Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763].Zweyter Gesang. Jch brauche dich ietzo so nöthig als Voltaire.Sein Lied wär ohne dich vom Wunderbaren leer. Wie oftmals jaget er dich über Land und Meer Um eine Kleinigkeit, und macht dich so geringe, Wie eine Botenfrau: Doch hier thu Wunderdinge. Es ist im Heldenlied von Alters hergebracht, Daß man aus etwas nichts, und aus nichts etwas macht. Hier wird ein Hauch zum Sturm, ein Fluch zum Donnerwetter, Und unter unsrer Macht stehn Satane und Götter. Die Zwietracht siegt mit List, da sie mit Macht nicht kan. Schnell nimmt sie die Gestalt von Fräulein Lottchen an, Und ist von Haupt zu Fuß, gleich der kostbaren Spröde, Hochadlich in dem Gang, und gnädig in der Rede. Sie war klein von Person, doch groß von Einbildung; Dem Taufschein nach, sehr alt, der Schminke nach, sehr jung. Jhr
Zweyter Geſang. Jch brauche dich ietzo ſo noͤthig als Voltaire.Sein Lied waͤr ohne dich vom Wunderbaren leer. Wie oftmals jaget er dich uͤber Land und Meer Um eine Kleinigkeit, und macht dich ſo geringe, Wie eine Botenfrau: Doch hier thu Wunderdinge. Es iſt im Heldenlied von Alters hergebracht, Daß man aus etwas nichts, und aus nichts etwas macht. Hier wird ein Hauch zum Sturm, ein Fluch zum Donnerwetter, Und unter unſrer Macht ſtehn Satane und Goͤtter. Die Zwietracht ſiegt mit Liſt, da ſie mit Macht nicht kan. Schnell nimmt ſie die Geſtalt von Fraͤulein Lottchen an, Und iſt von Haupt zu Fuß, gleich der koſtbaren Sproͤde, Hochadlich in dem Gang, und gnaͤdig in der Rede. Sie war klein von Perſon, doch groß von Einbildung; Dem Taufſchein nach, ſehr alt, der Schminke nach, ſehr jung. Jhr
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="13"> <pb facs="#f0053" n="45"/> <fw place="top" type="header">Zweyter Geſang.</fw><lb/> <l>Jch brauche dich ietzo ſo noͤthig als Voltaire.</l><lb/> <l>Sein Lied waͤr ohne dich vom Wunderbaren leer.</l><lb/> <l>Wie oftmals jaget er dich uͤber Land und Meer</l><lb/> <l>Um eine Kleinigkeit, und macht dich ſo geringe,</l><lb/> <l>Wie eine Botenfrau: Doch hier thu Wunderdinge.</l><lb/> <l>Es iſt im Heldenlied von Alters hergebracht,</l><lb/> <l>Daß man aus etwas nichts, und aus nichts etwas</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">macht.</hi> </l><lb/> <l>Hier wird ein Hauch zum Sturm, ein Fluch zum</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Donnerwetter,</hi> </l><lb/> <l>Und unter unſrer Macht ſtehn Satane und Goͤtter.</l> </lg><lb/> <lg n="14"> <l>Die Zwietracht ſiegt mit Liſt, da ſie mit Macht</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">nicht kan.</hi> </l><lb/> <l>Schnell nimmt ſie die Geſtalt von Fraͤulein Lottchen</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">an,</hi> </l><lb/> <l>Und iſt von Haupt zu Fuß, gleich der koſtbaren Sproͤde,</l><lb/> <l>Hochadlich in dem Gang, und gnaͤdig in der Rede.</l><lb/> <l>Sie war klein von Perſon, doch groß von Einbildung;</l><lb/> <l>Dem Taufſchein nach, ſehr alt, der Schminke nach,</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">ſehr jung.</hi> </l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Jhr</fw><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [45/0053]
Zweyter Geſang.
Jch brauche dich ietzo ſo noͤthig als Voltaire.
Sein Lied waͤr ohne dich vom Wunderbaren leer.
Wie oftmals jaget er dich uͤber Land und Meer
Um eine Kleinigkeit, und macht dich ſo geringe,
Wie eine Botenfrau: Doch hier thu Wunderdinge.
Es iſt im Heldenlied von Alters hergebracht,
Daß man aus etwas nichts, und aus nichts etwas
macht.
Hier wird ein Hauch zum Sturm, ein Fluch zum
Donnerwetter,
Und unter unſrer Macht ſtehn Satane und Goͤtter.
Die Zwietracht ſiegt mit Liſt, da ſie mit Macht
nicht kan.
Schnell nimmt ſie die Geſtalt von Fraͤulein Lottchen
an,
Und iſt von Haupt zu Fuß, gleich der koſtbaren Sproͤde,
Hochadlich in dem Gang, und gnaͤdig in der Rede.
Sie war klein von Perſon, doch groß von Einbildung;
Dem Taufſchein nach, ſehr alt, der Schminke nach,
ſehr jung.
Jhr
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |