Mich die Zügel ergreifen, und vor Gefahren dich schirmen. Als er so sprach, ward Hannchen das Herz auf einmal erleichtert; Mit gezwungenem Ton und affectirtem Gesichte Sagte sie: Soll denn das Flehn des schönen Freyherr[n] umsonst seyn? Er wird besser, als ich, in diesem Phaeton schimmern, Dir bleibt, Gräfin, noch immer der Ruhm, nach welchem du strebest, Sollt er im Nothfall die Zügel auch fassen, die Regeln des Wohlstands Leiden nicht, daß du allein so flüchtig im Lande herum- ziehst. Alles wagt es, der Gräfin Entschluß noch mehr zu be- stürmen, Von dem Obersten an, bis auf die hagre Französin. Endlich mußte sie sich so vielen Bitten ergeben. Und sie sprach: Es sey dann, Baron! doch mußt du allein nur Jn der größten Gefahr die Zügel ergreifen. Der Freyherr Gab ihr sein Wort, und küßt ihr drauf mit frohem Ent- zücken
Jhre
Vierter Geſang.
Mich die Zuͤgel ergreifen, und vor Gefahren dich ſchirmen. Als er ſo ſprach, ward Hannchen das Herz auf einmal erleichtert; Mit gezwungenem Ton und affectirtem Geſichte Sagte ſie: Soll denn das Flehn des ſchoͤnen Freyherr[n] umſonſt ſeyn? Er wird beſſer, als ich, in dieſem Phaeton ſchimmern, Dir bleibt, Graͤfin, noch immer der Ruhm, nach welchem du ſtrebeſt, Sollt er im Nothfall die Zuͤgel auch faſſen, die Regeln des Wohlſtands Leiden nicht, daß du allein ſo fluͤchtig im Lande herum- ziehſt. Alles wagt es, der Graͤfin Entſchluß noch mehr zu be- ſtuͤrmen, Von dem Oberſten an, bis auf die hagre Franzoͤſin. Endlich mußte ſie ſich ſo vielen Bitten ergeben. Und ſie ſprach: Es ſey dann, Baron! doch mußt du allein nur Jn der groͤßten Gefahr die Zuͤgel ergreifen. Der Freyherr Gab ihr ſein Wort, und kuͤßt ihr drauf mit frohem Ent- zuͤcken
Jhre
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Vierter Geſang.
Mich die Zuͤgel ergreifen, und vor Gefahren dich ſchirmen.
Als er ſo ſprach, ward Hannchen das Herz auf einmal
erleichtert;
Mit gezwungenem Ton und affectirtem Geſichte
Sagte ſie: Soll denn das Flehn des ſchoͤnen Freyherrn
umſonſt ſeyn?
Er wird beſſer, als ich, in dieſem Phaeton ſchimmern,
Dir bleibt, Graͤfin, noch immer der Ruhm, nach welchem
du ſtrebeſt,
Sollt er im Nothfall die Zuͤgel auch faſſen, die Regeln
des Wohlſtands
Leiden nicht, daß du allein ſo fluͤchtig im Lande herum-
ziehſt.
Alles wagt es, der Graͤfin Entſchluß noch mehr zu be-
ſtuͤrmen,
Von dem Oberſten an, bis auf die hagre Franzoͤſin.
Endlich mußte ſie ſich ſo vielen Bitten ergeben.
Und ſie ſprach: Es ſey dann, Baron! doch mußt du
allein nur
Jn der groͤßten Gefahr die Zuͤgel ergreifen. Der Freyherr
Gab ihr ſein Wort, und kuͤßt ihr drauf mit frohem Ent-
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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/383>, abgerufen am 24.11.2024.
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