͤre bereits die ſilberne Stimme, Wie der Himmliſchen Stimme, mit dieſen Worten er- toͤnen: Zittre nicht furchtſam zuruͤck, du, der den chriſtlichen Namen Durch dein Leben geehrt, du wirſt nicht ſterben im Grabe. Dieſe ſchauernde Gruft laͤßt deinen irdiſchen Koͤrper Nicht auf immer im Staub! Er wird ſich wieder erheben Aus der Vergeſſenheit Nacht, und ſeine reinere Seele Schwingt ſich uͤber die Luft, und koſtet Olympiſche Freuden, Freu-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften04_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften04_1764/176
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 4. [Braunschweig], [1764], S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften04_1764/176>, abgerufen am 21.11.2024.