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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763].

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Der Phaeton.

Aber auch gleich der Cythere von Paphos voll Liebreiz
und Anmuth.

Jhr schwarzlockigtes Haar schwimmt über die Schultern;
ein breites

Perlenfarbigtes Band nimmt sie nachläßig zusammen.
Jhren weißen blendenden Hals erhebt die Soubise,
Und der schimmernde Federbusch stralt vom drohenden
Mannshut.

Jhre zierliche Hand bekleidet ein männlicher Handschuh,
Und sie schwingt die gebiethrische Peitsche. So trat sie
heroisch

Vor den lächelnden Vater, und ihren Freyherrn. Ver-
steinert

Nahm der letzte das Wort. Was hör ich, theureste Gräfin?
Wie? du wagst es, allein mit muthigen Hengsten zu fahren!
Welch ein Einfall! Ein schrecklicher Traum weissaget mir
Unglück.

Gräfin, wenn du mich liebst, und diese feurigen Rosse
Selbst durchaus zu regieren gedenkst, so gönne mir gütig
Dir zur Seite den Platz, und laß im äussersten Nothfall

Mich

Der Phaeton.

Aber auch gleich der Cythere von Paphos voll Liebreiz
und Anmuth.

Jhr ſchwarzlockigtes Haar ſchwimmt uͤber die Schultern;
ein breites

Perlenfarbigtes Band nimmt ſie nachlaͤßig zuſammen.
Jhren weißen blendenden Hals erhebt die Soubiſe,
Und der ſchimmernde Federbuſch ſtralt vom drohenden
Mannshut.

Jhre zierliche Hand bekleidet ein maͤnnlicher Handſchuh,
Und ſie ſchwingt die gebiethriſche Peitſche. So trat ſie
heroiſch

Vor den laͤchelnden Vater, und ihren Freyherrn. Ver-
ſteinert

Nahm der letzte das Wort. Was hoͤr ich, theureſte Graͤfin?
Wie? du wagſt es, allein mit muthigen Hengſten zu fahren!
Welch ein Einfall! Ein ſchrecklicher Traum weiſſaget mir
Ungluͤck.

Graͤfin, wenn du mich liebſt, und dieſe feurigen Roſſe
Selbſt durchaus zu regieren gedenkſt, ſo goͤnne mir guͤtig
Dir zur Seite den Platz, und laß im aͤuſſerſten Nothfall

Mich
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[318/0382] Der Phaeton. Aber auch gleich der Cythere von Paphos voll Liebreiz und Anmuth. Jhr ſchwarzlockigtes Haar ſchwimmt uͤber die Schultern; ein breites Perlenfarbigtes Band nimmt ſie nachlaͤßig zuſammen. Jhren weißen blendenden Hals erhebt die Soubiſe, Und der ſchimmernde Federbuſch ſtralt vom drohenden Mannshut. Jhre zierliche Hand bekleidet ein maͤnnlicher Handſchuh, Und ſie ſchwingt die gebiethriſche Peitſche. So trat ſie heroiſch Vor den laͤchelnden Vater, und ihren Freyherrn. Ver- ſteinert Nahm der letzte das Wort. Was hoͤr ich, theureſte Graͤfin? Wie? du wagſt es, allein mit muthigen Hengſten zu fahren! Welch ein Einfall! Ein ſchrecklicher Traum weiſſaget mir Ungluͤck. Graͤfin, wenn du mich liebſt, und dieſe feurigen Roſſe Selbſt durchaus zu regieren gedenkſt, ſo goͤnne mir guͤtig Dir zur Seite den Platz, und laß im aͤuſſerſten Nothfall Mich

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Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/382>, abgerufen am 24.11.2024.